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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Gesicht eine Geige handhabte. In seinen Augen stand der eiserne Wille, dieses Ding zu beherrschen. Er mußte sie gerade erst gekauft haben.
    Sie kamen an einem kleinen, schmächtigen Männchen vorbei, das mit verbissenem Gesicht auf einen Punching-Ball einschlug. Das klassische Beispiel für die neue Zeit aber war Mrs. Kovis. Unter allen möglichen Sachen, die sie anschleppte, war auch ein altes Kochbuch.
    Sie blieb einen Moment lang bei Nord und Margaret stehen. „Wie würde Ellwynn Carpenter lachen, wenn er uns hier so sähe“, sagte sie. „Es war doch seine Idee, erinnern Sie sich? Schaeffer hat uns gerettet, nicht wahr? – Nun, ich muß weiter. Ich werde zusehen, daß ich mich wieder verheirate. Das ist bestimmt im Sinne meines armen John. Bis später also.“
    Ihr Eifer wirkte geradezu pathetisch. Bei vielen Leuten war es ähnlich. Sie hatten einen Geschmack, einen Hauch der Wirklichkeit, der wahren Lebensfreude erhalten, und das hatte sie aus dem Gleichgewicht geworfen. Sie wollten mit aller Gewalt mithalten. Nord fragte sich nur, wie lange das wohl andauern würde. Wenn die aufregende Zeit des Neuen vorbei war und das Alltagsleben mit seiner monotonen Perfektion wieder von ihnen Besitz ergriff, würden dann die, die sich jetzt wie Kinder unter dem Weihnachtsbaum aufführten, nicht wieder bequem und nachlässig werden? Würden sie vergessen, was Harwell auf Jupiter gefunden hatte? Würden sie wieder zurücksinken in die Sensipsych-Träume und enden wie die Wesen auf Jupiter?
    „Wir dürfen nicht wieder in die alten Bahnen zurücksinken“, knurrte Nord. „Nicht mehr! Wir müssen etwas suchen und finden, wofür sich das Leben lohnt.“
    „Ich habe einen Sinn gefunden“, antwortete Margaret. „Ich glaube, viele andere Frauen auch. Dr. Schaeffer meinte ebenfalls, man sollte die Lebensfreude an andere weitergeben und neues Leben schenken. Er hätte es gar nicht zu sagen brauchen, weil ich es vorher schon wußte. Wir werden Kinder haben, Anson. Und Millionen anderer Menschen auch. Und diese Kinder werden irgendwo leben müssen.“
    „Unermeßliche Weiten und tote Planeten“, murmelte er leise und glücklich. Der Gedanke, ein Kind zu haben, durchfuhr ihn wie ein Blitzschlag. Aber das war noch nicht alles. Mit jeder Minute, die verstrich, erkannte er, wie recht Schaeffer hatte.
    Wenn das Leben lebenswert ist, dann ist es auch wert, anderen geschenkt zu werden. Es gab nichts Perfektes, genauso wenig, wie es keine Ideallösung gibt. Aber plötzlich, in dem ewigen Auf und Nieder und dem Wechsel im menschlichen Leben, fühlte sich Nord nicht mehr verloren.
    „Ich weiß jetzt, was ich tun muß“, sagte er langsam. „Und ich bin genau wie du überzeugt, daß das auch viele andere erkannt haben.“
    War es nicht die reinste Ironie, daß die Harwells, die ja die lebenden Beispiele für die Wirklichkeit gewesen waren, jetzt von ihrer Seeküste träumten. Es war eine wunderbare Psychotherapie – der Wechsel vom gefahrvollen Dasein zum sanften Ausruhen. Der Traum wusch die Spuren der Angst, der Anspannung und der Schmerzen aus den Nervensträngen. In diesem Falle wirkte der Sensipsych heilend und nicht verderblich.
    Clara Harwell wollte schon lange an der Küste Urlaub machen, die Sonne über dem Wasser beobachten, das Rauschen der Brandung hören und die Seevögel beobachten.
    Ab und zu spielte Bob sogar Klavier. Er nahm hier Unterricht, denn er hatte schon immer lernen wollen. Joey lag am Strand, ließ sich von der Sonne bescheinen und las ein Buch.
    Wie gesagt – das alles träumten sie nur. Nur mit Hilfe des Sensipsych. Aber dann hatte Joey einen Gedanken, nachdem sie gerade aus einer Traumfolge erwacht waren.
    „Verflixt!“ sagte er aufgeregt. „Wenn wir mit dem Sensipsych von der See träumen, warum fahren wir dann nicht wirklich hin? Das wäre doch viel besser!“
    Sein Vater lachte laut auf. „Ja, warum eigentlich nicht? Die Harwells sollten wahrhaftig die letzten sein, die sich vor einem realen Erlebnis drücken.“
    „Und es war Mutters Wunsch, einmal einen richtigen Urlaub am Meer zu verbringen“, erklärte Joey nicht ohne Vorwurf.
    Bob fing ein Lächeln seiner Frau auf. „Der Bursche hat recht. Ich sollte dir endlich deinen Lieblingswunsch erfüllen …“
    Sofort nach ihrer Genesung fuhren die Harwells an das Meer. Bobs stümperhafte Versuche erfolgten auf einem richtigen Klavier. Joe las richtige Bücher und Clara sah richtige Möwen. Und es machte sie zufriedener und glücklicher als der
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