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und das geheimnisvolle Erbe

und das geheimnisvolle Erbe

Titel: und das geheimnisvolle Erbe
Autoren: Nancy Atherton
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Eigentümer diese Pracht ebenfalls zu schätzen wusste. Jede Blüte schien zu leuchten, die Blätter glänzten grün und frühlingsfrisch. Im fla-chen Teich spiegelten sich die Rosen vor dem Hintergrund des blauen Himmels, und über die Steinmauer ergossen sich Kaskaden kleiner violetter Blü-
    ten. Etwas entfernt lag kühl und einladend der Eichenhain, und die Wiese hinter der abgesenkten Terrasse war ein Meer von Osterglocken. Ich wandte den Blick wieder Bill zu.
    »In dem Falle«, sagte ich, »muss ich wohl deinen Antrag ohne weitere Bedingungen annehmen.«
    »Du nimmst ihn an?«
    »Natürlich. Erhebe dich, Ritter William, und füh-re deine Dame heim.« Ich reichte ihm die Hand, aber er blieb, wo er war.
    »Du nimmst an?«, fragte er.
    »Möchtest du es mit Blut geschrieben sehen?«
    »Ich möchte, dass du Ja sagst.«
    » Ja , William Edmund Willis. Ich will dich heiraten.«

    Ich hatte erwartet, dass er spätestens jetzt auf die Füße springen und mich leidenschaftlich umarmen würde. Stattdessen hockte er sich auf die Fersen und stieß einen lauten Seufzer der Erleichterung aus. »Gott sei Dank«, sagte er. »Ich dachte schon, ich würde es nie aus dir herauskriegen.«
    »Du hast doch nicht im Ernst geglaubt, dass ich ablehnen würde, oder?«
    »Nein, aber du solltest Ja sagen. Es war wichtig, dass du dieses besondere Wort sagst, und ich dachte, du würdest es nie über die Lippen bringen.« Er stand auf und wollte seinen Arm um mich legen, aber ich wehrte ab.
    »Moment mal«, sagte ich. »Warum dieses besondere Wort? Warum habe ich plötzlich das Gefühl, dass du mir etwas verschweigst?«
    »Weil es so ist. Ich konnte es dir nicht vorher sagen, aber jetzt kann ich es.« Er lehnte sich gegen das Balkongeländer. »Erinnerst du dich, dass ich einmal erwähnte, dass Dimity mir auch Geschichten erzählte, als ich mit Vater in ihrem Haus in London zu Gast war?«
    »Ja.«
    »Ich habe dir nie gesagt, wer die Heldin dieser Geschichten war. Sie war ein couragiertes und ganz entzückendes kleines Mädchen, eine richtige Froh-natur, die zufällig … Lori hieß.«
    »Du willst doch nicht etwa sagen …«

    »Ich sage nur, dass ich sie nie vergessen habe, besonders nachdem Dimity mir versprochen hatte, dass ich ihr eines Tages begegnen würde. Sie sagte, ich würde sie kennen lernen und mich in sie verlieben und sie würde sich ebenfalls in mich verlieben, obwohl es etwas dauern könne, bis sie es merkte.
    Und außerdem sagte Dimity, dass sie von all dem nichts wissen dürfe, ehe ich ihr Herz und ihre Hand gewonnen habe.«
    » Dimity? Dimity hat uns zusammengebracht?«
    »Also, Lori, du hast doch selbst gesagt, dass du nichts gegen Ehestifter hast. Und wir wissen es von berufener Seite – nämlich von den unschätzbaren Schwestern Pym und von deinen eigenen Eltern –, dass Dimity eine der besten ist.«
    »Aber … aber …« Ich gab auf und schüttelte nur den Kopf. »Kein Wunder, man sagt nicht umsonst, dass man mit zwölf Jahren leicht zu beeindrucken ist.«
    »Übrigens tut es mir auch Leid, dass ich dich damals so mit Kleidern überhäuft habe. Ich hätte wissen müssen, dass es zu früh und zu viel der Geschenke war. Aber ich hatte so lange gewartet, und ich war so glücklich … Ach ja, und dann gibt es noch etwas, das ich klarstellen muss, wo wir schon mal dabei sind.« Er zog eine kleine Schachtel aus der Hosentasche. Sie war mit dunkelblauem Leder überzogen. Er reichte sie mir und sagte: »Ngee oot sanzi, Lori.«

    Ich sah ihn verwirrt an und kramte in meiner Erinnerung. »Zurück an die Arbeit? Aber ich bin doch fertig …«
    »Moment mal. Das heißt es nicht. In Wirklichkeit bedeutet es etwas, das ich dir schon lange sagen wollte. Es heißt: Ich liebe … «
    Ehe er den Satz beenden konnte, ertönte vor dem Haus das Knirschen von Autoreifen auf Kies. Er verzog das Gesicht. »Perfektes Timing. Emma bringt die Kinder, um ihnen die Plätzchenbäckerin vorzustellen.«
    »Ach, komm«, sagte ich und zog ihn am Ärmel.
    »Ich wollte Peter und Nell doch sowieso kennen lernen. Es braucht ja nicht lange zu dauern.«
    »Das meine ich auch«, sagte er und ließ sich widerstrebend zur Tür ziehen.
    Wir stießen sie weit auf und sahen zu unserem grenzenlosen Erstaunen, wie Willis senior, unterstützt vom allzeit bereiten Paul, aus der Limousine stieg. Paul winkte mir zu und tippte sich an den Rand seiner Mütze, dann lud er das Gepäck von Willis senior aus, setzte im Rückwärtsgang auf die Straße hinaus und fuhr davon.
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