Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
TS 90: Die dritte Chance

TS 90: Die dritte Chance

Titel: TS 90: Die dritte Chance
Autoren: Clark Darlton
Vom Netzwerk:
Flasche Bier. Sein Bett nebenan war noch nicht gemacht.
    Es wurde wirklich Zeit, daß er sein junggesellenhaftes Leben änderte. Er mußte an Einfluß gewinnen. Als unbedeutender Mann würde er die Welt nicht retten können, denn niemand würde auf ihn hören.
    Er begann plötzlich zu ahnen, wie schwer es sein würde, den Menschen etwas Gutes zu tun. Ihr Mißtrauen würde wie eine Mauer sein, gegen die man vergeblich anrannte.
    Aber er hatte ein Jahr Zeit, und schon morgen würde er beginnen.
     
    *
     
    „Nun, haben Sie Ihren freien Tag gestern genossen?“
    Professor Belmeaux klopfte Fabian gutmütig auf die Schulter, und seine Stimme klang ein wenig neidisch. Wie immer trug er seinen schlampigen und vernachlässigten Anzug, den ihm niemand übelnahm, weil er zu ihm gehörte. Die weißen Haare lagen wirr auf dem hohen Schädel, an dem nur die hellen, munteren Augen auffielen.
    „War am Meer, Herr Kollege. Sie wissen ja, ich liebe das Meer.“
    „Wer liebt es nicht, Fabian? Nette Mädchen dort?“
    „Aber, Herr Professor …!“
    Belmeaux kicherte vergnügt.
    „Sie denken wohl, ich wäre zu alt, um an junge Mädchen denken zu dürfen, was? Da haben Sie sich aber geirrt. Denken kann ich immer!“
    Fabian grinste mühsam. Also gestern hatte er seinen freien Tag gehabt? Fast hätte er es vergessen. Die künstliche Erinnerung war lückenhaft. Er würde vorsichtig sein müssen, wollte er sich nicht verraten.
    „Wie gut, daß Ihre Studentinnen das nicht wissen, Professor.“
    Belmeaux wurde plötzlich ernst.
    „Haben Sie schon gehört, wer heute kommt? Ah, ich sehe Ihrem Gesicht schon an, daß Sie es nicht wissen. Sie werden staunen! Weißberger stattet unserer Universität einen Besuch ab. Ihre Vorlesung heute vormittag wird wohl ausfallen müssen. Dafür werden wir vielleicht einige Neuigkeiten erfahren. Weißberger weiß ja alles über den Atombetrieb.“
    Fabian war es, als winke das Schicksal ihm zu.
    Professor Dr. Weißberger, einer jener Männer, die der Welt die gefährlichsten Waffen gegeben hatten. Atombomben mit Robaltmantel und ähnliche Scherze. Genau jene Waffen, wußte Fabian, mit denen man in dreihundertfünfundsechzig Tagen die Entwicklung der Menschheit abschloß.
    Weißberger war einer der Schlüssel zur Zukunft.
    Fabian fühlte, daß er etwas sagen mußte, wenn er nicht auffallen wollte. Belmeaux schaute ihn schon ganz verwundert an.
    „Na – hat es Ihnen die Sprache verschlagen?“
    „Oh – ich war nur überrascht. Weißberger also? Wie lange wird er sich bei uns aufhalten?“
    „Nur heute. Er ist auf Vortragsreise durch die Staaten. Sie wissen ja, Beruhigungspillen. Die Studenten demonstrieren mal wieder, und da muß Weißberger her.“
    Fabian begriff. Das war für sein Vorhaben natürlich denkbar ungünstig, aber wenn er schon jemand ins Vertrauen zog, warum nicht ausgerechnet jenen Mann, der die Fäden in seiner Hand hielt? Vielleicht konnte man ihn davon überzeugen, daß es noch nicht zu spät war. Wenn Weißberger erfuhr, daß die Erben der Erde schon draußen im Weltraum warteten, würde er vielleicht einsichtig werden. Schließlich war er ein Wissenschaftler, ein äußerst kluger Kopf. Er würde den Gedanken an außerirdische Intelligenzen nicht so absurd finden wie der Mann auf der Straße.
    Fabian wandte sich an Belmeaux.
    „Kennen Sie Weißberger nicht persönlich, Professor?“
    „Flüchtig, Herr Kollege. Habe ihn mal drüben im alten Europa getroffen, als er noch ein kleiner Universitätsprofessor war. Wird sich aber kaum noch an mich erinnern. Warum fragen Sie?“
    „Ach – nicht so wichtig. Ich hätte ihn gern gesprochen.“
    Der Franzose warf Fabian einen fragenden Blick zu, dann sagte er: „Das wird sich machen lassen. Am besten nach seinem Vortrag in der Festhalle. Vielleicht hat er Zeit.“ Fabian schüttelte den Kopf.
    „Nein, vor seinem Vortrag, Belmeaux. Es ist wichtig.“
    „Vor seinem Vortrag? Das wird nicht gehen.“
    „Warum nicht?“
    „Weil sein Flugzeug schon gelandet und er unterwegs nach hier ist. Die Studenten sind bereits in der Aula versammelt. Der Vortrag soll in zwanzig Minuten beginnen.“
    Fabian spürte plötzlich, daß er eine große Möglichkeit vergab, wenn es ihm nicht gelang, Weißberger sofort zu sprechen. Auf der anderen Seite würde er ungeduldig sein und vielleicht nicht richtig zuhören. Kam es wirklich darauf an, ihn in aller Eile noch vor seinem Vortrag überzeugen zu wollen?
    Sollte er doch seine geplante Rede gegen die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher