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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe
Autoren: Nancy Atherton
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noch liebte.« Andrew beugte den Kopf und seufzte. »Wenn ich mich also in diesem Punkt ge-täuscht hatte, war es nicht möglich, dass ich mich auch in allem anderen getäuscht hatte? Mein Bruder war kein Mensch, der zu Zorn neigte – warum sollte er mir dann Visionen schicken, um meinen Zorn zu erhalten? Vielleicht schickte er sie mir aus einem anderen Grund. Vielleicht sollten sie mir sagen, dass mein Bruder keinen Frieden finden würde, solange Dimity litt.«
    Er wandte sich wieder dem Schreibtisch zu, öffnete eine schmale Schublade und nahm eine kleine Schachtel heraus. Er sah sie aufmerksam an und drehte sie in den Händen.
    »Kurz nachdem das Flugzeug meines Bruders abgeschossen worden war, patrouillierte ein Mitglied der Bürgerwehr in Clacton-on-Sea am Strand. Er fand eine Kartentasche, die angespült worden war, und darin war das hier.« Andrew fuhr mit dem Finger über die Schachtel, dann reichte er sie mir und bedeutete mir, sie zu öffnen. Ein kunstvoll ge-schmiedeter Goldring lag darin.
    »Der Mann, der das gefunden hat, muss ein grundehrlicher Mensch gewesen sein«, fuhr Andrew fort, »denn er übergab den Fund der Polizei. Es hat in den Wirren des Krieges und danach einige Jahre gedauert, aber schließlich fand man anhand des MacLaren-Wappens heraus, wem der Ring ge-hört hatte.
    Es war Bobbys Ring. Er hatte ihn bei sich, als er starb, aber der Karton war an Dimity adressiert, nicht an mich. Er muss gewusst haben, wie es wirklich um ihre Gefühle stand.«

    Gedankenverloren sah ich den Ring an. Jetzt war das letzte Stück des Puzzles an seinem Platz. Bobby hatte gewusst, was in Dimity vorging, und er wollte ihr den Ring schicken, um ihr zu zeigen, dass er nicht an ihrer Liebe zweifle, und um sie zu trösten.
    Er wollte ihr den Ring schicken, aber der kam nicht an, weil die irregeleitete Liebe seines Bruders ihn abgefangen hatte. MacLaren Hall war zwar Bobbys Geburtsort und der seiner Vorfahren gewesen, aber sein Herz war hier nicht zu Hause. Stattdessen hatte Bobby den verzweifelten Wunsch gehabt, an jenen Ort zurückzukehren, an dem er sich lebendig und glücklich gefühlt hatte.
    Die schmerzliche Einsamkeit, die Andrew in seinen Albträumen erlebte, war Bobbys Einsamkeit.
    Und es war Bobbys Stimme gewesen, die ich auf Pouters Hill gehört, und seine Sehnsucht, die ich gespürt hatte. Die Sehnsucht, an jenen Ort zurückzukehren, wo er die kostbarsten Augenblicke seines kurzen, tapferen Lebens erlebt hatte, die Sehnsucht, zu der Frau zurückzukehren, die er liebte. Und die er anflehen wollte, seine Liebe anzunehmen und festzuhalten, egal mit welchem Risiko, egal, wie kurz die gemeinsame Zeit sein mochte.
    Andrew schien meine Gedanken zu lesen. »Bobby hatte darauf vertraut, dass ich Dimity den Ring geben würde, aber ich hatte sein Vertrauen missbraucht. Ich tat alles, um ihr diesen Liebesbeweis meines Bruders vorzuenthalten. Können Sie sich vorstellen, was ich jetzt bei dem Gedanken empfinde, dass ich damit das Leiden meines Bruders unnö-
    tig verlängert habe? Ich hätte das Andenken an Bobby ehren sollen, indem ich so lebte, wie er gelebt hat, ehrlich, großherzig und voller Güte gegen seine Mitmenschen. Stattdessen habe ich mein ganzes Leben mit Ärger und Groll vergiftet, und nun bleibt nichts übrig als Scham. Ich kann nichts zu meiner Verteidigung sagen. Aber jetzt ist es zu spät
    …« Andrew bedeckte sich das Gesicht mit den Händen.
    Ich konnte die Augen nicht von dem Ring ab-wenden. Das Gold glänzte in der Abendsonne und wirkte warm und fast lebendig. Ich umschloss ihn mit meiner Hand.
    »Es ist nicht zu spät«, sagte ich leise. Der alte Mann hob den Kopf, und ich sagte noch mal, lauter diesmal: »Es ist nicht zu spät, Andrew. Bobby wartet dort draußen auf das Leuchtfeuer, das ihm den Weg nach Hause zeigt. Ich verspreche es Ihnen, Andrew, ich werde dafür sorgen, dass er dieses Leuchtfeuer sieht.«

24
    Andrew liess es geschehen, dass wir ihn ins Bett brachten, wo er augenblicklich einschlief.
    Ich betrachtete sein friedliches Gesicht und wusste, dass er von nun an keine Albträume mehr haben würde, und der Gedanke machte mich froh. Ich konnte ihm nicht böse sein, es hatte ohnehin schon zu viel böses Blut gegeben.
    Als wir nach unten kamen, war Mrs Hume immer noch am Telefon in der Bibliothek, wo sie gerade mit Hingabe die unglückliche Ehe eines Paares namens Charlie und Elaine beschrieb. Sie schien die Unterhaltung zu genießen, denn ich sah sie zum ersten Mal lächeln. Ich
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