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Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten

Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten

Titel: Sternenfaust - 106 - Die Monde der großen Planeten
Autoren: Anonymous
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    Umlaufbahn um den Saturnmond Titan
     
    Von der vage zylindrischen Doppelsonde löst sich ein Stück. Durch die zahllosen, dünnen Antennen, die den Weltraum abhören und die nach vorn ausgerichtete Satellitenschüssel geht ein Zittern. Noch ein Ruck, und die beiden Stücke der Doppelsonde driften mit einer mittleren Geschwindigkeit von über 35 Metern in der Sekunde auseinander.
    Gäbe es hier, am 25. Dezember 2004, etwas mehr als eine Million Kilometer vom sechsten Planeten des Solsystems entfernt, jemanden, der zuschauen könnte, ihn würde die Perfektion des Vorgangs faszinieren. Aber Cassini-Huygens ist allein hier draußen über den Ringen des Saturn, über 1,34 Milliarden Kilometer vom Heimatplaneten entfernt. Die Mission der Sonde: Erforschung des Saturn und seines Mondes Titan, nach dem Jupitermond Ganymed dem größten im Sonnensystem – und dem einzigen, der eine Stickstoffatmosphäre hat.
    Das Manöver ist bereits seit Jahren geplant, der Vorgang verläuft ohne Zwischenfälle. Huygens – der Teil, der von der European Space Agency an Cassini angehängt und der von der Sonde der amerikanischen NASA über sieben Jahre von der Erde hierhin getragen wurde – begibt sich beinahe sofort in den Orbit um Titan und beginnt mit den Messungen und dem Sammeln von Forschungsdaten.
    Am 14. Januar 2005 ist es dann soweit: Huygens begibt sich auf den rund zweieinhalb Stunden dauernden Abstieg auf die Oberfläche des Mondes.
    Noch gibt es keine Verbindung von Huygens zur Erde, das Kontrollzentrum in Houston weiß noch nicht, dass die Mission »Lander« planmäßig verläuft. Steuer- und Funksignale von der Erde benötigen 68 Minuten bis in die Umlaufbahn um Saturn.
    Doch Huygens weiß nichts von der Unruhe, die die NASA-Mitarbeiter in Houston und die ESA-Leute in Oberpfaffenhofen immer dann erfasst, wenn eine Aktion von Cassini-Huygens ansteht. So auch diesmal. Aber die ESA-Sonde funktioniert tadellos. Schon während des Abstiegs beginnt die Sonde mit ihren Aufgaben: dem Sammeln von meteorologischen Daten, Messungen der chemischen und physikalischen Eigenschaften der Titan-Atmosphäre und das Schießen von unzähligen Fotos, die via Cassini zur Erde geschickt werden. Und die Bodenstationen sind begeistert von den ersten Ergebnissen – auch wenn nur jedes zweite Bild zur Erde geschickt wird.
    Ein Bedienfehler wird als Ursache für die Fehlfunktion angegeben.
    Nach zwei Stunden, siebenundzwanzig Minuten und 50 Sekunden landet Huygens auf der Oberfläche – als erstes menschliches Gefährt auf einem fremden Mond außerhalb der Erdumlaufbahn. Der Hitzeschild hat die 1.200 Grad Reibungshitze, die beim Eintritt in die dichte Stickstoff-Atmosphäre entstanden sind, gut ausgehalten und die rund 320 Kilogramm schwere Sonde zusammen mit den drei Fallschirmen relativ sicher auf dem Titan abgesetzt.
    Die mittlere Oberflächentemperatur beträgt -179°. Die Techniker der ESA und der NASA rechnen nicht damit, dass die Sonde länger als 3 Minuten arbeiten kann, ohne einzufrieren. Man weiß allerdings zu wenig über die Oberflächenbedingungen auf dem Titan, um das genauer zu berechnen. Daher sind die ersten Bilder, die auf der Erde von den Kontrollzentren empfangen werden, eine Sensation: Es sieht aus wie auf dem Mars. Die Atmosphäre sorgt für düsteres orangefarbenes Tageslicht, das nur rund ein Tausendstel so hell ist wie auf der Erde. Der Boden ist scheinbar mit Gesteinsbrocken übersät. Später werden die Telemetriedaten ergeben, dass es sich wahrscheinlich um ein weiches, sumpfiges Gemisch aus Wasser- und Kohlenwasserstoffeis handelt, das von flüssigen Methanseen und -flüssen durchzogen ist, das auf Titan etwa die gleiche Rolle im Stoffkreislauf einnimmt wie Wasser auf der Erde. Auch Hinweise auf Vulkane und stetige Ostpassatwinde kann Huygens an die Kontrollzentren auf der Erde weitergeben. Die mit Dünen überzogenen Ebenen sind dort, wo kein Eis liegt, scheinbar sandig – doch aus welchem Stoff, aus welchen Elementen dieser »Sand« besteht, das kann auch Huygens nicht genau feststellen. Eine These besagt, dass es sich um an Staubpartikel gebundenes Ethan handelt, andere sagen, es sind feine Silikate.
    Darüber hinaus wird es nicht viele Daten vom Titan zur Erde geben. Auch wenn die Verbindung zu Huygens über sensationelle 70 Minuten hinweg gehalten werden kann – nach dieser Zeit friert ein System nach dem anderen unwiderruflich ein.
    Die Sonde verstummt.
    Doch niemand kann mit letzter Sicherheit sagen, warum
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