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024 - Beim Volk der 13 Inseln

024 - Beim Volk der 13 Inseln

Titel: 024 - Beim Volk der 13 Inseln
Autoren: Jo Zybell
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Aruula hatte sich den Fellmantel, den sie über der silbernen Kleidung der Technos trug, eng um ihren Körper gezogen. Es war so kalt. Der Winter hatte an der Küste Britanas Einzug gehalten. Nicht mehr lange und er würde das Land mit Schnee zudecken.
    »Wo bist du, Maddrax, wo bist du…?«
    Sie blickte aufs Meer hinaus. Eine schwarzgraue Decke, unter der Heerscharen von Dämonen miteinander zu ringen schienen.
    Kaum war die Grenze zwischen Wasser und Himmel zu erkennen. Schwarze Wolkenfetzen jagten landeinwärts.
    »Wo bist du? Wohin hat dich das Schiff getragen…?«
    Die Küstenlinie verschwamm im Dunst. Graue Schleier lagen auch über dem Hafen von Plymeth. Nur einzelne Gebäude des Stadtrandes waren undeutlich auszumachen. Vielleicht sechs oder sieben Speerwürfe entfernt.
    Aruula wusste, dass sie zurück in die Stadt musste. Und zurück wollte. Um den Mann zu finden, dessen Tod sie beschlossen hatte. Und weil sie nur dort erfahren konnte, mit welchem Ziel das Schiff in See gestochen war. Das Schiff, auf das man Maddrax als Sklaven verschleppt hatte.
    Eine schwarze Wand schob sich von Südosten aus dem Horizont. Die Nacht.
    Aruula hob die Schultern und schüttelte sich. Die Kälte kroch ihr in die Knochen.
    Hier draußen am Meer konnte sie nicht bleiben.
    Sie stand auf und schnallte sich ihr Schwert auf den Rücken. An der Felswand entlang tastete sie sich zu der Spalte, durch die sie hinunter zum Strand geklettert war.
    Der Sturm packte sie, als sie sich später aus der Felsspalte stemmte. Sie blickte nicht zurück über die Steilklippe. Sie wickelte sich in ihren Fellmantel und lief zum nahen Wald. Er umgab den Stadtrand und wucherte bis in die zerfallenen Außenbezirke von Plymeth hinein. Der Sturm trieb sie voran.
    So kann ich nicht zurück in die Stadt… der Silberanzug ist zu auffällig… Ich brauch andere Kleider…
    Der Sturm schüttelte die Baumwipfel. Die Umrisse des Waldes zerflossen schon in Dunst und Dämmerung.
    Aruula tauchte darin unter. Schmerz drängte sich in ihr Bewusstsein. Er bohrte in ihren Eingeweiden - Hunger.
    Kleider und Nahrung und ein Dach über dem Kopf für diese Nacht…
    Der Waldstreifen lichtete sich. Die ersten Behausungen von Plymeth wurden sichtbar. Hütten aus Holz in Abständen von je kaum einem Speerwurf, nicht mehr als kastenartige Schatten in der zunehmenden Dunkelheit. In einer schien Licht zu brennen. Aruula ging darauf zu.
    Sie kam zu einem von blattlosem Buschwerk und geschichteten Feldsteinen eingefriedeten Grundstück. Darin befanden sich ein marodes Ruderboot, aufgebockt auf ein Holzgestell, und zwischen Hüttenwand und Baumstamm ausgespannt ein Netz. Es flatterte im Sturm. Ein Fischer schien die Hütte zu bewohnen.
    Aruula durchquerte eine Lücke in der Steinmauer. Hinter einem der kleinen Fenster flackerte eine Lampe. Sie ging zur Tür und klopfte.
    Ein bärtiger Mann öffnete - einen halben Kopf größer als Aruula, ziemlich stämmig, das verfilzte Grauhaar zu Zöpfen geflochten und in einen dunklen Fellmantel gehüllt. Vielleicht fünfundvierzig Winter alt, vielleicht auch fünfzig.
    »Ich habe Hunger«, sagte Aruula. »Und ich brauche einen Schlafplatz.« Sie benutzte die Sprache der Wandernden Völker. Er schien zu verstehen. Jedenfalls blitzte da etwas auf in seinen grünen Augen, während er Aruula von oben bis unten betrachtete. Vielleicht war es auch nur die Überraschung, eine junge Frau vor seiner Tür zu entdecken. Sein von der Seeluft gegerbtes Gesicht verzog sich zu einem Grinsen. Kein besonders freundliches Grinsen. »Hunger also? Schlafen?« Seine Zunge tat sich schwer mit der fremden Sprache. Mit einer Kopfbewegung winkte er sie herein.
    Die Hütte bestand aus einem einzigen Raum. Der Lampendocht unter dem Glaszylinder erhellte nur den vorderen Bereich. Aruula sah ein breites Brett auf zwei Holzböcken, davor einen Holzpflock als Sitzgelegenheit und dahinter einen gemauerten Herd. Das Wirrwarr aus Werkzeugen, Baumaterial, Paddeln, Spießen und Netzen jenseits davon ahnte sie mehr als dass sie es sah. Es stank nach Fisch, Teer und Urin.
    Der Mann grinste noch immer. Er wies auf den Holzpflock und Aruula nahm Platz.
    »Name?« Rückwärts und grinsend schlich er in den dunklen Teil des Raumes.
    »Lu«, sagte Aruula. Es widerstrebte ihr, dem Kerl ihren Namen preiszugeben, unter dem sie als geflohene Sklavin bekannt war. Die Frage, warum er sie ohne Wenn und Aber in seine Hütte gelassen hatte, stellte sich ihr nicht. Sein gieriger Blick sprach
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