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Die Schluesseltraegerin - Roman

Die Schluesseltraegerin - Roman

Titel: Die Schluesseltraegerin - Roman
Autoren: Simone Neumann
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PROLOG
    Land der Sachsen im Jahre 782, nahe dem Süntelgebirge
    E s war eine grausame Schlacht, ein Gemetzel, ein blutiges Niederhauen und Niederstechen. Und zum ersten Male in diesem nun schon seit zehn Jahren währenden Krieg war es den Sachsen unter der Führung ihres Herzogs Widukind gelungen, die fränkischen Eindringlinge vernichtend zu schlagen.
    Deren König, der Franke Karl, hatte nicht gekämpft. Er weilte im Süden, machte Eroberungen in Spanien, doch zahlreiche Edle und Vornehme der Franken waren getötet worden; zwei von ihnen durch das Schwert des Hilger, eines Frilingssohns aus dem Augau in der Herrschaft der Engern.
    An der Seite seiner Freunde Bero und Hatho war er in den Kampf gezogen, um die verhassten fränkischen Eroberer zu vertreiben, die von ihnen errichteten Kirchen zu zerstören und die von ihnen gesandten Gottesmänner zu meucheln. Freiheit und Ehre galt es zu verteidigen, und deshalb hatte sich Hilger auf die Seite Widukinds gestellt, des Rebellen gegen den christlichen König, den großen Karl.
    Der Schmied Hatho sowie Bero, ebenfalls Freier und Herr über den Meinradschen Hof, sahen es ebenso. Tapfer hatte auch Hatho am Süntelgebirge gekämpft und schon bald einen Berg an feindlichen Schilden angehäuft. Bero hingegen war plötzlich verschwunden, inmitten des blutigen Treibens hatte sich seine Spur verloren.
    Zunächst hatte Hilger geglaubt, der Freund sei gefallen. Doch
wenige Tage nach dem Gefecht hatte er ihn erblickt, zufällig, aus einem Versteck heraus. Zusammen mit Edlen aus dem Engernland war er geritten, Edlen von der Sorte, die es schon lange vorgezogen hatten, sich auf die Seite der feindlichen Eroberer zu schlagen.
    Und diese sächsischen Edlen waren nun unterwegs, um ihre eigenen, siegreichen Leute einzufangen und auszuliefern. Sie fürchteten sich vor der Rache des mächtigen Karl, den man jeden Moment zurückerwartete und der rasend über den Verlust seiner Mannen sein würde. Besser war es, ihm die Aufständischen zu präsentieren, damit er seine Wut nicht am gesamten Sachsenvolk ausließe.
    Aus diesem Grund hielt auch Hilger sich versteckt. Anstatt triumphierend in die Heimat zu ziehen, sich von seiner Sippe und den Nachbarn feiern zu lassen, musste er in einem Erdloch sitzen, sich verbergen wie ein Strauchdieb. Und mit ihm all die anderen tapferen Burschen, die vor wenigen Tagen einen unglaublichen Sieg errungen hatten.
    Hilger war wütend, diese Lage kratzte empfindlich am Ehrgefühl des bulligen jungen Mannes. Am liebsten wäre er aus dem Loch gesprungen und hätte sie allesamt angefallen, diese Edlen der Engern, West- und Ostfalen, die dort ihr verräterisches Unwesen trieben. Zahlreiche sächsische Krieger hatten sie bereits eingefangen, und Hilger konnte nur hoffen, dass sie das Versteck, in dem er sich zusammen mit einem Dutzend weiterer freier Bauern aus dem Augau und dessen Umgebung verbarg, nicht fanden.
    Es wurde bereits Nacht, aber die Luft war noch immer nicht rein. Die Bäume des kleinen Hains, in dem sich die Mulde befand, rauschten, und mit jedem herbstlichen Windstoß verloren sie mehr Blätter, sodass ihr Zufluchtsort bei Sonnenaufgang sehr viel nackter daliegen würde als noch am Vortag. Hilger
hatte die Männer in diesen Hain geführt. Er kannte das Versteck, hatte es zusammen mit Bero und Hatho schon Tage vor der Schlacht entdeckt. Es hatte den Freunden als verborgener Lagerplatz gedient, bevor sie zu den Männern des Widukind gestoßen waren. Doch nun fühlte Hilger sich nicht mehr sicher, denn Bero war bei den Verrätern, und Bero kannte diesen Unterschlupf.
    Und tatsächlich: Da kam jemand.
    Alle griffen sie gleichzeitig und möglichst lautlos zu ihren Waffen.
    In der Dunkelheit schlich ein Schatten zwischen den Bäumen entlang. Groß, ja hünenhaft mit breiten Schultern, aber dennoch wieselflink.
    »Haltet ein!«, zischte Hilger den anderen zu, denn er hatte ihn erkannt, den Schmied Hatho. Ehe sie sich’s versahen, sprang Hatho auch schon in die Grube, und ohne Rast scheuchte er die Männer hinaus.
    »Flieht! Flieht, so schnell euch eure Beine tragen können. Sie kommen, sie werden jeden Augenblick hier sein«, vernahm man seine dunkle, energische, aber dennoch möglichst leise gehaltene Stimme.
    Hatho und Hilger kletterten gemeinsam aus der Mulde und rannten davon, doch es war zu spät. Ein Pfeil sauste bereits herbei und bohrte sich in Hilgers Schulter. Ein zweiter schoss heran und traf ihn in der Kniekehle. Hilger brach zusammen.
    Obwohl
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