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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen
Autoren: A.F.Morland
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Hyams war Engländer wie seine drei Freunde, mit denen er zusammen die SIRENA gemietet hatte. Sie befanden sich im Tirrenischen Meer, südlich von Elba und nördlich einer kleinen Insel, die sich Montecristo nannte.
    Geschichtsträchtiger Böden befand sich unter ihnen - tief unter ihnen: eine versunkene Insel namens Palmiana. Zahlreiche unheimliche Sagen und Legenden rankten sich um diese Vulkaninsel. Immer wieder lockte sie abenteuerlustige Taucher an, die etwas Besonderes erleben wollten, und für so manchen wurde das Meer an dieser Stelle zum nassen Grab.
    Hyams fuhr sich mit der Hand über die dicke Nase. Er besaß in Brighton ein kleines Hotel, hatte es von seiner alten Tante geerbt. Mrs. Mansfield leitete es für ihn, so daß er nur ab und zu mal nach dem Rechten zu sehen brauchte.
    Die restliche Zeit verwendete er dafür, Cartoons zu zeichnen. Da er aber nicht allzuviel Talent dazu hatte, konnte er nur selten etwas davon verkaufen.
    Das störte ihn nicht. Er zeichnete, weil es ihm Spaß machte. Es war sein Hobby. Und wenn es hin und wieder Geld einbrachte, war das mehr, als er eigentlich erwartete.
    Jemand betrat hinter ihm das Deck. Er drehte sich nicht um. Sein verlorener Blick blieb in die Ferne gerichtet.
    »Ach, hier bist du«, sagte James Wallace. Er war der Clown der Gruppe, sah großartig aus, war rotblond und machte sich einen Sport daraus, jede Frau, die er kennenlernte, aufs Kreuz zu legen. Jedenfalls versuchte er es immer wieder. Er grinste mit blitzweißen, regelmäßigen Zähnen. »Ich dachte schon, du hättest dich in die Klomuschel gestellt und selbst hinuntergespült, nach dem Motto: Lebwohl, grausame Welt!«
    Elliott Hyams richtete sich seufzend auf. Wenn James in der Nähe war, war’s mit der Ruhe vorbei.
    Wallace trat neben ihn. »Sag mal, hast du die ganze Nacht hier gestanden und auf die Sonne gewartet? Dachtest du, sie würde heute zur Abwechslung mal nicht aufgehen?«
    »Guten Morgen, James«, sagte Hyams.
    »Wie lange stehst du schon hier, Alter?« fragte Wallace.
    »Ungefähr eine Stunde. Ich konnte nicht mehr schlafen. Irgend etwas beunruhigt mich«, sagte Hyams.
    »So? Was denn?«
    Elliott Hyams zuckte mit den Schultern. »Es kommt aus der Tiefe. Es steigt hoch, und ich kann es spüren.«
    »Ich spüre nichts.«
    »Weil du eine Haut hast, die dicker ist als die eines Nilpferds«, sagte Hyams. »Aber ich bin sensibel.«
    »Klar, du bist unser Künstler«, sagte Wallace schmunzelnd. »Künstler müssen sensibel sein.« Er legte dem Freund den Arm um die Schultern und drückte ihn herzlich an sich. »Nun verrat mir mal, was dir dein privates Echolot signalisiert. Kommt Palmiana, die versunkene Insel, wieder hoch? Es wäre nicht das erstemal, daß eine Insel wieder auftaucht. Menschenskind, vielleicht stehen wir mit unserem alten Kahn bald auf trockenem Boden. Das wär’n Ding.« Elliott Hyams zog die Augenbrauen zusammen. »Wir sollten da nicht hinuntergehen«, sagte er düster. »Das ist gefährlich.«
    »Tauchen ist immer gefährlich«, erwiderte Wallace. »Aber nur für Anfänger, und das sind wir nicht.«
    Hyams starrte in die dunklen Fluten. »Dort unten ist etwas. Es wartet nur darauf, zuzuschlagen.«
    Wallace kniff die Augen zusammen. »Haie? Meinst du Haie? Verdammt, ich mag diese Biester nicht. Sie sind blutrünstige Killer, die in ihrer Gier alles verschlingen, was sie sehen. In Kalifornien sollen sie einen Hai gefangen haben, in dessen Magen sich sogar zwei Autokennzeichen befanden.«
    »Ich spreche nicht von Haien«, sagte Hyams ernst.
    Wallace lachte. »Du willst mir Angst machen, wie?«
    Die Sonne ging auf.
    »Da ist sie«, sagte James Wallace. »Du hast auf sie gewartet. Nun ist sie da, und du kannst hinunterkommen. Es gibt Frühstück - alles frisch aus der Dose. Mann, wie ich das liebe. Wenn es doch nur Miezen in Dosen gäbe - ich wäre wunschlos glücklich. Aber da verlange ich wohl zuviel vom Leben.«
    Elliott Hyams’ Blick war immer noch auf das Wasser gerichtet.
    »Reiß dich davon los, Alter«, sagte James Wallace heiter. »Glaub mir, da ist nichts, was dich beunruhigen müßte. Vor einer Stadt, die ersoffen ist, brauchst du dich nicht zu fürchten.«
    »Niemand von uns sollte da hinuntergehen«, sagte Hams.
    Wallace lachte. »Du tickst wohl nicht richtig. Genau das ist der Grund, weshalb wir hier sind.«
    ***
    Wir befanden uns in der Vergangenheit, und keiner von uns wußte, welches Jahr man schrieb. Es war zwischen Gut und Böse zu so großen Spannungen
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