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TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1

Titel: TS 58: Das Raumschiff der Verbannten, Teil 1
Autoren: Kurt Mahr
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keine Frage“, stellte Hobbes fest, „auf die die INTERCOSMIC zu antworten hat. Feststeht, daß die INTERCOSMIC den Kampf um den Platz des Kommandanten gewonnen und die STELLAR TRADE auf den zweiten Rang verwiesen hat. Ganz hinauswerfen konnten wir sie nicht, denn wir sind am Ende unserer Mittel. Die INTERCOSMIC ist an der GLORIOUS mit nahezu einhundert Milliarden Credits beteiligt – das ist der höchste Beitrag eines Privatunternehmens überhaupt und etwa ein Drittel dessen, was die Zentralregierung gegeben hat. Die INTERCOSMIC hat sich an dem Schiff verausgabt. Sie ist mehr als pleite.“
    Er ließ das häßliche Wort eine Weile im Raum stehen. Dann beugte er sich weit vornüber und fuhr wesentlich sanfter fort:
    „Ich glaube Ihnen, Leinster, daß Sie von wirtschaftlichen Fragen nicht allzuviel verstehen. Aber eines wird Ihnen mittlerweile doch klar geworden sein: Um Geld zu bekommen, muß man Prestige haben! Das ist so klar, daß in unseren Haushaltsplan für die nächsten zehn Jahre das Prestige, das wir dadurch erwerben, daß wir den Kommandanten für die GLORIOUS stellen, als fester Posten eingegangen ist.
    Mit anderen Worten: wenn Sie den Posten übernehmen, dann bekommt die INTERCOSMIC soviel Kredit, daß sie sich im Laufe der nächsten fünf Jahre sanieren und nach zehn Jahren dreimal so kräftig dastehen kann wie vor Beginn des GLORlOUS-Unternehmens.
    Nur deswegen hat sich die INTERCOSMIC an dem Projekt überhaupt beteiligt! Oder hatten Sie angenommen, wir stecken aus Idealismus hundert Milliarden in ein Superschiff?“
    Leinster ging auf die Frage nur indirekt ein.
    „Das heißt also“, antwortete er nach kurzem Nachdenken, „Sie bekommen das Geld, und ich die Schwierigkeiten.“
    Hobbes antwortete prompt und scharf.
    „Sie wissen, daß das nicht so ist. Die INTERCOSMIC hat für Sie gesorgt. Wenn Sie mit der GLORIOUS zurückkehren, wird Ihr Vermögen, das sich inzwischen angesammelt hat, zehn Millionen Credits betragen – sicher angelegt und unzerstörbar.“
    Leinster grinste zum erstenmal.
    „Wenn ich zurückkehre“, erwiderte er. „Mit Helmer an Bord habe ich keine besonders gute Chance.“
    Hobbes lachte – ein wenig gezwungen, ein wenig verächtlich.
    „Ich dachte, Sie seien der Mann, der sich jedes Gegners im Handumdrehen entledigt.“
    Leinster hob die Schultern.
    „Vielleicht ist Helmer die Ausnahme von der Regel. Wenn überhaupt einer, dann nur er!“
    Darauf wußte Hobbes nichts zu sagen. Da auch Leinster nicht mehr sprach und die übrigen vier sich nicht veranlaßt fühlten, den Mund aufzumachen, kehrte für ein paar Minuten das gleiche Schweigen in den kleinen Raum ein, das vor Leinsters Ankunft schon zwei Stunden dort geherrscht hatte.
    Dann hob Leinster plötzlich mit einem Ruck den Kopf.
    „Ich habe es mir überlegt“, sagte er barsch, „ich nehme an!“
    Hobbes schoß so rasch in die Hohe, daß sein Stuhl knirschend nach hinten davonglitt und gegen die Wand stieß. Von einem Augenblick zum andern hatte Hobbes’ Gesicht angefangen zu strahlen.
    „Na also!“ rief er begeistert. „Ich hab’s doch gewußt! Leinster, Sie …“
    Leinster unterbrach ihn mit einer knappen Handbewegung.
    „Sparen Sie sich die Ovationen, Hobbes!“ knurrte er. „Sie wissen, in was für eine Sache Sie mich da hineingeritten haben. Ich bin interessiert daran, ein Vermögen von zehn Millionen Credits zu verdienen, und dafür nehme ich auch ein gewisses Risiko auf mich. Weiter nichts. Zwischen mir und der INTERCOSMIC bestehen außer diesen zehn Millionen keinerlei Beziehungen – weder freundliche, noch feindliche. Ich fahre jetzt in die Stadt zurück, und wenn der Tag gekommen ist, an dem die GLORIOUS übernommen werden kann, geben Sie mir Bescheid. – Anderes haben wir nicht mehr miteinander zu tun … davon abgesehen, daß Sie während meiner Abwesenheit den Grundstock für mein Zehn-Millionen-Vermögen legen.
    Und jetzt machen Sie mir gefälligst die Tür auf!“
    Hobbes machte ein beleidigtes Gesicht und ließ die Tür auffahren. Er wartete, bis Leinster mit knallenden Schritten in den Gang hinausgestapft war. Dann betätigte er den Türknopf aufs neue, und gleich danach verlor sich seine beleidigte Miene.
    „Na also“, seufzte er erleichtert, und in den Seufzer stimmten die andern vier Männer bereitwilligst und ehrlichen Herzens mit ein.
    Gus Leinster ging den finsteren Gang entlang, der das oberste Stockwerk des gewaltigen Intercosmic-Verwaltungsgebäudes ebenso wie alle anderen in
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