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Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

Titel: Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Livi

    Wenn es Gerechtigkeit geben würde im Leben, g äbe es kein Ozonloch, keine Armut auf der Welt und die Regenwälder würden auch nicht abgeholzt werden, Sommerferien wären mindestens doppelt so lang und ich, ich wäre nicht in diese Familie hineingeboren worden. Möchte wissen, womit ich das verdient habe. Es ist echt zum Schreien oder mit den Fäusten gegen die Wände hämmern. Auf der anderen Seite... in dieser Familie hört mir sowieso keiner zu, also kann ich das Schreien auch lassen. Mann, wieso bin ich eigentlich die Einzige weit und breit, die sich Gedanken über die Welt macht? Und wieso kriegt bei uns in der Familie immer der das größte Stück Kuchen, der am lautesten schreit?

    Manche Leute haben Hühneraugen oder Haarausfall, eine Allergie gegen Kaninchen oder X-Beine. Ich habe eine große Familie: drei Schwestern, zwei Eltern und eine Oma. Klingt ganz normal, ich weiß. Und alle sind nett, kein Zweifel, aber..., wie soll ich das beschreiben? Klar, sie sind nett, allerdings – hm – auf ihre ganz eigene Weise.
    Ich kann mich natürlich nicht wirklich beklagen, ich meine, es gibt bestimmt viele dreizehnjährige Mädchen auf dieser Welt, denen es schlechter geht als mir, allerdings...
ungerecht ist es schon ein bisschen. Ich meine, dass ich gleich alle Mitglieder unserer Familie auf einmal abgekriegt habe.
    Nicht dass ich lieber Haarausfall hätte oder Hühneraugen auf meinen Zehen! Aber die Hühneraugen könnte ich ja relativ problemlos mit hübschen Strümpfen verdecken und den Haarausfall mit einer coolen Mütze.
    Meine Familie kann ich nicht verdecken, dabei gibt es durchaus Situationen (Oh, eine Menge Situationen!), wo ich das sehr gerne tun würde. Denn normal, also so richtig normal ist meine Familie, glaube ich, nicht. Obwohl ich das natürlich nicht hundertprozentig beurteilen kann, ich hatte noch nie eine andere. Aber andere Familien sehen von außen zumindest um einiges normaler aus. Mit einem Vater, der einen richtigen Beruf hat, und mit einer Oma, die hübsche Pullis strickt, und eben so.
    Stricken tut unsere Oma ganz sicher nicht. Dafür hat sie gar keine Zeit. Unsere Oma ist mehr mit Demonstrierengegen-Rechts oder Klamotten-in-Hippiefarben-in-unserer-Badewanne-Färben beschäftigt. Nicht dass ich das Demonstrieren schlecht finde. Ich bin sogar richtig stolz auf unsere Renate-Oma, dass sie das tut. Denn es ist doch so wichtig, aufzustehen und all die schrecklichen Missstände in der Welt zu bekämpfen! Aber normal, also so richtig normal für eine Omi ist das natürlich auch nicht.
    Ich finde, eine einzige leicht unnormale Oma wie Rema (unsere Renate-Oma) könnte jede gut funktionierende Familie problemlos aushalten. Die täte jeder Familie bestimmt sogar gut. Rema kümmert sich nicht nur um Probleme in unserer Welt und setzt sich für die richtigen Dinge im Leben ein, sondern ich kenne auch keinen Menschen, der so lieb ist wie sie. Aber zu meiner Familie gehört leider
nicht nur Rema, sondern auch Tessa und Malea und Kenny, meine Schwestern, und vor allem Iris und Cornelius, meine Eltern.
    So richtig ultraübel sind die natürlich alle nicht, aber ich wünschte einfach, ich hätte jemanden, der mich versteht. Jemanden, der so ist wie ich. Ich bin nämlich irgendwie anders. Ganz sicher. Das spüre ich deutlich. Anders als die anderen meiner Familie, meine ich. Irgendwie passe ich gar nicht zu denen.
    Iris lacht nur sehr herzlich, wenn ich sage, dass ich mich manchmal schrecklich einsam fühle, weil mich keiner versteht. Sie meint, dass das an meiner Pubertät liegt. (Mann, wie gefühllos kann man als Mutter sein?)
    Kenny findet das Wort großartig. Nur leider sagt sie Pupsertät dazu und nicht Pubertät. Und Iris hat nun natürlich nichts Besseres zu tun, als ebenfalls bei jeder Gelegenheit von »Livi in der Pupsertät « zu sprechen. Solche superpeinlich-dämlichen Witze finden Iris und Cornelius urkomisch. Darüber können sie sich auf dem Sofa glatt kringelig lachen. Möchte wissen, wer von uns in der Pubertät ist! Ach, da ist es doch kein Wunder, dass man sich in dieser Familie unverstanden fühlt!
    Einmal in der Woche – meistens samstags, bei außergewöhnlichen Ereignissen auch öfter – haben wir Familienrat. Dann versuchen Iris und Cornelius so zu tun, als wären wir so was wie eine demokratische Gemeinschaft, in der jeder was zu sagen hat und wo das gemacht wird, was die Mehrheit will. Komisch nur, dass am Ende immer Cornelius die Mehrheit ist.
    Neulich haben wir ein
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