Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
Vom Netzwerk:
 
VORWORT
     
    Im 53. Jahrtausend schreibt NEWS OF THE GALAXY, das vielbeachtete Nachrichtenmagazin, in einem Artikel unter der Überschrift DAS WAHNSINNIGE RAUMSCHIFF:
    In dieser Zeit, in der aus Energiekugeln bestehende intergalaktische Riesenschiffe den Reedern zum Profit dienen, ist es vielleicht nicht fehl am Platz, an ein Fahrzeug zu erinnern, dessen Bau – die damaligen Mittel mit den heutigen verglichen – eine ungleich viel größere Leistung darstellte als das energetische Aufblasen unserer Transporter, die in ihren durchsichtigen, aber ansonsten undurchdringlichen Hüllen Waren zwischen den Galaxen hin- und hertransportieren.
    Das Schiff, von dem die Rede ist, wurde im vierten Jahrtausend gebaut und war keineswegs ein Energieballon, sondern ein Ding aus greifbarer Materie. Die irdische Menschheit, damals im Besitz aller besiedelbarer Welten im Umkreis von vierzig Lichtjahren um die Erde, dachte daran, einen nennenswerten Bruchteil ihrer Rasse weit hinaus in den unbekannten Teil der Milchstraße zu schicken und diesem Bruchteil ausreichende Mittel mitzugeben, daß er am Zielort ohne nennenswerten Verlust an Kultur und Zivilisation die Wurzel einer menschlichen Zweigrasse werden könne.
    Ein „nennenswerter Bruchteil“ – das waren fünfhundert Millionen Siedler. Die Ausrüstung, die man ihnen mitgab, hätte zweitausend Jahre zuvor, also im zweiten Jahrtausend, noch ausgereicht, um der ganzen Menschheit ein Leben ohne Angst und Sorge zu ermöglichen. Dabei bestand diese Ausrüstung keineswegs aus totem Material allein: an Bord des Schiffes wurden Millionen von Tieren, Pflanzen, Tier- und Pflanzenkulturen untergebracht. Die Siedler sollten am Ziel die Möglichkeit haben, in der altgewohnten Umgebung zu leben. Dazu gehörten die Kühe, die die Milch lieferten, ebenso wie die Ameisen, die ahnungslose Picknicker in das Sitzfleisch zwicken.
    Natürlich mußte das Schiff, das einen solchen Transport zuwegebringen sollte, ein Monstrum sein. Es bekam den Namen GLORIOUS und wurde im freien Raum, auf einer Umlaufbahn um die Erde, zusammengesetzt. Die GLORIOUS war kugelförmig und hatte einen Durchmesser von 600 Kilometern. Kugelförmige Decks, jedes um 50 Meter im Durchmesser größer als das nächstinnere, füllten den Leib des Schiffes – insgesamt 12 000 an der Zahl. Die Decks bestanden aus H-Fe-He-Plastik, jenem wunderbaren Kunststoff der menschlichen Frühgeschichte, der mit seinen Eisenankettungen und Edelgaseinschlüssen eine Dichte von nur 0,1 gr/cm³ hatte und dennoch alle anderen Werkstoffe an Elastizität und Härte übertraf. Ganze Planetoiden wurden zur Beschaffung der nötigen H-Fe-He-Plastik aufgesogen und in ihre Bestandteile zerlegt.
    Alle Decks der GLORIOUS zusammen hatten eine nutzbare Fläche von rund 5 Milliarden Quadratkilometern. – Das ist fast das Zehnfache der Erdoberfläche. Das Material, aus dem das Schiff bestand, umfaßte ein Volumen von 10 Millionen Kubikkilometern; das Gesamtvolumen der GLORIOUS betrug 113 Millionen Kubikkilometer. Die Masse des unbeladenen Schiffes war 10 15 Tonnen.
    Die GLORIOUS sollte ihren Weg, der über einige tausend Lichtjahre führte, in relativistischem Flug zurücklegen. Für die fünfhundert Millionen Menschen an Bord sollte zwischen Start und Landung eine Zeitspanne von nur vier Jahren verstreichen. Die GLORIOUS war mit Nugas-Triebwerken ausgerüstet, und jeder, der noch etwas von dieser altmodischen Art der Schiffsbewegung versteht, weiß, daß ein relativistisch geflogenes Schiff rund das Tausendfache seiner eigentlichen Masse als Treibstoff mit sich führen muß. Die Startmasse der GLORIOUS betrug also 10 18 Tonnen – neunhundertneunundneunzig Promille davon hochionisierter Wasserstoff, dessen Beschaffung in den atmosphärischen Haushalt der äußeren Planeten beträchtliche Unordnung gebracht hatte – und war damit nur noch fünfundsiebzigmal geringer als die Masse des Erdmondes. Die zusätzlichen 3•10 15 Tonnen an Ausrüstung und Besatzung fielen dagegen kaum noch ins Gewicht.
    Eine solch gewaltige Masse wollte bewegt sein. Die GLORIOUS verfügte über einhundert katalytische Fusionsgeneratoren, die zusammen eine Leistung von 10 28 Watt erzeugten – genug, um das Schiff spielend zu bewegen und außerdem noch alle Nebenfunktionen zu erfüllen, deren es Tausende gab.
    Nur die äußersten, größten Decks waren den Siedlern vorbehalten. Mit einer Fläche von zusammen etwa 10 Millionen Quadratkilometern boten sie ihnen immer noch ausreichenden
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher