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Erregende Ermittlungen

Erregende Ermittlungen

Titel: Erregende Ermittlungen
Autoren: Denice von Z.
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Kapitel 1: Nachts auf dem Reviera
    Frage 16: Erläutern Sie, warum es bei der Festnahme des Verdächtigen unumgänglich war, ihm beide Arme zu brechen.
    Detective Megan Ann Parrish schnaubte. Ein Ton zwischen einem bitteren Lachen und einem Seufzer der Resignation. Sie hasste Papierkram. Leider bestand das Polizistenleben zu einem unangenehm hohen Anteil genau daraus. Mit dem bescheidenen Gehalt eines Cops des Los Angeles Police Departements kam sie gut klar. Auch die ständige Gefahr bei der Arbeit fand sie eher anregend denn störend. Aber dass ihre Behörde zuließ, dass die schleimigen Anwälte ausgewiesener Gewaltverbrecher den ganzen Apparat mit endlosen Fragebögen und anderen formaljuristischen Spitzfindigkeiten traktierten, das ließ sie manchmal an ihrer Berufswahl zweifeln.
    Mit einem zerkauten Kugelschreiber zwischen den Zähnen grübelte sie über eine passende Antwort nach.
    Antwort: Weil ich ihn noch viel lieber gleich abgeknallt hätte. Aber dann würde ich jetzt noch mehr mistige Fragebögen ausfüllen müssen.
    Nein. Das kam vielleicht nicht so gut an beim Captain. Der hatte sie ohnehin schon auf dem Kieker.
    Antwort: Weil mein Griff ihm die Arme nicht nur brechen, sondern ausreißen sollte, aber anscheinend muss ich wieder mehr trainieren.
    Auch nicht viel besser, selbst wenn das mit dem Training stimmte. Sie war im vorigen Monat 34 Jahre alt geworden. Ein unwirkliches Alter, wie ihr schien. Ihr Körper war noch so straff und gut in Form wie eh und je, aber tief in ihrem Inneren meldeten sich die ersten, kaum wahrnehmbaren Vorzeichen kommender Veränderungen…
    Megan schüttelte diese unwillkommenen Gedanken ab und kniff die Augen zusammen. Sie versuchte, die vertrauten Hintergrundgeräusche des nächtlichen Reviers auszublenden und ließ die Szene von letzter Woche nochmals vor ihrem inneren Auge Revue passieren.
    Antwort: Weil ich an diesem Abend richtig aufgekratzt war. Endlich passiert mal wieder was, und ich mittendrin. Und nach dieser Verfolgungsjagd zu Fuß durch das Industriegebiet, da fühlte ich mich so lebendig, so sprühend, so scharf, dass ich einfach ein wenig Körper-kontakt haben musste. Mit einem Mann meine ich. Schließlich habe ich schon lange keinen…
    Was zum Teufel war das jetzt? Woher kamen diese verräterischen Einflüsterungen. Wenn sie so einen Scheiß hier reinschrieb, dann konnte sie gleich den Antrag auf Versetzung in den Innendienst mit abgeben. Der Captain war über 50 und hatte mindestens hundert Pfund Übergewicht. Er konnte die Erregung der Nacht bestimmt nicht mehr nachvollziehen. Den hetzenden Atem. Die übernatürlich scharfe Wahrnehmung, mit der man die Dinge fast schon wusste, bevor sie geschahen. Das fast erotische Pulsieren von Sauerstoff, Adrenalin und schmerzhaft lebendiger Energie in jeder einzelnen Körperzelle. Und noch viel weniger ihre eigenen, ganz persönlichen Nöte und Bedürfnisse. Insbesondere solche, die sich seit längerem angestaut hatten…
    Verdammt!
    Erbittert biss sie ein weiteres Mal auf den Stift, was diesmal das leise Knirschen von billigem Plastik in ihrem Mund zur Folge hatte. Auch das noch! Vorsichtig spuckte sie die scharfkantigen Splitter aus und betrachtete das Wrack des Kulis angewidert. Toni sollte seine Werbegeschenke wirklich nicht mehr bei diesem chinesischen Billiganbieter kaufen!
    Sie warf den Stift mit einer nachlässigen Bewegung in den leeren Papierkorb und zog die oberste Schublade auf. Darin lagen fünfzig identische Kugelschreiber aus weißem Plastik, alle mit einem grellroten Aufdruck „Pizzeria Da Toni“. Megan ging fast jede Woche ein oder zwei Mal zu Toni, und Toni nötigte ihr jedes Mal einen weiteren Stift aus seinem anscheinend unerschöpflichen Reservoir auf.
    Sie schnaubte erneut und schrieb:
    Antwort: Der Festgenommene war bewaffnet und hatte bereits zuvor seine Gewaltbereitschaft durch Schüsse auf Polizeibeamte gezeigt. Eine Kollegin war verletzt. Er leistete heftigen Widerstand bei der Festnahme, daher war es notwendig, ihn zu entwaffnen und ruhig zu stellen.
    Ja. Ja, das klang schon besser. Das klang nach überlegter, solide geplanter Polizeiarbeit. Wie die Corps in den alten Streifen aus den Fünfzigern oder Sechzigern. Jederzeit beherrscht, immer cool, unangefochten Herr der Lage. Sozusagen fähig, jeden Bösewicht durch die reine Präsenz der Marke nieder zu drücken. Auch den abgefeimtesten Schurken zu paralysieren durch das unerschütterliche Bewusstsein: Wir sind die Guten. Das wollte der
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