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Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt

Titel: Macabros 061: Wenn Shimba Loos Todesruf erschallt
Autoren: Dan Shocker
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Der Schrei verebbte…
    In die unheimliche Stille folgte gleich darauf ein langgezogenes,
gequältes Klagen.
    Dies war keine menschliche Welt. Niemand wußte von ihr
– und doch existierte sie.
    Zwischen den trostlosen Kratern, von denen der Boden
übersät war, waberte der Nebel.
    Da – inmitten der Krater bewegte sich ein Schatten. Ein
längliches, schlauchförmiges Etwas, grau und unansehnlich
wie die Erde und der Himmel, schob sich auf gelenkigen,
tentakelartigen Beinen nach vorn. Am Ende des dicken,
schlangengleichen Körpers befand sich ein spitz zulaufender
Schädel. Ein langer hin und her pendelnder Rüssel
schloß sich an. Die Augen des seltsamen Geschöpfes waren
noch geschlossen. Doch dann kam der Augenblick, wo das Wesen aus dem
Morast der fremden Kraterwelt sie öffnete.
    Es waren – Menschenaugen!
    Düster schälte sich die Sichel des Mondes aus den
Wolken. Von der hell beleuchteten Straße aus war das
Nachtgestirn kaum zu erkennen. Der Mann, der durch die Stadt
torkelte, hatte auch keinen Blick dafür.
    Der 36jährige Amerikaner sah wie ein Betrunkener aus. Aber er
war alles andere als eine Alkoholleiche. Charles Gerlon war eine
Marionette. Unsichtbare Wesen aus dem Geisterreich hielten die
Fäden in ihren Händen.
    Gerlons Blick wirkte unstet. Ab und zu reflektierte seine Iris die
Lichtreklamen von Soho. Obwohl er dann geblendet wurde, schloß
er seine Augen nicht.
    Passanten kamen ihm entgegen und überholten ihn, beachteten
ihn aber nicht. Ein Betrunkener war schließlich nichts
Besonderes in diesem Viertel der Weltstadt London. Wieso hätte
sich jemand um den Mann kümmern sollen? Die Männer hier
hatten nur ihr Vergnügen im Sinn, und die Frauen konzentrierten
sich auf ihre Berufe. Charles Gerlon fiel nicht auf.
    Niemand hätte es für möglich gehalten, daß
von diesem unscheinbaren Mann eine Bedrohung ausgehen könnte,
deren Ausmaß nicht absehbar war.
    Roboterhaft ging Gerlon weiter. Er hatte einen Auftrag
auszuführen. Der Amerikaner sollte der Vollstrecker einer
fremden Macht auf Erden werden.
    Sein Auftrag lautete auf Mord!
    Gerlon war Kunsthändler. London war der erste Aufenthalt in
einer langen Liste europäischer Städte gewesen, die der
Amerikaner in diesem Monat aufsuchen wollte. Seine Agenten hatten dem
Kunsthändler einen neuen Markt erschlossen. Nun mußte er
die Geschäftsverbindungen auf eine sichere Basis stellen.
    Doch dazu sollte es nicht mehr kommen…
    In dem Augenblick, da Gerlon sich entschlossen hatte, das Londoner
Nachtleben zu genießen, war das Verhängnis über ihn
gekommen. Jene fremde Macht, die sich im Geist des Amerikaners
eingenistet hatte, würde fortan sein weiteres Leben in die Hand
nehmen.
    Seit einer Stunde irrte Gerlon scheinbar ziellos durch die
Großstadt. Am heftig pulsierenden Leben nahm er keinen Anteil.
Langsam formte sich der Auftrag in seinem Gehirn.
    Eine leise Stimme schien in seinem Innern zu schweben und ihm
immer den gleichen Satz zuzuflüstern.
    »Bring mir dein Opfer dar! Es ist für deine weitere
Entwicklung notwendig! Du mußt opfern! Bring mir dein
Opfer…«
    Die kurzen, prägnanten Sätze wiederholten sich. Gerlon
preßte beide Hände gegen seine Ohren, aber er konnte den
Worten nicht entrinnen.
    Die Stimme wurde nicht akustisch übertragen, sie kam nicht
von außerhalb. Etwas sprach direkt in seinem Gehirn.
    Benommen lehnte sich der Amerikaner gegen einen Mauervorsprung.
Noch immer hielt er beide Hände fest an die Ohren
gepreßt.
    »Geh’«, stöhnte er. »Verschwinde!«
Seine Stimme drohte ihm zu versagen. Er schluckte schwer.
    »Bitte«, krächzte er schwach.
    Aber die Stimme ließ nicht ab. Immer wieder vernahm Charles
Gerlon die gleichen Worte mit dem gleichen Befehl.
    »Bring dein Opfer!« wich die Stimme jetzt vom monotonen
Satzmuster ab. »Du mußt töten! Du
mußt!«
    Gerlon stolperte weiter. Die Hände nahm er wieder von den
Ohren. Es hatte keinen Sinn.
    »Wa…«, stotterte der 36jährige. »Warum
soll ich töten? Weshalb?«
    »Mein Wille zwingt dich dazu«, erwiderte die Stimme hart
und widerspruchslos. »Du kannst nichts dagegen unternehmen. Du
wirst es tun!«
    »Aber ich kenne niemand in London«, sagte Gerlon, doch
sein Einwand klang schwach. »Ich bin erst seit heute morgen
hier!«
    »Du kennst wohl jemand in dieser Stadt!« drang die
Stimme aus Gerlons Innerem unerbittlich auf ihn ein. »Warum bist
du gekommen? Du wolltest doch jemand besuchen…!«
    »Nur eine Kundin«, murmelte der Kunsthändler wie
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