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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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existiert – passive Typen und Verrückte gegeben, die diese Art des Daseins lieben. Und Sie denken, daß der Fortschritt inzwischen soweit ist, daß alle ohne Ausnahme zur Masse geworden sind. Menschen, die Ihnen eines Tages auf die Schliche kommen könnten, halten Sie für ausgestorben wie den Pithecanthropus. Und das stimmt nicht, Burris. Außerdem halte ich Sie nicht für den richtigen Mann, der auf Grund seiner Klugheit und Energie immer die erste Geige spielen könnte. Sie sind höchstens ein selbstzufriedener Opportunist, was etwa auf dasselbe herauskommt. Und jetzt wollen Sie mich sicherlich hinauswerfen, nicht wahr? Aber das wird kaum noch einen Zweck haben. Die Entwicklung können Sie nicht aufhalten. Weder mit dem Publikum noch mit Ajax.“
    Bis zu diesem Augenblick hatte die Bestürzung Burris’ Kehle zugeschnürt. Harwells wilde Rede war ein ununterbrochener Schwall gewesen, der keine Antwort zuließ. Doch jetzt erhob sich seine dünne, krächzende Stimme endlich.
    „Verlassen Sie den Raum, Harwell! Und behalten Sie Ihre Beleidigungen für sich! Gehen Sie zu Schaeffer, wenn Sie über Anschläge faseln wollen. Vorausgesetzt, er läßt Sie überhaupt in seine Nähe!“
    Harwell verbeugte sich höhnisch. Aber er war nicht unbedingt stolz auf das, was er gesagt hatte. Erreicht hatte er nichts, sondern sich höchstens einen Feind geschaffen. Burris war zwar klein, aber auch gefährlich.
    Draußen in der Halle mußte Harwell an George Schaeffer denken, den technischen König der Ajax-Company, den größten lebenden Wissenschaftler, der schon zu seinen Lebzeiten zu einer Legende geworden war. Aber genauso sicher, wie man ihn den Initiator des Sensipsych nennen konnte, war auch er mit dem Unrecht und dem Bösen dieses Werkes verbunden. Wenn nicht mit Absicht, so doch in Verbindung mit den Fehlern, die man entgegen einer besseren Erkenntnis gemacht hatte. Das Rätsel, was für ein Mensch der große George Schaeffer nun wirklich sein mochte, steigerte ihn in einen unsinnigen Zorn auf den Wissenschaftler.
    Beeil dich! Beeil dich! schien der Rhythmus seines Pulsschlages zu sagen. Harwell wollte das Chaos in seiner Einbildung verscheuchen, bevor es zur grausamen Wirklichkeit wurde. Doch das, wogegen er anstürmte, war ein nebelhaftes Gebilde, das ihm auswich und wiederkam wie ein Alptraum.

 
4. Kapitel
     
    Harwell war zu aufgeregt, um auf einen Fahrstuhl zu warten. Durch fünf Stockwerke raste er nach unten in die Abteilung der Schauspieler. Hier im Ajax-Turm waren die Studios, die Umkleideräume, die phantastischen Requisiten. Vieles ähnelte der Einrichtung einer Filmstadt, wie es sie vor zwei Jahrhunderten gegeben hatte, mit dem Unterschied, daß man anstelle der Kameras und Tonaufnahmegeräte heute lediglich die kleinen Sensipsychkassetten benutzte, die hinter dem linken Ohr jedes wichtigen Schauspielers unauffällig angebracht wurden.
    Ein Mädchen in glitzerndem Dreß, zurechtgemacht wie die blonde Prinzessin, die es im Traum zu spielen hatte, rief ihm etwas zu.
    „He, Bob! Midas hat es also nicht geschafft, Gold aus dir zu machen. Wir haben davon gehört. Hoffentlich hast du Burris endlich Bescheid gesagt.“
    Ein Mann mit Höckernase, schwarzem Kostüm und dem Schlapphut eines melodramatischen Detektivs trippelte hinter einer Gruppe von Ballettänzerinnen her. Ihnen folgte ein als Frosch verkleideter Clown. Er sagte mit kummervoller Teilnahme: „Ich würde gern helfen, Bob. Wir sollten einfach alles aufgeben oder wenigstens in Streik treten. Oder besser noch – Selbstmord begehen wie der Schurke in meinem letzten Stück. Allein auf diese Weise kannst du den Quell der Träume verdorren lassen …“
    Harwell lächelte über die theatralische Art des Kollegen, der unbeirrt weiterredete. „Wir könnten auch einen Haufen Sensipsych-Bänder vernichten. Dann würde sich das Publikum, das menschlich immer tiefer sinkt, vielleicht noch auf seine ursprünglichen Werte besinnen. Natürlich, ich bin kindisch, Bob, nicht wahr?“
    Ein erschreckt dreinblickender Krieger in der Tracht der letzten Helden von Atlantis meldete sich aus dem Hintergrund.
    „Es kann durchaus sein, daß es nichts Besseres als Schlafen und Träumen gibt. Vor ein paar Jahren soll Schaeffer einmal gesagt haben, daß die moderne Lebensweise mit ihren Ansprüchen an die Kraft des Menschen nach einem Ausgleich in der Vergnügungssucht dränge. Die Leute brauchen eben Erholung. Und heute erzählt man sich schon, er wäre der Meinung, die
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