Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
Vom Netzwerk:
Verständnis aufbringen müssen, dafür nämlich, daß es für uns keinen Familienurlaub gibt wie bei vielen anderen, dafür, daß für sie nur ein Ferienlager der Schule übrigbleibt.«
    »Sie fahren mit ihrem geschlossenen Deutschkurs, das ist doch wohl keine Strafe!«
    »Und Peter? Hast du mal darüber nachgedacht, wie der sich zu Hause langweilen wird, wenn alle seine Klassenkameraden –«
    »Wollen wir uns jetzt wegen des morgigen Festes oder wegen der Schulferien der Kinder in die Haare geraten?« rief Ludwig gereizt.
    »In die Haare geraten können wir uns ja wohl kaum – du bist ja nie da!« Zum zweiten Mal schmiß sie den Hörer auf den Apparat, rannte in den Garten, setzte sich an den Springbrunnen und versuchte, sich durch tiefes Durchatmen zu beruhigen. Das Fest morgen muß gelingen, nahm sie sich vor, nun eben ohne Ludwig! Ich habe die Kinder, ich habe genügend Personal, die Sache ist gut durchorganisiert, Dr. Schachtner ist ein zuverlässiger Partner – und ich bin eine attraktive und gewandte Frau. »Danach aber«, sagte sie laut, »danach werde ich mein Leben ändern, wenn nötig, werde ich es auf den Kopf stellen!«

2
    Sie lagen bäuchlings auf der Wiese, kauten Grashalme, schlugen mit den nackten, langen Beinen durch die heiße Sommerluft und lachten. Hinter ihnen, im Tal, glänzte der Wolfgangsee in der Sonne; die Seilbahn auf dem Schafsberg glitt wie eine müde Mücke den Berghang hinauf; über den Bergen stand flimmernd die Hitze. Kein Wind regte sich.
    »Guck dir den Typ an!« sagte Karin. »Der glotzt herüber, daß ihm bald die Augen aus dem Kopf fallen. Hat wohl noch nie Mädchen gesehen, was?« Sie reckte sich, dehnte die Arme und schlug in der Luft die Hacken zusammen.
    Erika, die neben Karin lag, ein knackiges Mädchen mit kurzen schwarzen Haaren, lachte und wälzte sich auf den Rücken. »Wer ist das denn?«
    »Keine Ahnung.« Karin stützte das Kinn in beide Hände. »Der ist uns nachgeschlichen. Sieht gar nicht übel aus: ein bißchen dürr, aber groß ist er.« Sie hob den Kopf, spuckte den zerkauten Grashalm aus und neigte den Kopf etwas zur Seite. Ihr langes blondes Haar, das sie sonst zu einem Pferdeschwanz zuammengebunden trug, fiel offen auf ihre Schultern. Sie hatte ein hübsches Gesicht mit großen blauen Augen. »Jetzt lächelt er mich an!« flüsterte sie.
    »Laß ihn doch!« Erika rupfte mit ihren Zehen Grashalme aus. »In einer halben Stunde müssen wir wieder unten im Kral sein. Tu so, als sei der Kerl gar nicht vorhanden.«
    »Er hat schwarze Locken«, sagte Karin, »und wenn er lächelt, hat er zwei Grübchen. Ist das stark! Ob ich ihn mal frage, was er hier will?«
    »Laß das!« Erika drehte sich träge wieder auf den Bauch. »Daß du immer nach den Kerlen gucken mußt! Solche halbreifen Bananen! Wenn's ein Graumelierter wäre, so wie der unten am See, der mit dem Motorboot, dann ja!«
    »Das ist ein Playboy, für den sind wir Kleinkinder.«
    »Du nicht. Du siehst aus wie achtzehn. Er hat dir gestern lange nachgeäugt, als du am Bootshafen vorbeigegangen bist. Mit dem war noch was zu machen.«
    Karin setzte sich und schlug die langen, schlanken Beine übereinander. Sie wußte, wie hübsch sie war, und sie hielt sich nicht zurück, es überall deutlich zu zeigen. »Ich frage ihn, woher er kommt, ja?« sagte sie leise. »Wetten, der ist nicht von hier.«
    »Ich wette nicht mehr.« Erika erhob sich, zog das Bikinihöschen und das Oberteil gerade und fuhr sich mit gespreizten Fingern durch die kurzen Haare. »Ich gehe. Vergiß nicht – in einer halben Stunde ist Ballspiel. Tschüs!«
    Karin wartete, bis Erika den Wiesenhang hinuntergegangen war und auf dem Feldweg ins Tal wanderte. Dann stand sie auf und ging langsam, mit betont wiegenden Hüften, zu dem jungen Mann, der ihr mit großen Augen entgegensah.
    Diesen wiegenden Gang hatte Karin geübt. In ihrem Zimmer hatte sie den Spiegel auf den Boden gestellt und war dann hin- und hergegangen, bis sie es heraus hatte, wie man die Hüften bei jedem Schritt nach vorne dreht. Sie fand das umwerfend und war auch die einzige in der Klasse, die das perfekt konnte.
    Der junge Mann sprang auf, als Karin vor ihm stehen blieb und ihn mit hochgezogenen Augenbrauen anlächelte. Er war sichtlich verlegen. »Thomas Andau«, stellte er sich vor. »Habe ich gestört? Das wollte ich nicht.«
    »Karin Etzel.« Karin stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte die langen Haare.
    Thomas Andau konnte nicht viel älter sein als sie. Er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher