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110 - Im Reich der Seehexen

110 - Im Reich der Seehexen

Titel: 110 - Im Reich der Seehexen
Autoren: A.F.Morland
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davon überzeugt gewesen, daß er nicht schlechter kämpfte als Varcus.
    Dennoch hatte dieser als einziger von Clessius eine magische Waffe bekommen: die Flammenpeitsche!
    Jetzt lag sie im Sand der Arena. Clessius war zu Staub zerfallen, und Varcus hatte durch die Flammenpeitsche den Tod gefunden. Die Peitsche lag auf dem Boden, und wer sie sich holte, dem gehörte sie.
    Bevor jemand anders auf die Idee kam, flankte Camenus über die steinerne Brüstung. Er lief zu Varcus und hob dessen magische Waffe auf. Ein unbeschreibliches Triumphgefühl erfüllte ihn. Mit der Flammenpeitsche in der Hand richtete er sich auf und blickte sich stolz um.
    Eine neue Zeit brach für die Gladiatoren an. Clessius’ Magie schützte sie nicht mehr. Sie würden von nun an in jedem Kampf verwundbar sein und ihr Leben genauso aufs Spiel setzen wie ihre Gegner.
    Camenus hatte sich in den Besitz der einzigen magischen Waffe gebracht, die es gab. Damit erhob er sich über alle anderen Gladiatoren.
    Mit anderen Worten: Er machte sich zu ihrem Anführer. Sie mußten ihm gehorchen, denn er hielt eine Waffe in seiner Hand, der keiner von ihnen etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen vermochte.
    Auch die anderen Kämpfer begaben sich in die Arena. Sie versammelten sich in Camenus Nähe.
    Ihre Helme glänzten im hellen Gleißen der Sonne.
    Camenus wandte sich ihnen zu. »Ihr habt es alle miterlebt: Clessius ist vernichtet! Wir haben keinen Herrn mehr! Auch Varcus ist tot, und ich bin sein Nachfolger! Was geschehen ist, schreit nach Rache! Wir dürfen die Männer und das Mädchen nicht entkommen lassen! Clessius hat sie hergeholt, damit sie in dieser Arena ihr Leben verlieren, und so soll es geschehen! Ich, Camenus, bin von nun an euer Anführer! Seid ihr damit einverstanden?«
    Alle waren es.
    Nur einer nicht: Parso!
    »Nein!« rief er hart und laut.
    Es zuckte in Camenus' Gesicht. Er kniff wütend sein Auge zusammen. Er hatte befürchtet, daß ihm Parso die Führungsposition streitig machen würde.
    Parso war ein wilder Hund, einer, der sich nur vor Clessius, dem Dämon, gebeugt hatte. Von niemandem sonst war er bereit, Befehle entgegenzunehmen.
    Die Gruppe der Gladiatoren teilte sich, und Parso trat vor, ein Recke, der Netz und Dreizack wie kein anderer zu handhaben wußte. Furchtlos und trotzig maß er den Einäugigen.
    »Ich werde die Gladiatoren anführen«, sagte er entschieden, als wäre kein Widerspruch möglich.
    »Wieso du?« fragte Camenus, bebend vor Zorn.
    »Und wieso du?« fragte Parso zurück.
    »Weil ich die Flammenpeitsche besitze?«, erklärte Camenus.
    »Die wirst du mir übergeben, denn ich habe ältere Rechte. Ich kam vor dir in diese Gladiatorenschule!«
    »Das interessiert mich nicht! Der Stärkste und Kampferfahrenste muß die Gladiatoren anführen!«
    »Das bin ich!« behauptete Parso und trat zwei weitere Schritte vor. »Leg die Flammenpeitsche weg und laß uns um sie kämpfen. Dem Sieger soll sie gehören!«
    Camenus grinste. »Ich werde nicht um etwas kämpfen, das ich bereits besitze. Wenn du die Flammenpeitsche haben willst, mußt du sie mir wegnehmen, und das wird dir wohl kaum gelingen. Einen Kampf verlangst du. Du kannst ihn haben, aber zu meinen Bedingungen!«
    Camenus war entschlossen, Parso zu töten. Er mußte dem Recken das Leben nehmen, denn Parso würde ihm sonst bei der erstbesten Gelegenheit in den Rücken fallen.
    Camenus zog sein Kurzschwert und warf es weit fort. Er brauchte es nicht. Er besaß nun eine bessere Waffe. Mit ihr würde er Parso bezwingen, Die anderen Gladiatoren wichen zurück. Ihnen war es egal, ob ihr Anführer Camenus oder Parso hieß. Sie würden sich demjenigen unterordnen, dem die Flammenpeitsche gehörte.
    Parso setzte sich mit geschmeidigen Schritten in Bewegung. Sein Oberkörper war leicht nach vorn geneigt. Er ließ Camenus und die magische Peitsche nicht aus den Augen.
    Der Einäugige sah sich schon als Sieger, doch Parso rechnete sich Chancen aus. Wäre es nicht so gewesen, hätte er sich wohl kaum zum Kampf entschlossen.
    Man mußte die Flammenpeitsche auch zu führen wissen, und wenn er mit dem Netz schneller war als Camenus, nützte diesem die magische Waffe überhaupt nichts.
    Parso zog das dunkle Netz über den goldfarbenen Sandboden. Er hatte Ähnlichkeit mit einem Raubtier, das seine Beute umschleicht. Er ging jetzt nicht mehr direkt auf Camenus zu, sondern bewegte sich halb schräg nach links, Camenus drehte sich langsam. Er wartete noch. Parso war nicht nahe genug. Er
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