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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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strahlte. »Alles in Ordnung.«
    »Ich will kein ›Alles in Ordnung‹, sondern Einzelheiten.«
    »Die Blumen waren richtig, die Worte, auch die Situation ergaben sich. Nur der Anfang – Gott, ich kam mir ganz schön bescheuert vor! Am Sonntag kommt übrigens Monika zu uns.«
    »Gut«, lachte Josef Andau. »Komm, ich spendiere einen Cognac.«
    Ein Jahr verging; Ereignisse erschütterten die Welt und wurden schnell wieder vergessen.
    Ludwig Etzel baute bei Köln eine Wohnsiedlung; er hatte alle Auslandsaufträge zurückgegeben. Wenn er abends nach Hause kam, war der Tisch gedeckt, und Lucia empfing ihn fröhlich, als seien sie jung verheiratet. Peter ließ sich sein Latein abhören, und nicht nur Monika, sondern auch Karin arbeitete für die Schule. Wenn Lucia mit ihrem Mann allein bei einem Glas Wein saß, besprachen sie die vielen kleinen wichtigen und unwichtigen Dinge des Alltags. Sie waren wieder eine richtig glückliche Familie geworden.
    Von Henk Beljonows Schicksal erfuhren sie am Rande. Er war tot. Betrunken war er in München in einen Wagen gelaufen und auf die Straße geschleudert worden.
    Irene Aurach, Ludwigs Sekretärin, hatte im vergangenen Jahr gekündigt und war nach Hamburg gezogen. Das geschah ohne Krach, ohne Szene, es war ein rein beruflicher Wechsel, bei dem Erinnerungen keinen Platz mehr hatten. Ostern schickte sie eine Anzeige, sie hatte geheiratet.
    Im Sommer fuhr die ganze Familie nach Borkum; aber nicht nur sie! Auch Dr. Hembach und Thomas waren mit von der Partie. Alle Schulsorgen waren vorübergehend in weite Ferne gerückt, auch für Karin, die nun doch beschlossen hatte, das Abitur zu machen. Danach wollte sie sich zur technischen Zeichnerin ausbilden lassen, um in das Architekturbüro ihres Vaters eintreten zu können – vielleicht schon als Frau Hembach.
    Aber nun waren Ferien. Der Salzwind der Nordsee wehte über den Sand und rüttelte an den Strandkörben. Die Fahnen über den Sandburgen knatterten. Am Strand, nahe den anrollenden Wellen, spielten vier junge Leute und warfen sich Bälle zu. Ihr Lachen flog mit dem Wind zu den Strandkörben.
    Ludwig legte den Arm um die Schulter seiner Frau und zog sie an sich. Sie sahen den ballspielenden Mädchen und den beiden Männern zu. »Plötzlich werden wir älter«, sagte er zärtlich und küßte Lucia auf den Hals. »Im Handumdrehen sind unsere Töchter junge Frauen geworden. Und ich habe es gar nicht gemerkt, wie schnell sie wuchsen. Ihre Kindheit habe ich irgendwie versäumt. Aber mit Peter soll das anders werden. Wo ist der überhaupt?«
    Lucia lächelte und lehnte sich in den Arm ihres Mannes zurück. »Er ist mit seiner Freundin beim Burgenbauen.«
    »Der fängt ja früh an, der Lümmel!« Ludwig lachte und winkte Thomas zu, der einem Ball nachrannte. Dann wandte er sich wieder seiner Frau zu. »Ich möchte mit dir eine große Reise machen, mein Liebes, mit dir ganz allein, irgendwohin, wo es schön ist. Früher hatten wir für so was kein Geld, und heute bilden wir uns ein, keine Zeit zu haben. Da stimmt doch was nicht!«
    »Ach, Ludwig, vieles im Leben stimmt nicht; dafür sind wir nun mal Menschen, unvollkommene, fehlerhafte Menschen, denen es schwerfällt, die Spreu vom Weizen zu trennen, Maß zu halten, ein ausgewogenes Verhältnis zum Glück zu bekommen.«
    »Hauptsache«, erwiderte Ludwig, »man lernt es mit der Zeit. Gott sei Dank sind wir noch nicht zu alt dafür! Das Schicksal meint es gut mit uns.«
    Eine Zeitlang schwiegen beide, aber jedes wußte, was das andere dachte: Das krisenreiche vergangene Jahr war das Tor zum Neuanfang geworden.
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