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Und alles nur der Liebe wegen

Und alles nur der Liebe wegen

Titel: Und alles nur der Liebe wegen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war groß und schlaksig und hatte dunkelbraune Augen.
    Der gefällt mir, dachte Karin. Er ist genau der Typ, mit dem man Action in das langweilige Sommerlager bringen kann.
    »Du bist hier in Ferien?« fragte Thomas. Es war selbstverständlich, daß sie sich duzten.
    »Ja. Unten im Sommerlager des Königin-Luise-Gymnasiums von Köln. Wir wohnen im Haus Sonneck. Langweiliger Laden. Wir nennen die Bude den Kral.«
    Thomas lachte. Er hatte eine schöne, tiefklingende Stimme.
    Karin fand die Stimme faszinierend. Sie spürte Schmetterlinge im Bauch.
    »Nein, so was!« rief Thomas. Er legte die Hände auf den Rücken, weil er nicht wußte, wohin mit ihnen. »Die Schule vom alten Schnuffi!«
    »Du kennst unseren Chef?«
    »Aber klar, ich bin vom Cusanusgymnasium in Köln. Wir haben unser Sommerlager ganz in der Nähe. Unser Alter, der Papagei, ist ein Studienfreund von eurem Schnuffi! Einmal in der Woche spielen sie Skat und haben ihren Stammtisch. Jedes Jahr fahren das Cusanusgymnasium und das Königin-Luise-Gymnasium zusammen in das Sommerlager, weil die beiden ihren Skat weiterspielen wollen. Wußtest du das nicht?«
    »Nein. Ich bin erst ein Jahr auf der Schule. Wir sind von Leverkusen nach Köln gezogen. Mein Vater ist Architekt.«
    »Etzel? Warte mal …« Thomas bekam ehrfurchtsvolle Augen. »Der Etzel, der die beiden Kaufhäuser gebaut hat?«
    »Genau der. Seitdem ist mein Vater fast unsichtbar. Mal Paris, mal Brüssel, mal München, dann Hamburg, Bremen, Hannover. Immer auf Achse. Als ob er der einzige Architekt in Deutschland wäre.«
    »Einer der wenigen, die was können.« Thomas Andau sah Karin prüfend an. Die Sonne umglänzte sie.
    Karin bemerkte diesen schnellen Blick, er tat ihr gut. Er bewies ihr, daß Thomas Sinn für Schönheit hatte.
    »Du bist mit deinem Leistungskurs hier?« fragte Thomas unvermittelt.
    Karin nickte. »Leistungskurs Deutsch, und du?«
    »Musik. Wer begleitet euch?«
    »Unser Kursleiter ist Dr. Hembach, auch der schöne Erich genannt. Sieht wirklich super aus, man könnte sein Herz an ihn verlieren.«
    Thomas sah sie zärtlich an. »Du siehst toll aus in dem Bikini«, sagte er. Seine Stimme war noch um einen Ton dunkler geworden, noch etwas schwingender. Er spielte hinter dem Rücken mit seinen Fingern und spürte eine merkwürdige Nervosität. »Aber das haben dir schon viele Jungen gesagt, was?«
    »Ja. Und sogar ausgewachsene Männer.«
    »Wie alt bist du?«
    »Sechzehn. Ich werde im Dezember siebzehn.«
    »Ich bin schon siebzehn. Werde im Mai achtzehn.«
    Das Gespräch stockte plötzlich. Sie blickten sich an, Karins leuchtendblaue Augen glänzten, Thomas' braune hatten einen verträumten, romantischen Ausdruck.
    Mit einem Schwung drehte sich Karin um und blickte ins Tal. Eine Reihe von Segelbooten glitt über den silbernen See. Die weißen Segel leuchteten in der Sonne. »Eine Regatta!« rief sie und warf wieder die langen blonden Haare zurück. Sie wehten Thomas über die nackte Brust.
    Einer Eingebung folgend packte er sie und hielt sie fest.
    »Au!« schrie Karin auf. »Was soll das?«
    »Sie sind wie Seide«, stellte Thomas fest. Das Kribbeln in seinem ganzen Körper verstärkte sich, und sein Herz hämmerte gegen die Rippen, daß er Angst hatte, sie könnten zerspringen.
    »Ich wasche sie jeden Tag«, sagte Karin kokett. Sie legte den Kopf etwas nach hinten, als zöge Thomas an ihren Haaren – was er nicht tat –, und sah ihn aus dieser Richtung, von unten her, an. Ihre Lippen glänzten. »Kannst du segeln?« fragte sie.
    »Nein.« Thomas erkannte seine Stimme nicht wieder. So spricht man, wenn man einen Kloß verschluckt hat. »Aber ich habe eine Honda, eine schnelle Maschine. Zweisitzig.«
    »Honda ist blöd!« Karins Augen funkelten. »Da kriegt man Rheuma.«
    »Mit achtzehn mache ich meinen Führerschein und bekomme einen VW. Mein Vater hat es versprochen, wenn ich die Klasse zwölf glatt schaffe.«
    »Die schaffst du doch, was?«
    »Bis auf Physik ist alles glatt.«
    »Na also. Viel Glück zum VW, Tom.«
    »Sag das noch einmal«, Thomas' Stimme war fast heißer.
    »Was?«
    »Tom. Es hat so schön geklungen.«
    »T-o-m.« Karins dehnte den Namen wie einen Akkord. Sie sang ihn beinahe.
    Thomas atmete tief aus. Es war ein deutlich hörbares Seufzen. Dann umfing er Karin mit beiden Armen, preßte sie an sich und küßte sie. Sie wehrte sich mit beiden Händen, aber er hielt sie fest. Als er sie endlich freiließ, fielen seine Arme herab.
    »Bist du verrückt?« rief Karin
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