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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe
Autoren: Nancy Atherton
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Dunkeln an der Tür stehen, kalt, einsam und mit der ganzen Welt hadernd, und es kam mir vor, als sähe ich eine Fremde. Jenes Mädchen dort hätte weder an Geister geglaubt noch an Geschichten, die glücklich endeten. Jenes Mädchen hätte sich nie in einen schönen Prinzen verliebt. Ich hatte plötzlich großes Mitgefühl mit ihr, und als sich in der Erinnerung die Tür öffnete und die Dunkelheit von warmem Licht erhellt wurde, wünschte ich ihr alles Gute.
    »… und Tante Dimity ging heim, um sich vor ihrem Kamin zu wärmen, wo sie ihr Butterbrot aß und ihren Tee trank und leise vor sich hin lächelte, als sie an den sehr dicken und sehr freundlichen Mann dachte, den sie bei Harrod’s getroffen hatte.«
    Willis senior ließ den Satz einen Moment im Raum stehen, ehe er langsam nickte. »Vielen Dank, Miss Shepherd, Sie haben es wunderschön erzählt.« Er öffnete die Mappe und räusperte sich. »Ich habe nun die Aufgabe, Sie davon in Kenntnis zu setzen, dass das Haus sowie das Grundstück, das das Haus um-gibt – kurz, Miss Westwoods gesamter beträchtlicher Besitz –, zum Ende des nächsten Monats in Ihre Hände übergeht. Leider gibt es keine Möglichkeit, das zu beschleunigen, meine Liebe, aber ich bin sicher, diese Verzögerung wird Sie nicht weiter …«
    »An mich?«, flüsterte ich, denn ich wagte nicht, es laut zu sagen. »Das Cottage gehört mir?« Meine Überraschung spiegelte sich in Bills Augen wider, dem sein Vater von diesem Teil des Testaments ebenfalls nichts gesagt hatte.
    »Ja, Miss Shepherd. Ihre Antwort auf Miss Westwoods letzte Frage war mehr als befriedigend, sie war …«
    »Es gehört mir?«, wiederholte ich schwach, während ich das ganze Wunder dieses Plans langsam zu begreifen begann. Dimity und Beth, diese beiden bemerkenswerten Frauen, hatten sich gegenseitig geholfen, ihre dornigen Wege zu bewältigen, um mich dann gemeinsam aus der Einsamkeit zu holen und mir einen anderen Weg aufzuzeigen. Sie hatten die Abwärtsspirale meines Lebens aufgehalten und mich in dieses Haus geführt, um mir die Augen zu öffnen. Sie hatten mir einen Monat Zeit gegeben, um ihre Worte zu lesen und zu hören, was sie mir sagen wollten, damit aus Dimitys beträchtlichem Vermögen kein Schutzwall würde, hinter dem ich mich verschanzte wie Andrew in seinem einsamen Herrenhaus im schottischen Hochland.

    Wie im Traum stand ich auf und ging nach drau-
    ßen. Bill wollte mir folgen, aber sein Vater muss ihn zurückgehalten haben, denn ich verließ das Haus allein. Ohne genau zu wissen, wie ich dort hinge-kommen war, fand ich mich auf der Lichtung von Pouters Hill wieder.
    Das, was zwischen der alten Eiche und mir gesagt wurde, muss unter uns bleiben. Es genügt, dass der Baum ein ebenso guter Zuhörer war wie Bill.

Epilog
    Später im selben Sommer pflanzte Emma dort oben Blumen, und nach Aussage von Willis senior blühen sie das ganze Jahr über. Wenn er zu Besuch ist, sitzt er stundenlang unter der Eiche, und er besucht uns so oft er kann. Als er das erste Mal dort hinaufstieg, blieb mein Herz fast vor Angst stehen, aber die Anstrengung scheint ihm gut getan zu haben. Jedenfalls hat er mit seinem Herzen seitdem keine Schwierigkeiten mehr.
    Ich muss mich auf die Berichte der anderen verlassen, denn ich komme nicht mehr so oft dort hinauf, wie ich möchte. Meine Zeit ist ausgefüllt, indem ich beispielsweise alte Bücher für Stan aufstöbere und Onkel Andrew in Schottland besuche, wobei ich, die Kinder auf dem Rücksitz, mehrmals im Jahr zwischen unserem Haus und MacLaren Hall hin- und herfahre.
    Unsere Verlobung überraschte niemanden, am wenigsten Willis senior, der, kurz nachdem er von meinem Besuch in Edmunds Kuppel erfuhr, mit seinem Schneider gesprochen hatte. »Ich habe mir immer gewünscht«, sagte er, »dass mein Sohn im Cut heiratet, und ich dachte, dass du, Lori, ihn da-zu überreden könntest …« Es gelang mir.

    Miss Kingsley war so freundlich, sich um die Flü-
    ge der Yankee-Hochzeitsgäste zu kümmern, und ich selbst backte den dreistöckigen Hochzeitskuchen auf Seite 265 des eselsohrigen Kochbuchs. Der Empfang wurde unter dem neuen Dach des Pfarrhauses in einem Meer von blauen Schwertlilien gehalten, und Reginald wachte über den duftenden weißen Fliederstrauß, der ohne Karte geschickt worden war. An diesem Tag musste ich auch nur einmal meinen Wunsch unterdrücken, Bill eins hinter die Ohren zu geben, nämlich als er mit lauter Stimme verkündete, er heirate mich nur wegen meiner
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