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Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)

Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)

Titel: Leidenschaft, die nie vergeht (German Edition)
Autoren: Miranda Lee
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1. KAPITEL
    Das Taxi hielt vor seinem Apartmenthaus, und Nicolas stieg ungewöhnlich langsam aus. Er war hundemüde und fühlte sich seltsam leer. All die Begeisterung, die normalerweise die Entdeckung und Förderung eines aufregenden neuen Talents mit sich brachte, blieb dieses Mal aus.
    Natürlich hatte es ihn immer mehr begeistert, selbst auf der Bühne zu stehen, statt hinter den Kulissen mitzuerleben, wie jemand anders den Applaus erntete. Aber unentdeckte Stars aufzuspüren und neue musikalische Trends zu entwickeln war für ihn seit zehn Jahren immerhin das Zweitbeste.
    Trotzdem hatte sich sein Pulsschlag heute Abend nicht erhöht, als sein jüngster Schützling das anspruchsvolle New Yorker Konzertpublikum mehr als einmal vor Begeisterung von den Stühlen gerissen hatte. Er freute sich für Junko. Natürlich freute er sich. Sie war ein reizendes Mädchen und eine großartige Geigerin. Dennoch hatte er nicht das gefühlt, was er normalerweise fühlte. Eigentlich war er fast unberührt geblieben.
    Vielleicht waren das ja schon die Vorboten einer Midlife-Crisis, immerhin wurde er nächstes Jahr vierzig. Oder die ersten Anzeichen für einen Burn-out? Die Arbeit im Musikgeschäft war extrem aufreibend, zumal man auch noch ständig unterwegs sein musste.
    Da Nicolas Hotels nicht mochte, hatte er sich sowohl in New York als auch in London ein Apartment gekauft. Seine Freunde hielten das für ziemlich exzentrisch, aber Nicolas hatte die Entscheidung nie bereut. Der Wert seines New Yorker Apartments hatte sich seit dem Erwerb vor sechs Jahren immerhin bereits verdoppelt. Sein Townhouse in London war als Investition zwar nicht ganz so spektakulär, aber Geld verloren hatte er durch den Kauf auch nicht.
    „Hat alles geklappt heute Abend, Mr Dupre?“, erkundigte sich der Türsteher, als Nicolas eintrat. Dessen Stimme klang besorgt. Offenbar konnte man ihm die Müdigkeit ansehen.
    Nicolas bemühte sich um ein Lächeln. „Danke, Mike, alles bestens.“
    Der Mann lächelte zurück. „Das ist gut.“
    Mike war ein großartiger Mensch, einfühlsam und zuverlässig, und ein Trinkgeld anzunehmen ging gegen seine Ehre. Zum Ausgleich dafür drückte Nicolas ihm jedes Jahr zu Weihnachten einen Scheck in die Hand, mit der Warnung, dass er es als persönliche Beleidigung betrachten würde, wenn Mike sein Weihnachtsgeschenk ablehnte.
    Chad, der junge Mann am Empfang, hob den Kopf, als Nicolas die Eingangshalle durchquerte.
    „Moment mal, Sir, ich habe hier einen Brief für Sie“, rief Chad ihm zu.
    „Einen Brief?“
    Nicolas runzelte die Stirn und ging zum Tresen. Er bekam praktisch keine normale Post mehr. Sämtliche Rechnungen und Bankunterlagen gingen direkt an seinen Steuerberater. Und wer ihn persönlich kontaktieren wollte, tat das per Telefon, E-Mail oder SMS.
    Der junge Mann lächelte. „Kam erst heute Nachmittag, da waren Sie schon weg. Die Anschrift ist köstlich. Wir haben herzlich gelacht.“ Mit diesen Worten reichte er Nicolas einen leuchtend rosa Umschlag.
    Die Adresse lautete:
    Mr Nicolas Dupre
    c/o Broadway
    New York
    America
    „In der Tat“, erwiderte Nicolas mit einem trockenen Lächeln.
    „Muss großartig sein, berühmt zu sein“, bemerkte Chad lapidar.
    „So berühmt bin ich doch gar nicht.“
    Nicht mehr. Die Künstler wurden schließlich in die Talkshows eingeladen, nicht die Produzenten. Vor zwei Jahren hatte Nicolas ein einziges Interview gegeben, nachdem ein von ihm produziertes Musical mit Preisen überhäuft worden war, aber das war es dann auch gewesen.
    „Kommt aus Australien“, erklärte Chad. Nicolas blieb fast das Herz stehen.
    Irgendetwas warnte ihn davor, den Umschlag umzudrehen und einen Blick auf den Absender zu werfen … nicht hier.
    „Sieht aus wie von einer Lady.“ Chad brannte sichtlich vor Neugier.
    Aber Nicolas hatte nicht vor, den Wissensdurst des jungen Mannes zu stillen.
    „Fanpost vermutlich“, sagte er und ließ den Umschlag in seiner Brusttasche verschwinden. „Da hat wohl irgendwer nicht mitbekommen, dass ich seit Jahren nicht mehr auftrete. Danke, Chad. Gute Nacht.“
    „Oh … äh … gute Nacht, Sir.“
    Erst nachdem er in seinem Apartment im zehnten Stock angelangt war, holte Nicolas den Brief aus seiner Tasche und drehte ihn um.
    Sein Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Der Brief war nicht von ihr. Aber hatte er das denn ernsthaft erwartet? Hatte er wider alle Vernunft gehofft, Serina könnte nach so langer Zeit doch noch gemerkt haben, dass sie ohne ihn
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