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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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durch die endlosen Korridore. Lächelnd nahm sie zur Kenntnis, daß sie Herzklopfen hatte.
    »Karin«, rief Monika laut, als ihre Schwester das Zimmer betrat, die Blumensträuße und Pralinenschachteln in den Händen.
    Peter sah die Pralinen sofort und schrie dazwischen: »Sind auch Cognacbohnen dabei?«
    Auf seinem Bett lud Karin alle Geschenke ab, gab ihm einen Kuß und lief zu ihrer Schwester.
    »Wo ist denn Mutti?« fragte Monika nach dem ersten Begrüßungssturm.
    »Bei Papi.« Karin kniff ein Auge zu. Sie setzte sich auf Monikas Bettkante. »Mutti ist ganz anders als früher, fast über Nacht. Ach, ihr erkennt sie gar nicht wieder!«
    »Was ist nun mit den Pralinen?« rief Peter. »Schließlich war ich eine Zeitlang gekidnappt und mußte von Wasser und Brot leben!«
    Das darauf folgende Lachen befreite alle von dem inneren Druck, der auf ihnen lag.
    Was zwischen Ludwig Etzel und seiner Frau Lucia in Zimmer 19 gesprochen wurde, hat nie jemand erfahren.
    Um der Familie eine Freude zu machen, ordnete Dr. Bornwieser an, noch einmal für ein paar Stunden alle Beteiligten in einem Zimmer zusammenzulegen.
    Als der Krankenpfleger das Bett dorthin rollte, ging Lucia nebenher und hielt die Hand ihres Mannes.
    Mit Hallo wurden sie im großen Zimmer empfangen. Es war fast wie ein fröhliches Familienfest und nicht wie in einem Krankenhauszimmer mit lauter Verletzten.
    Schwester Christine unterließ es, um Ruhe zu bitten; Dr. Bornwieser hielt sie zurück. »Es gehört zum Heilvorgang«, erklärte er, »eine bessere Medizin gibt es nicht.«
    Dr. Schachtner winkte Ludwig zu, als dessen Bett wieder am alten Platz stand. »Ich schließe hiermit die Akten«, rief er.
    »Tun Sie das, Doktor.« Ludwig zog seine Frau auf sein Bett. »Wir werden sie nie wieder brauchen.«
    Es wurde ein lauter Vormittag, denn nun flogen die Korken aus den Champagnerflaschen. Und die Fröhlichkeit stieg noch, als Dr. Bornwieser verkündete, daß am Freitag die Rückfahrt nach Köln stattfinden könne, allerdings in einem Krankenwagen und nicht etwa nach Hause, sondern in das Kölner Krankenhaus Lindenburg.
    Das Versetzungsgesuch Dr. Hembachs hatte bei der Schulbehörde in Köln für einige Unruhe gesorgt. Schulrat Dr. Brunnenmayer, sonst durch nichts zu erschüttern, hatte dem Regierungspräsidenten selbst den Fall vorgetragen.
    »Regeln Sie das so diskret wie möglich! Wir haben schon genug Schulskandale gehabt«, lautete dessen Antwort.
    Ein Skandal! Als solchen empfand auch Dr. Brunnenmayer das Schriftstück Dr. Hembachs. Ein Lehrer verliebt sich in seine Schülerin! Er will sie heiraten. Ein Mädchen von siebzehn Jahren. Man sollte von einem Akademiker mehr Reife verlangen!
    Dr. Brunnenmayer dachte an die sensationell aufgemachten Berichte der Lokalblätter. Überschriften wie ›Liebesnest in der Schule‹ oder ›Kursleiter als Liebhaber‹ nahmen ihm fast den Atem. Mit einem tiefen Seufzer rief er: »Herein!«, als ihm die Sekretärin aus dem Vorzimmer das Eintreffen Dr. Hembachs mitteilte. Genau elf Uhr. Der Schulrat begrüßte ihn kurz und blätterte dann in dem Brief herum, als habe er ihn gerade gelesen. »Hat sich das nicht vermeiden lassen?« bemerkte er plötzlich.
    Dr. Hembach schüttelte den Kopf. »Nein.«
    »Was heißt nein?« Dr. Brunnenmayer nahm seine Brille ab und putzte sie umständlich. »Sie sind doch ein erwachsener Mann! Ein Lehrer! Ein Akademiker! Sie lassen sich von einer siebzehnjährigen Göre aus den Latschen kippen!«
    »Ich betrachte die siebzehnjährige Göre als meine zukünftige Frau«, erklärte Dr. Hembach ruhig.
    »Das ist doch ein Witz«, meinte Dr. Brunnenmayer.
    »Nein! Ich glaube, ich habe mich in meinem Brief deutlich genug ausgedrückt.«
    »Das ist doch Irrsinn, Hembach!«
    »Liebe ist nie Irrsinn.«
    »Eine Siebzehnjährige!«
    »In drei Jahren ist sie zwanzig! Dann sähe es plötzlich anders aus, nicht wahr? Sollen wir wegen der Optik drei Jahre lang heucheln? Ich habe um Versetzung an ein Jungengymnasium gebeten, um allen Komplikationen aus dem Weg zu gehen.«
    Dr. Brunnenmayer lehnte sich zurück. »Mein lieber Hembach«, sagte er gedehnt, »sehen wir von der Versetzung ab, die natürlich sofort erfolgen wird. Wissen Sie überhaupt, daß man Ihnen daraus einen Strick drehen kann? Sogar strafrechtlich? Man nennt das heute sexuellen Mißbrauch von Schutzbefohlenem.«
    Dr. Hembach sprang auf. »Davon kann bei uns nicht die Rede sein!«
    »Aber wer glaubt Ihnen das?« Dr. Brunnenmayer beugte sich vor.
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