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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen
Autoren: A.F.Morland
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den Haistab. Der Stab war mit einer elektrisch geladenen Spitze versehen. Zumeist genügte eine Berührung damit, und der Hai ergriff die Flucht, Reichte der Stab nicht, so stand dein Taucher noch die Harpune zur Verfügung.
    Wallace grinste breit hinter dem dicken Glas des Metallhelms, Er machte eine Faust, und sein Daumen wies nach oben. Rückwärtsgehend näherte er sich der Leiter, und dann stieg er die Metall -sprossen langsam hinunter.
    Elliott Hyams sah ihm nach, als wüßte er, daß er ihn zum letztenmal lebend gesehen hatte.
    »Der feiert dort unten garantiert eine Party«, sagte Steve Strode lachend und massierte seinen runden Bauch. »Mit Seesternen und Algen geschmückt.« Indessen tauchte James Wallace hinab in die nasse grüne Welt des Meeres. Er sank langsam tiefer und fühlte sich großartig. Es gefiel ihm, in einen Bereich vorzudringen, der eigentlich den Fischen Vorbehalten war.
    Das Blubbern der Luftblasen war Musik in Wallaces Ohren. Sie stiegen über ihm zur Meeresoberfläche empor, wäh, rend er einer Stille entgegensank, die ihn faszinierte.
    Es war großartig, einzudringen in diesen fremden, auch feindseligen Lebensbereich. Wallace spürte, wie der Wasserdruck zunahm. Er schaute hinunter in die dunkelgrüne Tiefe und glaubte, die Überreste von Palmiana zu erkennen.
    Das Meer hatte die vulkanische Insel verschlungen.
    Der Teufel hatte die Weiber, die um ihn buhlten, zu sich geholt, wie es in der Sage hieß. Wallace rechnete nicht wirklich damit, dort unten ein menschliches Wesen zu sehen, aber er spielte den verrückten Gedanken durch. Dafür war er immer zu haben.
    Wenn diese Frauen schon so lange unter Wasser lebten, mußten sie sich den Gegebenheiten angepaßt haben. Vielleicht waren ihnen Schwimmhäute gewachsen und Flossen, Vielleicht waren sie zu Kiemenatmern geworden, mit Fischmäulern und Froschaugen.
    Bei diesem Gedanken lachte Wallace in sich hinein. Er versuchte sich so ein Unterwassermädchen vorzustellen. Es wurde ein Monster daraus. Er schüttelte sich. Nein, wenn sie tatsächlich so ausgesehen hätten, hätten sie ihn nicht für sich gewinnen können. Er war ein Ästhet. Er liebte alles, was schön war, und das waren Mädchen mit dicken Fischlippen und vorquellenden Froschaugen nun mal überhaupt nicht.
    Er bekam unvermittelt einen Stoß und zuckte zusammen.
    Verdammt, er war mit seinen Gedanken nicht bei der Sache gewesen. Nun drehte er sich hastig um - und sah sich einem Hai gegenüber, der ihn mit kalt glitzernden Augen anstarrte.
    ***
    Nicht immer beißen Haie gleich zu, das geschieht sogar in den seltensten Fällen. Zuerst stupsen sie ihre Opfer an, als wollten sie sie auf sich aufmerksam machen.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung drehte der Hai ab, schwamm einen Kreis und kam wieder zurück, ln einiger Entfernung bemerkte James Wallace einen zweiten Meereskiller.
    Er hätte an der Leine ziehen können, die ihn mit der SIRENA verband, dann hätten ihn seine Freunde hochgehievt, aber er hatte noch nie vor einem Hai die Flucht ergriffen, und er wollte dies auch jetzt nicht tun.
    Der Mörder mit der flachen Schnauze näherte sich ihm mit trägen Bewegungen, als gäbe es nichts Unwichtigeres für ihn als James Wallace.
    Der Taucher hob den Haistab. Je näher der Fisch kam, desto schneller schwamm er. Immer kräftiger bewegte er den Schwanz hin und her. Wallace erwartete ihn gespannt.
    Jetzt schoß das Tier heran, und Wallace stach zu. Der Hai erschrak. Entsetzt zuckte er, drehte sich um die eigene Achse, verlor die Lust an der Beute und schoß pfeilschnell davon.
    Innerhalb weniger Augenblick verlor sich das graue Tier im unendlichen Grün des Meeres.
    Aber es gab noch den zweiten Hai, der zunächst nur auf der Lauer gelegen hatte. Der schlaue Bursche hatte dem anderen die grobe Arbeit überlassen und sich dann gewissermaßen an den gedeckten Tisch setzen wollen.
    Nun mußte er selbst ran, und er zögerte auch nicht, den Taucher anzugreifen. Er wirkte aggressiver als der andere, und als ihn Wallace mit dem Haistock traf, ergriff er nicht die Flucht, sondern wurde nur noch wütender.
    Sein peitschender Schwanz schlug mehrmals gegen den Taucher. Wallace verlor den Haistab. Diese unblutige Verteidigungswaffe »segelte« langsam dem Meeresboden zu.
    Na gut! dachte James Wallace grimmig. Wenn du’s nicht anders willst, kannst du’s auch hart haben!
    Er griff mit beiden Händen nach der Harpune. Der Hai befand sich über ihm. Er hob den Kopf, richtete die Harpune auf das Tier, aber
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