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TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
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geschäftlich draußen“, unterbrach er den Fahrer.
    Der schaltete sofort um.
    „Ja, die Geschäfte, Mister. Man muß sich schon plagen, wenn man die täglichen Brötchen verdienen will. Unsereins hat es da nicht leicht, denn wem sitzen die Scheine noch locker bei den schlechten Zeiten? Außerdem weiß niemand, wie lange es noch dauert.“
    Fabian verspürte plötzliches Interesse. Er beugte sich vor.
    „Was meinen Sie damit – wie lange es noch dauert?“
    „Bis sie sich gegenseitig in die Luft sprengen, das meine ich“, erwiderte der Fahrer, und in seiner Stimme war nicht mehr die vorherige Gleichgültigkeit. „Das sieht doch ein Blinder, daß eines Tages ein Unglück geschieht. Da bauen sie immer mehr Bomben und Teufelskram, bis sie eines schönen Tages genug davon haben. Und dann – bumms!“
    Fabian beschloß, auf den Busch zu klopfen.
    „Sie sind wohl Kommunist, was?“
    Der Fahrer wurde so wütend, daß er mit dem Taxi fast gegen den nächsten Hydranten gerast wäre. Nur mit Mühe hielt er die Richtung und verlangsamte das Tempo.
    „Kommunist? Wieso? Verrückte Idee!“
    „Aber es sind doch die Kommunisten, die in unserem Land gegen die atomare Aufrüstung protestieren. Das ist erwiesen. Darum frage ich.“
    „Ach, und wenn in Rußland drüben mal jemand gegen die Aufrüstung protestiert – wohlgemerkt, gegen die Aufrüstung in Rußland! –, dann handelt es sich um Imperialisten und Kriegstreiber, so unsinnig sich das auch anhören mag. Nee, mein Lieber, die Theorie stimmt nicht. Ich bin weder ein Kommunist noch sonst was. Ich bin ein Mensch, der seinen Frieden will, mehr nicht. Von Politik habe ich keine Ahnung.“
    „Aber Sie spüren in Ihrem Innersten, daß die Atombombe die Existenz unserer Erde gefährdet?“
    „Wenn Sie es so ausdrücken wollen – ja, das spüre ich. Aber es liegt nicht an den Bomben, sondern an den Menschen. Ich habe nichts gegen den technischen Fortschritt, wohl aber gegen die Methoden, mit denen man ihm zu Leibe rückt. Warum geht es uns denn nicht besser, obwohl der Stand der Technik immer höher wird? Da stimmt doch etwas nicht.“
    Fabian entschloß sich zur entscheidenden Frage:
    „Was könnte man dagegen tun?“
    Der Mann zuckte die Achseln, fuhr rechts ran und hielt.
    „Das weiß niemand, Mister. Was können wir schon tun? Niemand hört auf den kleinen Mann – und das sind wir doch beide, Sie und ich. Man hört ja nicht einmal auf die großen. Wir sind da. Macht zweifünfzig.“
    Fabian gab ihm drei Dollar und stieg aus. Er sah an der dunklen Häuserfront hoch. Hier und da brannte noch Licht. In dieser Gegend war es nicht sehr belebt, obwohl die Vergnügungsviertel nur einige Straßenzüge weiter nach Westen lagen.
    „Vielleicht haben wir nicht mehr viel Zeit“, sagte er und nickte dem Taxifahrer abschiednehmend zu. Langsam schritt er davon. Hinter ihm fuhr der Wagen an und verschwand schnell in der Dunkelheit.
    Nun war Fabian wieder allein.
    Er kannte diese Straße. Hatte er früher auch hier gelebt? War er früher Fabian gewesen? Jedenfalls wußte er genau, in welchem Haus er wohnte, in welchem Stockwerk und wie sein Appartement aussah. In seiner Tasche fühlte er die Schlüssel zur Etagentür.
    Der Aufzug brachte ihn hoch zum vierzehnten Stock. Er schritt an den vielen Türen vorbei, hinter denen andere Menschen wohnten – Menschen, die er gut kannte, wenn er sich auch nicht viel um sie gekümmert hatte.
    Gekümmert hatte …!?
    Für einen Augenblick beschlich ihn Grauen, aber dann entsann er sich, daß man ihm eine vollkommene Erinnerung gegeben hatte. Aber was war dann mit den Menschen, die hier wohnten und ihn kannten? Die hatten doch noch ihre alten Erinnerungen. Würden sie etwas bemerken? Und wenn sie ihn kannten, wen kannten sie wirklich?
    Er schloß seine Tür auf, verschloß sie wieder hinter sich und atmete erleichtert auf. Das große Wohnzimmer bot ihm Sicherheit und Ruhe. Der runde Tisch stand noch so, wie er ihn heute früh verlassen hatte.
    Heute früh …?
    „Es hat wenig Sinn, darüber nachzudenken und zu versuchen, das Rätsel zu lösen“, sprach er vor sich hin. „Wer weiß, was sie mit ihrer Zeitmaschine alles anstellen können. Ich wurde ein volles Jahr zurückversetzt. Aber wie soll ich das kontrollieren? Ich weiß ja nicht einmal, in welchem Jahr sie mich einfingen!“
    Er zog die Jacke aus und suchte in der kleinen Hausbar nach einer geeigneten Stärkung. Dann fand er in der Küche etwas kalten Braten und Brot. Dazu eine
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