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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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eine Zigarette. Er las die Zeitung und überlegte sich ein Thema für die morgendliche ›Aktuelle Stunde‹, die er eingeführt hatte. Dort sprach man Tagesereignisse durch.
    In der Diele von Haus Sonneck drängte Karin ihre Schwester in eine Ecke, während die anderen die Treppe hinaufstürmten. »Du«, flüsterte sie, »du mußt mir einen Gefallen tun. Einen ganz großen Gefallen.«
    »Ich denke, wir gehen ins Kino?« fragte Monika zurück.
    »Natürlich. Aber hör zu, ich habe mich verabredet.«
    »Spinnst du, Karin?«
    »Ich nicht, aber der Junge. Ein netter Typ. Thomas heißt er. Ich nenne ihn Tom, das hat ihn echt umgehauen. Er wartet um acht Uhr an der ›Schönen Aussicht‹. Du mußt hingehen.«
    »Ich? Wieso? Ich gehe ins Kino. Das ist deine Verabredung.«
    »Nun sei kein Frosch.« Karin griff in die Hosentasche und holte einen vielfach zerknitterten Geldschein heraus. Es waren fünfzig Mark. »Von Papi, eiserne Reserve. Du kannst sie haben, wenn du mich vertrittst. Du brauchst nichts weiter zu sagen als: ›Es geht heute nicht!‹ Dann weiß Tom Bescheid.«
    »Das kannst du doch selbst sagen!«
    »Eben nicht!« Karin blinzelte Monika zu. »Er ist in mich verschossen.«
    »Schon wieder einer.« Monika schüttelte den Kopf. »Muß das denn sein? Kannst du keinen Mann sehen, ohne ihn anzumachen?«
    »Tom ist kein Mann, sondern ein liebes Bübchen.« Karin strich eine Strähne des blonden Haares aus der Stirn. »Ich glaube, er hat noch nie ein Mädchen geküßt. Und deshalb will ich ihn braten lassen. Weißt du, er soll sich selbst garkochen! Und wenn er mich dann wieder küßt, stellt er es weniger hirnrissig an.«
    »Du bist doch ein Biest, Karin.«
    Monika zuckte zusammen, als Karin laut zu lachen begann. »Das ist nicht zum Lachen«, sagte sie ernst. »Das ist einfach fies von dir! Aber ich weiß schon, was du willst. Du schickst mich nur, damit dieser Thomas völlig durcheinanderkommt. Du nimmst an, daß er nicht an die Zwillinge glaubt. Aber du irrst dich! Ich werde es ihm deutlich genug sagen, daß ich nicht Karin Etzel bin. Ich werde es ihm schon von weitem zurufen! Und dann werde ich ihm erzählen, daß du es gar nicht wert bist, daß sich ein gutmütiger Typ mit dir befaßt!«
    »O Gott!« Karin hob mit gespielter Sanftmut den Blick zur Decke. »Wir werden einen weiblichen Pastor in der Familie haben! Werden Sie nächsten Sonntag über die Sünden der Jugend predigen, Frau Pfarrer?«
    Monika wollte etwas erwidern, aber Karin stieß sie mit dem Ellbogen in die Seite.
    Aus dem Speisesaal kam Dr. Hembach. Er wollte sich den Abend mit Tischtennis vertreiben. »Aha, die Etzel-Damen!« sagte er und kam näher. »Wenn Sie noch ins Kino wollen, wird's Zeit.« Er sah Monika und Karin abwechselnd an und krauste die Stirn. »Sie haben wieder Ihre Erkennungsmarken nicht an. Bitte vergessen sie nicht immer, sie anzustecken.«
    »Verzeihung, Herr Doktor!« Monika griff in die Tasche ihres Pullis und holte eine kleine goldene Brosche heraus, die ein M darstellte. Sie steckte sie an den Pullover und lächelte. Karin tat das Gleiche und sah Dr. Hembach herausfordernd an. Der räusperte sich, wandte sich ab und ging die Treppe hinauf.
    »Der wird verlegen«, flüsterte Karin und stieß Monika in die Seite. »Hast du das gesehen? Süß sieht er aus.« Dann lehnte sie sich an die Wand und nahm ihr K wieder ab. »Also, gehst du zu Tom?«
    »Nur, damit es keine neuen Komplikationen gibt – ja! Und du?«
    »Ich gehe brav am See spazieren und bin mit den anderen vom Kino pünktlich zurück.«
    »Und wo soll ich in dieser Zeit hin?«
    »Du setzt dich ins Café Rumpler. Dort hole ich dich ab. Alles okay, Schwesterchen?«
    »Wenn Papi das wüßte …«
    Lachend sprang Karin die Treppe hinauf, immer zwei Stufen auf einmal nehmend. Eine Viertelstunde später kam sie langsam wieder herunter. Nichts erinnerte mehr an eine Schülerin im Sommerlager. Sie trug ein hautenges Minikleid, schwarz mit bunten Streublumen, dazu die passenden Leggings und schwarze Pumps; die offenen Haare bändigte ein schwarzer Reif aus Samt. Sie hatte sich die Lippen rot geschminkt und die Augen mit Lidstrich und Wimperntusche verschönt. Jetzt sah sie aus wie zwanzig, und sie wußte auch, wie hübsch sie war. Vom Treppenabsatz sah sie sich nach allen Seiten um, dann rannte sie die Treppe hinunter und aus dem Haus. Die Kinogänger und die Spaziergänger mit Frau Gütlich waren schon weg; im Keller hörte man Lachen, dort spielten Dr. Hembach und einige
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