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TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2

Titel: TS 59: Das Raumschiff der Verdammten, Teil 2
Autoren: Kurt Mahr
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Jahren wurde mein Stamm, wie der eure, von den Springers überfallen. Das war weit von hier – im Osten. Ich war damals noch ein halbes Kind; sie nahmen mich mit, wie sie eure Kinder mitgenommen haben, um mich wie einen Springer zu erziehen. Aber ich behielt die Erinnerung an das, was geschehen war, und haßte die Springers.
    Aber erst heute gelang es mir, mich von ihnen zu trennen. Sie hatten es eilig, weil sie Verfolgung befürchteten, und werden nicht mehr hierher zurückkehren, um mich zu holen.
    Daß ich kein Springer bin, müßt ihr an meiner Sprache merken. Ein Springer spricht anders als ich. Ich beherrsche ihren Dialekt zwar, aber ich verachte ihn.“
    Val wandte sich an Horp, der sein Blasrohr schußbereit vor dem Mund hielt.
    „Das ist wahr!“ warnte er. „Die Springer sprechen eine andere Sprache. Bei den ersten Malen, als ich auf sie traf, konnte ich sie kaum verstehen.“
    Horp war irritiert.
    „Er redet so unverständliches Zeug“, murmelte er. „Was ist ein Jahr, und was ist ein Dialekt?“
    Val winkte ab. Es gab Dinge, die ihn mehr interessierten.
    „Wo sind die Springers hingezogen?“ fragte er Fard.
    Fard zuckte mit den Schultern.
    „Ich weiß es nicht. Sie hielten sich nach Osten, aber wie ich sie kenne, haben sie ihre Marschrichtung nach höchstens einer Wegstunde geändert.“
    „Was hast du vor?“
    Fard zuckte ein zweites Mal mit den Schultern.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete er. „Ich bin ein alter Mann, aber noch rüstig. Ich möchte mich an einer Stelle niederlassen, zu der die Springers nicht mehr kommen. Hier wäre ein günstiger Platz. Der Sumpf hat eine Menge Vögel und Ratten. Ich könnte bis zu meinem Tode davon leben.“
    Val drehte sich um und sah Horp eine Weile stumm an. Dann wandte er sich zu dem Alten zurück.
    „Wir wollen dich nicht daran hindern, Fard. Hoffentlich findest du Ruhe in der Nähe der Toten. Wir sind selbst McIntoshs – die beiden letzten Männer des Stammes. Wir wollen den Springers folgen, um ihnen die Frauen, die Kinder und die Beute wieder abzujagen und sie für den Überfall zu bestrafen. Mit uns zu ziehen, hast du wohl kein Verlangen?“
    Fard kam von dem Stein herunter, auf dem er bisher gestanden hatte. Plötzlich sah er ganz anders aus als bisher. Val hatte geglaubt, er sei einer von den alten Leuten, wie sie jeder Stamm hatte, die sich den andern überlegen dünkten und nur verschrobenes Zeug vor sich hinredeten.
    Aber Fards Augen hatten auf einmal angefangen zu glitzern. Sie leuchteten in listigem Feuer.
    „Willst du mich überreden, mein Junge?“ kicherte Fard. „Meinst du, ich könnte die Springers so wenig leiden, daß ich jede Gelegenheit wahrnehmen würde, um mich an ihnen zu rächen?“
    Er kam heran und legte Val die Hand auf die Schulter. Val sah zum erstenmal, daß er fast einen Kopf größer war als der Alte, und daß Fard gar nicht die imposante, patriarchenhafte Figur hatte, wie es ihm von dem Stein herab vorgekommen war. Fard war klein und ein wenig dicklich, und mit seinem lustigen Grinsen sah er nicht so aus wie einer von der Sorte der eingebildeten, überheblichen Alten.
    „Ich bin froh, mein Junge, wenn ich mit den Springers nichts mehr zu tun habe“, sagte Fard. „Und wenn ich dir erzähle, was ich über sie weiß“, dabei senkte er die Stimme zu einem geheimnisvollen Flüstern, „dann wirst du dir ebenso wünschen, dein Leben lang keinem Springer mehr zu begegnen.“
     
    Val legte von dem getrockneten Fleisch vor, das er stets im Vorrat hatte.
    Fard schien sich wohlzufühlen.
    „Es ist eine Wonne“, lächelte er, „einmal wieder in einem ordentlich gebauten Haus zu sitzen – nach diesen langen Jahren in den dreckigen, unordentlichen Springerhütten. Ich …“
    Horp schlug mit der Faust auf den Tisch, daß die Holzteller hüpften.
    „Jetzt erklärst du uns endlich“, forderte er in komischem Zorn, „was ein Jahr ist!“
    Fard blinzelte lustig.
    „Das kann ich dir sagen, junger Mann. Ein Jahr ist eine Abkürzung für dreihundertundfünfundsechzig Tage. Anstatt, daß man dreihundertfünfundsechzig Tage sagt, was sehr lang und ziemlich umständlich wäre, sagt man ein Jahr. Das ist alles.“
    Horp stutzte.
    „Warum gerade dreihundertfünfundsechzig? Warum nicht eine bequemere Zahl – zum Beispiel hundert oder fünfhundert?“
    Fard zuckte mit den Schultern und warf die Arme theatralisch in die Höhe.
    „Ich weiß es nicht! Ich weiß es wirklich nicht. Ich habe es so gelernt, darum sage ich
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