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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Wir überholten die Nacht.
   Die Southern Cross war um Mitternacht auf Darkover gelandet. Dort hatte ich das terranische Flugzeug bestiegen, mit dem ich den halben Planeten umrunden würde. Erst eine Stunde war vergangen, und schon zeigte die dünne Luft die ersten Spuren der Morgenröte. Der Boden unter meinen Füßen kippte leicht, als die große Maschine sich auf den Westrand der Hellers niedersenkte. Gipfel auf Gipfel verschwand hinter uns. Wir durchflogen die spärlichen Wolken oberhalb der Schneegrenze. Schon begann ich, nach Landmarken Ausschau zu halten, obwohl ich wußte, daß wir zu hoch waren.
   Sechs Jahre lang hatte ich mich in einem halben Dutzend Sternensystemen herumgetrieben, und nun kam ich wieder nach Hause. Aber ich empfand nichts. Kein Heimweh. Keine Aufregung. Nicht einmal Groll. Ich hatte Darkover nicht wiedersehen wollen. Andererseits war mir Darkover so gleichgültig geworden, daß es mir nicht der Mühe wert gewesen war, mich zu weigern.
   Vor sechs Jahren hatte ich den Planeten mit der Absicht verlassen, nie mehr zurückzukehren. Die dringende Botschaft des Regenten war mir von Terra nach Samarra und von da nach Vainwal gefolgt. Es kostet eine Menge Geld, eine Nachricht an eine Privatperson durch den Raum zu schicken, auch über das terranische Relais-System, und der alte Hastur - Regent des Comyn, Herr der Sieben Domänen - hatte keine Wörter für Erklärungen verschwendet. Es war einfach ein Befehl gewesen. Ich konnte mir nur nicht vorstellen, warum sie mich zurückhaben wollten. Sie waren alle froh gewesen, mich los zu sein, als ich ging.
   Ich wandte mich von dem heller werdenden Fenster ab, schloß die Augen und preßte meine gute Hand an die Schläfe. Die interstellare Reise war wie immer unter schweren Sedativen erfolgt. Die Wirkung des Medikaments, das der Schiffsarzt mir gespritzt hatte, ließ jetzt langsam nach; die Müdigkeit schwächte meine Barrieren, und ein quälendes telepathisches Gemurmel drang in meinen Geist ein.
   Ich fühlte förmlich, wie die anderen Fluggäste mich heimlich anstarrten - wegen meines narbenbedeckten Gesichts, wegen meines Arms, der am Handgelenk in einem umgeschlagenen Ärmel endete, aber hauptsächlich deswegen, was und wer ich bin. Ein Telepath. Eine Abnormität. Ein Alton, Angehöriger einer der Sieben Familien des Comyn, der erblichen Autarkie, die Darkover schon regierte, lange bevor unsere Sonne zu Rot verblaßte.
   Und doch dieser Kaste nicht ganz zugehörig. Mein Vater Kennard Alton - jedes Kind auf Darkover konnte die Geschichte erzählen - hatte etwas Schockierendes, beinahe Schimpfliches getan. Er hatte mit einer ehrenhaften Laran -Heirat eine Terranerin zur Frau genommen, verwandt mit den verhaßten Imperiumsleuten, die die zivilisierte Galaxis überrannt haben.
   Er war damit durchgekommen, weil er stark war. Man hatte meinen Vater im Comyn-Rat gebraucht. Nach dem alten Hastur war er der mächtigste Mann im Comyn gewesen. Es war ihm sogar gelungen, dem Comyn meine Wenigkeit in den Hals zu stopfen. Aber sie waren alle froh gewesen, als ich Darkover verließ. Und jetzt war ich wieder da.
   Auf den Sitzen vor mir saßen zwei professorenhaft wirkende Erdmänner, wahrscheinlich Forscher, die auf Urlaub von ihrer Vermessungs- und Erkundungsarbeit waren. Sie diskutierten die bärtige Frage des Ursprungs. Der eine verteidigte stur die Theorie der Parallel-Evolution, der andere die Lehre, irgendein alter Planet - vorzugsweise die Erde selbst - habe die ganze Galaxis vor einer Million Jahren kolonisiert. Ich konzentrierte mich auf ihr Gespräch und versuchte, von den neugierigen Blicken rings um mich keine Notiz zu nehmen. Telepathen fühlen sich in Menschenmengen nie wohl.
   Der Anhänger der Verbreitungslehre brachte all die alten Argumente für ein vergessenes Zeitalter der Sternenreisen vor, und der andere Mann führte die nichtmenschlichen Rassen und die unterschiedlichen Kulturniveaus auf jedem beliebigen Planeten ins Treffen.
   »Darkover zum Beispiel«, dozierte er. »Der Planet befindet sich immer noch im frühen Stadium einer feudalen Kultur und versucht, den Zusammenstoß mit dem Terranischen Imperium zu verkraften… «
   Ich verlor das Interesse. Man konnte nur darüber staunen, wie viele Terraner Darkover immer noch für einen feudalen oder barbarischen Planeten hielten. Und das nur, weil wir gegen importierte terranische Maschinen und Waffen nicht etwa Widerstand leisten, sondern einfach
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