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TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
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vergehen vielleicht noch Jahrhunderte. Wir sind noch nicht soweit …“
    „Ganz richtig, Professor: Wir sind noch nicht soweit. Technisch vielleicht, aber nicht in psychischer Hinsicht. Auch moralisch nicht.“
    „Oh – ich meinte gerade in technischer Hinsicht. Wieso, meinen Sie, sollten wir moralisch nicht soweit sein?“
    Fabian hatte nicht viel Mühe, seine Argumente anzuführen. Sie entsprachen genau seiner persönlichen Meinung und Auffassung.
    „Ich will Ihnen keinen Vortrag über die menschliche Geschichte halten, Sie kennen sie wahrscheinlich selber zur Genüge. Aber Sie müssen doch zugeben, daß die hauptsächlichen Daten, die Sie in der Schule zu lernen hatten, Daten der Kriege waren. Kriege bestimmten die menschliche Geschichte – und sie taten es bis in unsere Gegenwart hinein. Und woraus besteht unser ganzes Leben? Ich will es Ihnen sagen: Aus der Vorbereitung auf den nächsten Krieg.“
    Weißbergers Gesicht war mit jedem Satz Fabians finsterer geworden. Er schwieg einige Sekunden, dann sagte er:
    „Ich habe Ihren Studenten gerade einen Vortrag über die Notwendigkeit des militärischen Gleichgewichtes gehalten, Herr Doktor. Und nun kommen Sie und tun so, als hätten Sie nicht ein einziges meiner Argumente auch nur gehört, geschweige denn akzeptiert. Ich sagte bereits, daß die menschliche Natur, die Meinungsverschiedenheit mit Gewalt zu bereinigen pflegt, nicht abzuändern ist. Die beste Vorsorge gegen einen Krieg ist, auf ihn vorbereitet zu sein.“
    „Ja, ich kenne das Argument. Die Gegenseite wendet es auch an, nur mit anderen Vorzeichen. Ich gebe nicht Ihnen oder unserer Regierung die Schuld, sondern den Menschen schlechthin. Doch lassen wir das. Ich fragte Sie, ob Sie an die Existenz außerirdischer Wesen glauben, und Sie antworteten mir, daß Sie eine solche Möglichkeit nicht von der Hand weisen. Nehmen wir einmal an, die Erde würde von solchen Wesen beobachtet und …“
    „Hören Sie mir mit den Märchen von den Fliegenden Untertassen auf“, unterbrach Weißberger und hob protestierend beide Hände. „Ich wüßte auch nicht, was das mit Ihren Problemen zu tun hat.“
    „Sehr viel, Herr Professor. Mehr als Sie denken. Um es kurz zu machen – ich wurde von Außerirdischen gefangengenommen und erst gestern abend wieder freigelassen. Es kann natürlich auch sein, daß ich erst in einem Jahr diese Begegnung haben werde. Sie müssen wissen, daß sie eine Zeitmaschine benützten, um mich in die Vergangenheit zu befördern.“
    „Ich glaube“, sagte Weißberger, „daß Sie übergeschnappt sind.“
    Fabian schüttelte erregt den Kopf.
    „Ich schwöre Ihnen, Professor Weißberger, daß ich genauso normal bin wie Sie. Aber ich bin nicht dieser Gerold Fabian, dessen Persönlichkeit man mir gegeben hat. Lassen Sie sich erzählen …“
    „Meine Zeit ist knapp“, deutete Weißberger an und sah auf seine Uhr. „Ich habe Ihnen diese Unterredung gewährt, weil Ihr Kollege Belmeaux ein alter Bekannter von mir ist. Nutzen Sie das bitte nicht aus. Also, was ist? Ich möchte endlich wissen, was Sie von mir wollen.“
    Fabian holte tief Luft.
    „Sie werden es erfahren, aber zuerst müssen Sie mich ausreden lassen. Ich versichere Ihnen, daß ich gesund bin und genau weiß, was ich spreche. Sie müssen mir glauben! Das Schicksal der Erde hängt davon ab. Begreifen Sie doch endlich!“
    „Ich begreife überhaupt nichts – aber bitte, fangen Sie an. Ich gebe Ihnen zehn Minuten und werde Sie nicht unterbrechen.“
    Und Fabian berichtete. Er begann mit der geheimnisvollen Begegnung im Nebel, dem Augenblick also, in dem seine Erinnerung einsetzte. Es war seine Parallelerinnerung, wie er versicherte, denn die andere Erinnerung hatte nur mit einem gewissen Dr. Gerold Fabian zu tun, dessen Person er übernommen hatte. Er berichtete von dem Raumschiff und den Fremden, und schließlich schilderte er den Untergang der Erde durch die Atomexplosionen. Er tat es so anschaulich, daß Weißberger sichtlich nervös wurde und unruhig auf seinem Sessel hin und her rutschte.
    Als Fabian endete, herrschte fast eine Minute Schweigen. Dann sagte Weißberger, sichtlich beeindruckt.
    „Eine verrückte Geschichte, das müssen Sie zugeben. Ich kann sie Ihnen nicht glauben – nicht ohne Beweise. Aber – haben Sie einen Beweis? Wenn Sie wirklich ein Jahr in der Zukunft waren, ja, tatsächlich dort lebten und nur zurückgebracht wurden, dann muß es doch irgend etwas innerhalb der folgenden zwölf Monate geben, an
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