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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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die Menschen auf freiem Feld übernachten«, bemerkte Ludwig.
    »Mir kommen gleich die Tränen.« Der Oberarzt winkte ab. »Sie können ruhig weiter schimpfen. Sie bleiben hier im Bett, bis Sie wieder soweit sind, am Reck eine Riesenwelle zu machen.«
    Dr. Schachtner lachte. »Ich hatte im Turnen immer 'ne Fünf!«
    Aber es blieb dabei: Monika und Peter wurden entlassen, und jeden Nachmittag saß Lucia weiterhin am Bett ihres Mannes, brachte ihm Obst und Rotwein, Bücher und Zeitungen und sogar einen großen Skizzenblock, in den er sofort neue Ideen für eine Wohnsiedlung einzeichnete. Es war, als seien sie jung verheiratet. Stundenlang saßen sie zusammen, oft Hand in Hand, und wenn sich Lucia verabschiedete, drehte sich Dr. Schachtner taktvoll auf die andere Seite. »Für einen Junggesellen ist der Anblick küssender Paare, vor allem in meiner Zwangslage, eine glatte Strafverschärfung!«
    Ein paarmal hatte auch Thomas Andau seine Monika in der Lindenburg besucht. Beim ersten Mal hatte es ihn eine gewaltige Überwindung gekostet. Hätte Monika ein eigenes Zimmer gehabt, wäre es einfach gewesen. Aber so lag Peter mit ihr in einem Raum und beobachtete sie beide ungeniert. Außerdem hatte Thomas das Gefühl, sich bei Monikas Vater vorstellen zu müssen. Und das war nun ein echtes Problem. Nach langer Überlegung beschloß er, sich bei seinem Vater Rat zu holen.
    Nach dem Mittagessen ging er zu ihm ins Arbeitszimmer, wo Josef Andau eine Zigarre rauchte. Das war die geheiligte Stunde, wo man ihn nur in dringenden Fällen stören durfte. Durch den Rauch seiner Zigarre schaute er den Sohn prüfend an. »Kummer?« fragte er endlich.
    Thomas schrak zusammen. »So ähnlich, Papa.«
    »Schule? Latein? Pauken, Thomas. Pauken! Latein muß man pauken!«
    »In Latein stehe ich auf einer glatten Zwei.«
    »Was du nicht sagst! Mathematik etwa?«
    »Nein. Monika.«
    »Aha!« Josef Andau zog kräftig an seiner Zigarre. »Hat's Krach gegeben?«
    »Nein. Monika liegt noch im Krankenhaus. Aber jetzt in Köln, in der Lindenburg. Karin hat mich angerufen. Und – ich möchte sie nun besuchen.«
    »Das gehört sich auch so.«
    »Ja. Aber ihr Vater liegt ja auch noch im Krankenhaus. Kann jederzeit im Zimmer seiner Tochter auftauchen.«
    »Und nun hast du Angst, mein Sohn, was?« Josef Andau lachte laut. »Ich freue mich, daß es so ist, denn es zeigt mir, daß eure manchmal so kaltschnäuzige Generation doch noch etwas Ehrfurcht vor den Älteren hat! Und nun willst du von mir einen Rat, nicht wahr?«
    »Klaro.«
    »Rat von dem verkalkten Greis …«
    »Das habe ich nie gesagt, Papa.«
    »Aber oft gedacht.« Josef Andau sah den Brand seiner Zigarre an. »Wenn ich mich an die Filme erinnere, die ihr so gern seht, dann müßtest du zu Herrn Etzel ans Bett treten, ihm auf die Schulter schlagen und sagen: ›Na, alter Knabe, was macht der Knochen? Ich bin übrigens Tom, und Ihre Tochter, die Monika, die ist jetzt meine Lady.‹«
    Thomas verzog sein Gesicht. »Mach keine Witze, mir ist es bitterernst. Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Also gut, versuchen wir es auf die gute, alte Tour.« Der Vater sah seinen Sohn lächelnd an. »Ich nehme an, Frau Etzel ist nachmittags auch manchmal im Zimmer.«
    »Ja.«
    »Dann kaufst du erst mal zwei Blumensträuße. Einen für Monika und einen größeren – selbstverständlich – für Frau Etzel. Dann stellst du dich vor und erzählst kurz, wie ihr euch am Wolfgangsee kennengelernt habt.«
    »Das ist ja fast schon so förmlich wie ein Heiratsantrag«, sagte Thomas entsetzt, »geht's nicht noch ein bißchen konservativer?«
    »Bestimmte Formen gelten nun mal seit Jahrhunderten. Im Verkehr mit den Eltern gilt noch der alte Zopf.«
    »Gut!« Thomas nickte. »Und dann stehe ich da, habe die Blumen abgegeben und meinen Vers aufgesagt. Was dann?«
    »Bist du ein Idiot, mein Sohn?«
    »Nicht ganz.« Thomas sah unglücklich aus. »Sie werden mich beobachten.«
    »Das haben Eltern so an sich. Habe ich nicht auch deine Monika von weitem heimlich begutachtet?«
    Thomas sah schnell weg. Wenn du wüßtest, daß das Karin war, dachte er. Aber sie sehen ja beide gleich aus; und den anderen Charakter kann man ja nicht am Kleid feststellen, vor allem, wenn Karin sich Mühe gibt, ganz brav zu sein. »Das stimmt«, erwiderte er leise.
    »Und ich werde sie mir aus der Nähe auch noch genau begucken – die richtige Monika«, lachte Josef Andau.
    Thomas fuhr aus dem Sessel hoch. »Du wußtest … das mit Karin?«
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