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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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»Die Presse, die Leute, die Kollegen, die anderen Schülerinnen, die Eltern – alle denken doch das Gleiche: Er hat! Wollen Sie als Rechtfertigung eine ärztliche Bescheinigung über die Unberührtheit Ihrer Braut in die Zeitung setzen lassen? Selbst dann wird man sagen: ›Alles Lüge!‹ Die Welt ist nun einmal so. Man unterstellt das, was man sehen will. So ist das, lieber Kollege! Was aber noch schlimmer ist: Auch wir, die Schulaufsichtsbehörde, werden mit hineingerissen! Glauben Sie, das läßt sich alles still unter den Teppich kehren?«
    Der junge Lehrer setzte sich verwirrt. »Eine Versetzung ist doch unauffällig.«
    »Ihr Schulleiter zum Beispiel weiß es, der erzählt es seiner Frau. Beim nächsten Kaffeekränzchen der Frauen der Kollegen wird es weiterverbreitet; und die Lawine rollt! Sie ist gar nicht aufzuhalten. Das ist ein Naturgesetz. Der Mensch ist geschwätzig, und er ist es um so mehr, wenn er nichts sagen darf! Wissen Sie, was mit Ihnen passieren wird, Hembach?« Dr. Brunnenmayer stand auf und ging im Zimmer hin und her. »Sie werden versetzt. An das Jungengymnasium Ehrenfeld zum Beispiel. Mit Ihrer Akte läuft das Gerücht: Versetzt wegen Liebe zu einer Schülerin. Was glauben Sie, was man Ihnen für einen Empfang im neuen Kollegium bereiten wird? ›Hallo, da kommt unser Casanova!‹« Er seufzte. »Dann werden es die Eltern erfahren, schließlich die Schüler.«
    Dr. Hembach sah auf seine Hände. Seine Stimme zitterte. »Ist es denn ein Verbrechen zu lieben?« fragte er tonlos. »Sind wir Lehrer denn andere Menschen?«
    »Ein Lehrer muß Vorbild sein.«
    »Was hat das mit der Liebe zu tun?«
    »Viel! Sie können von mir aus eine siebzehnjährige Negerin lieben – nur Ihre Schülerin nicht!«
    »Das ist doch eine verdammte Heuchelei!« Dr. Hembach sprang wieder auf. »Ich stehe dazu! Ich lasse mich versetzen. Karin geht in einem Jahr ab, dann heiraten wir. Ist das nicht korrekt?«
    »Natürlich. Aber ein Lehrer sollte sich das dreimal überlegen.«
    »Und das nennt man das zwanzigste Jahrhundert!«
    Dr. Brunnenmayer blieb vor dem jungen Lehrer stehen. »Sie bleiben also dabei?«
    »Ja, selbstverständlich«, antwortete Dr. Hembach fest. »Ich lasse mir von niemand mein Leben verpfuschen!«
    »So viel bedeutet Ihnen das Mädchen?«
    Dr. Hembach nickte. »Ich liebe Karin und würde jedes Opfer bringen.«
    »Na denn!« Der Schulrat legte Dr. Hembach die Hand auf die Schulter. »Ich werde Ihre Versetzung befürworten. Beißen Sie sich durch, junger Freund. Aber erwarten Sie von mir keine Hilfe gegen Gerüchte! Ich habe Sie gewarnt. Viel Glück!«
    »Danke, Herr Schulrat.« Dr. Hembach verbeugte sich knapp. »Es wird schon werden.«
    »Stellen Sie mich Ihrer jungen Frau einmal vor, wenn Sie verheiratet sind?«
    »Natürlich, Herr Schulrat.«
    »Wenn man bedenkt …« Dr. Brunnenmayer sah an Dr. Hembach vorbei. »Ich habe zwei Töchter von siebzehn und achtzehn Jahren. Und wenn die Jüngste jetzt zu mir käme und sagte: ›Vater, ich heirate meinen Kursleiter‹, das ist schon ein komisches Gefühl, Herr Kollege.«
    »Das ist es sicher.« Dr. Hembach lächelte schwach. »Aber bedenken Sie bitte, Herr Schulrat, daß wir eine Generation jünger sind. Da sieht es ganz anders aus.«
    Dr. Brunnenmayer stand oben am Fenster und sah auf die Straße hinab, als Dr. Hembach das große Gebäude verließ. Eigentlich ist es etwas Herrliches, so lieben zu können, dachte er, daß es keine Hindernisse gibt, die man nicht überwinden könnte. Soll man Hembach bedauern? Soll man ihn beneiden? Er wandte sich ins Zimmer zurück. Er dachte an seine eigene Jugend und lächelte. »Ich beneide ihn«, sagte er leise, »er hat Mut und ist konsequent.«
    Am gleichen Tag noch ging der Bericht ans Kultusministerium. Der Weg Karins und Dr. Hembachs war freigemacht.
    Nach zwei Wochen wurden Peter und Monika aus dem Kölner Krankenhaus Lindenburg entlassen. Ludwig Etzel und Dr. Schachtner mußten noch bleiben, weil der Oberarzt der Unfallstation beide zu gut kannte. »Sie behalte ich hier, bis Sie völlig ausgeheilt sind«, erklärte er, als Ludwig und Dr. Schachtner nach Hause drängten. »Ich kann mir genau vorstellen, wie das geht! Man stürzt sich kopfüber in die Arbeit!«
    »Arzt müßte man sein«, stöhnte Dr. Schachtner. »Wenn ich meine Prozeßtermine nicht wahrnehmen kann, verlieren meine Klienten. Bei euch Ärzten ist das einfacher, bei euch sterben die Patienten bloß!«
    »Und wenn ich keine Häuser baue, müssen
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