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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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und trat einen Schritt zurück. »Bist du total übergeschnappt? Was denkst du dir denn dabei?«
    »Ehrlich gesagt, ich weiß es nicht.« Thomas sah sie an. Wie hübsch sie aussieht, wenn sie wütend ist! Ihre Augen blitzen, ihr Körper ist gespannt wie eine Sehne. Ein tolles Mädchen!
    Er atmete tief auf, und es war ihm, als dufte die ganze Welt nach Rosen. Er griff wieder zu, aber Karin war schneller und entschlüpfte ihm. Lachend rannte sie vor ihm her, die Bergwiese hinab, und er folgte ihr, in großen Sätzen, die seinen langen Beinen nicht schwerfielen, überholte sie, sprang auf die Straße und fing Karin auf, als sie über die Straßenböschung sprang.
    »Wann habt ihr Freizeit?« fragte er, als sie zu dem Busch gekommen waren, wo hinter einigen Felssteinen Karins Tasche mit ihren Jeans und dem Pullover versteckt lag. Sie zog beides über den Bikini, und Thomas stützte sie, als sie in die Hosenbeine stieg. »Dürft ihr ins Kino gehen?« fragte er.
    »Klar. Aber da hängen sich andere von uns an.«
    »Es wird doch leicht sein, sie abzuhängen?«
    »Mal sehen.«
    »Du kommst? Ich warte um acht Uhr an der ›Schönen Aussicht‹. Du kennst die ›Schöne Aussicht‹?«
    »Was denn sonst. Hat zum Programm der beiden ersten Tage gehört: Kennenlernen der näheren Umgebung zwecks sicher folgendem Aufsatz nach den Ferien. Thema: Eindrücke am Wolfgangsee.«
    »Du kommst also?«
    »Vielleicht!« Karin sah Thomas spöttisch an. Sie ging barfuß, die Sandalen trug sie zusammengebunden über der Schulter. Die Haare hatte sie mit einer Spange zusammengenommen, was ihr Gesicht noch schmaler erscheinen ließ.
    »Du bist sehr hübsch, Karin«, sagte Thomas leise. Er stockte und blickte verlegen in den blauen Sommerhimmel. »Wie findest du mich?«
    »Ganz nett, Tom! Nur küssen kannst du nicht! Aber so ein fleißiger Junge wie du wird das auch noch lernen.« Sie lachte laut und sprang leichtfüßig die Straße nach St. Wolfgang hinunter.
    Thomas sah ihr nach, bis sie zwischen den Büschen verschwand. Ganz unbewußt wischte er sich über den Mund, seine Finger rochen nach der Sonnencreme, mit der sich Karin eingerieben hatte. Er atmete den Duft tief ein. »Karin«, sagte er leise. »O Karin, ich liebe dich.« Glücklich schlenderte er nach St. Wolfgang zurück.
    Während sich die Mädchen des Kölner Königin-Luise-Gymnasiums im Sommerlager am Wolfgangsee wohlfühlten und begeisterte Briefe nach Hause schickten, ging in der Villa des Architekten Ludwig Etzel das Leben wie gewohnt weiter.
    Ludwig war auf Reisen. Das letzte Telefongespräch war aus Kopenhagen gekommen. Dort sollte ein Architektengremium ein großes Klinikum bauen: Spezialkrankenhäuser für Chirurgie, innere Krankheiten, Gynäkologie und eine große Entbindungs- und Kinderklinik. Ludwig hatte die Planungen für das Schwesternhaus übernommen, ein Hochhaus von neunzehn Stockwerken, das die anderen Krankenhausbauten wie ein breiter Turm überragen sollte. Sein Minimodell aus Gips und Pappe hatte überall großen Beifall gefunden und festigte seinen internationalen Namen als Architekt.
    Das Lebenszeichen aus Kopenhagen kam noch nicht einmal von ihm selbst. Ludwigs Sekretärin, die attraktive Irene Aurach, hatte angerufen. »Ihr Mann läßt Ihnen bestellen, daß es ihm gut geht«, hatte sie am Telefon gesagt. »Er ist wieder in einer Sitzung. Aber er hofft, in drei Wochen zurückzukommen.«
    »Danke«, hatte Lucia kurz erwidert und aufgelegt.
    Wer Lucia kennenlernte und wer dann wußte, daß Ludwig neun Monate im Jahr von zu Hause fort war, konnte nur verständnislos den Kopf schütteln. Mit neununddreißig Jahren war Lucia eine ausgesprochene Schönheit. Schlank, elegant, in den teuersten Kleidern, mit einem eigenen weißen Sportwagen, fiel sie sofort auf. Im Tennisclub, auf der Pferderennbahn von Köln, bei den gesellschaftlich attraktiven Bällen in Bonn oder Düsseldorf, im Jachtclub – überall zog sie die Männer an wie ein Magnet. Sie war fröhlich und lebenslustig, sportlich und tanzte gern, und wenn man sie lange und eindringlich bat, dann sang sie sogar. Lucia hatte eine sehr schöne Stimme. Bevor sie vor achtzehn Jahren den damals noch unbekannten Architekten Etzel heiratete, hatte sie als ausgebildete Opernsängerin ihr erstes Engagement am Göttinger Stadttheater. Nach einer Aufführung von ›Madame Butterfly‹ lernte man sich kennen. Ludwig hatte sich gerade selbständig gemacht und baute eine Reihenhaussiedlung. Nach der Heirat trat Lucia von der
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