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Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los

Titel: Die Chaosschwestern legen los - Mueller, D: Chaosschwestern legen los
Autoren: Dagmar H. Mueller
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Buch im Politikunterricht gelesen, das hieß Animal Farm – Die Farm der Tiere . Das handelte von einem Bauernhof, wo alle Tiere gleichberechtigt nebeneinander
leben sollten und auch sonst ganz gleich sein sollten. Mit den gleichen Rechten und Pflichten und so. Nur einige der Tiere schienen dann doch etwas gleicher zu sein als die anderen.
    Ich musste grinsen, denn ein bisschen so ist es bei uns eben auch. Selbst wenn Cornelius sagt, dass wir alle die gleichen Rechte und Pflichten haben, finde ich, dass er irgendwie immer ein bisschen weniger tut, zum Beispiel im Haushalt als wir anderen, aber bestimmen will er viel mehr.
    Heute hat er bestimmt, dass wir uns alle zum Familienrat treffen. Obwohl es gar nicht Samstag ist. Aber es gibt ein außergewöhnliches Ereignis. Ein sehr außergewöhnliches Ereignis. Eines, das offenbar unser gesamtes Leben verändern wird. Cornelius ist so aufgeregt und allerbester Laune, dass seine abstehenden und sowieso schon etwas groß geratenen Ohren knallrot leuchten wie zwei Weihnachtskugeln mit eingebauter Glühbirne.
    Wir alle hängen mit unseren Nasen etwa drei Zentimeter über dem kleinen Foto, das auf dem Küchentisch liegt, und starren darauf.
    »Ach du je!«, rutscht es Iris raus. »Das ist ja rosa!«
    »Es ist rot«, widerspricht Cornelius. » Rot , nicht rosa. Das kann man doch wohl sehen.«
    »Ich sehe gar nichts, Papa«, mault Kenny. »Rück mal ein Stück beiseite.«
    »Ich heiße Cornelius«, berichtigt Cornelius zum bestimmt siebzehnten Mal an diesem Tag.
    Es geht mir total auf die Nerven, wenn er einen ständig korrigiert. Ich meine, es ist eine Sache, dass Iris und Cornelius unbedingt bei ihren Vornamen genannt werden wollen. Sie finden das irgendwie persönlicher. Mamas und Papas
gibt es, ihrer Meinung nach, unendlich viele auf der Welt. Eltern, die Iris und Cornelius heißen, gibt es deutlich weniger. Und meistens tun wir ihnen den Gefallen ja auch. Aber es ist eine ganz andere Sache, wenn Cornelius darauf hundert Mal am Tag besteht. Besonders peinlich ist das, wenn andere Leute dabei sind.
    Zum Glück sind natürlich gerade keine anderen Leute dabei. Nur wir, also meine drei Schwestern, meine Eltern, Rema und ich. Und an Kenny, meiner kleinsten Schwester, perlen alle Macken von Cornelius sowieso ab wie sonst nur das Seifenwasser unter der Dusche.
    Kenny ist total süß. Und wenn es so was geben sollte, dann ist sie wahrscheinlich meine Lieblingsschwester. Aber verstehen tut sie mich natürlich auch nicht. Was könnte eine Siebenjährige schon verstehen?
    »Papa!«, sagt Kenny schon deutlich energischer. »Rück mal! Ich will auch was sehen!«
    »Komm her, Kenny«, bietet Rema freundlich an, »du kannst auf meinen Schoß.«
    Kenny krabbelt auf Remas breiten, gemütlichen Schoß und betrachtet das Bild mit ihren intensiven Knopfaugen. Sie sieht aus, als könne sie kaum glauben, dass wir in diesem riesigen Haus tatsächlich von jetzt an wohnen werden.
    Ich kann mir das auch nur schwer vorstellen. Drei Stockwerke! Und dazu noch Fenster im schrägen Dach. Wie viele Zimmer sind das wohl? Was für ein Unterschied zu der Wohnung, in der wir jetzt leben!
    »Na ja«, meint Iris. »Es ist ein ziemlich altes Haus. Da muss bestimmt noch einiges renoviert werden.«
    »Das wird schon gehen«, erwidert Cornelius optimistisch. Er holt tief Luft und macht eine ausholende Handbewegung,
die wohl so eine Art Alles-ist-möglich signalisieren soll. »Erst mal ziehen wir ein und dann kriegen wir das schon Stück für Stück hin.«
    Iris zieht skeptisch ihre Augenbrauen hoch, sagt aber nichts.
    Ich atme erleichtert aus. Ich mag es nicht, wenn Iris und Cornelius streiten. Auch wenn ich diesmal genau das Gleiche denke wie Iris: Cornelius ist nicht unbedingt der geborene Heimwerker …

Livi

    ris und Cornelius sagen von sich selber, dass sie H ippie-Eltern sind. Möchte echt mal wissen, was das sein soll! Im Lexikon steht bei »Hippie« als Erklärung: »Anhänger einer betont antibürgerlichen und pazifistischen Lebensform«. Die soll es vor allem Ende der 60er-, bis Mitte der 70er-Jahre gegeben haben. Das ist natürlich schon mal Quatsch. Wie sollen Iris und Cornelius da wohl schon antibürgerlich, also gegen das, wie die meisten Leute leben, oder eben pazifistisch, also gegen den Krieg, gewesen sein? Da waren sie ja noch nicht mal im Kindergarten. Cornelius meint aber: »Hippie kann man immer sein. Das ist man im Herzen, egal wann.« Wenn er aber angeblich so pazifistisch, also friedliebend,
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