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TS 37: Tödliche Träume

TS 37: Tödliche Träume

Titel: TS 37: Tödliche Träume
Autoren: Raymond Z. Gallun
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Maschinen sollten unsere Geschicke ganz in die Hand nehmen. Vielleicht würden die Maschinen vernünftigere Entscheidungen treffen als wir. Aber reden Sie nicht weiter darüber. Sie wissen ja, wie Gerüchte in die Welt kommen.“
    Bob Harwell lächelte, als er seinen Weg fortsetzte. Er mochte diese Leute gern. Er selbst war als Kind von Schauspielern geboren, die als Wiederverjüngte auf den Mars gegangen waren, als der Planet noch ein durchaus lebensgefährliches Milieu bot. Zum Theaterspielen war er dennoch aus Idealismus gekommen. Wie weit er es hier gebracht hatte, braucht nicht mehr betont zu werden. Seine Rollen verlangten eine universelle Begabung, und deshalb war er Abenteurer, Entdecker und Wissenschaftler gleichermaßen.
    Doch beute fühlte er eine gewisse Enttäuschung über seinen bisherigen Weg. Die Schauspieler waren eine nette Clique. Sie halfen ihm, wo sie konnten – wo es überhaupt möglich war. Manchmal sah es so aus, als lebten sie in einer realeren Welt als alle anderen. Jetzt fragte er sich, ob das wahr sein konnte. Sie lebten hier in einem geschützten und abgegrenzten Reich des Phantastischen. Sie waren ein Teil des vorgetäuschten Friedens in dieser Welt, die sich bei oberflächlicher Betrachtung wie ein pastorales Ölgemälde ansehen ließ.
    Harwell machte sich frei von diesem romantischen Vergleich und zwang sich zur Sachlichkeit.
    An der Tür stand schlicht und einfach ,Corliss’. Er ging hinein, ohne anzuklopfen. Schließlich war Corliss sein bester Freund.
    Bei Harwells unangemeldetem Eintreten wirkte Corliss ernst und bedachtsam wie einer, der sich der Probleme der Zeit jeden Augenblick bewußt ist. Doch als er Harwell bemerkte, setzte er sein gemütliches Grinsen auf. Seine blassen grauen Augen schimmerten freundlich. Corliss gehörte zur Sorte der herben Idealisten. Möglich, daß es sein Fahler war, alles zu abgeklärt zu betrachten.
    Bob Harwell begrüßte ihn mit einem kurzen Lachen. „Hallo, Carl, man hat mich noch nicht kleingekriegt. Gibt’s etwas Neues?“
    Corliss war aufgestanden und redite seinen dürren Körper. Es war schon einige Monate her, daß er die Rolle des Clowns gespielt hatte. Inzwischen waren ihm andere Rollen zugewiesen worden, denen er durch seine Persönlichkeit einen kulturellen Wert zu geben versuchte.
    Zur Zeit des 3-D-Films hatte es die sogenannten Sprach-Cartoons gegeben, mit denen man Figuren vorführte, die in Wirklichkeit nicht existierten. Und die Bewunderer der Micky-Maus und des Donald Duck waren bis heute nicht ausgestorben. Der Sensipsych aber verlangte die Identität des Publikums mit dem Schauspieler. Und eine Zeichnung konnte niemand sein. Auch der Trickfilm-Ersatz mußte mit Menschen arbeiten. Eines dieser seltenen Genies war Carl Corliss.
    „Meinen Glückwunsch, Bob“, lachte er. „Als ich hörte, daß die Knallerei losgeht, wäre ich fast in Ohnmacht gefallen. Diese verdammten Mathais-Idioten hätten sich den Versuch, dich umzubringen, ersparen sollen. Man sollte ihnen die Hammelbeine langziehen.“
    In Corlisis’ Blick mischte sich Fanatismus mit Humor. Harwell hatte den Eindruck, daß es überhaupt keine Situation geben konnte, in der Corliss’ Humor fehl am Platze gewesen wäre.
    „Was sollen wir jetzt machen, Carl?“ fragte er bedächtig. „Eigentlich wüßte ich so manches, was zu tun wäre.“
    Corliss zuckte die Achseln.
    „Vielleicht sollten wir rennen wie der Teufel. Aber du möchtest natürlich wie immer dabei sein. Gefahren fürchtest du ja nicht. Also verleumde deinen letzten Rest Charakter und schließe dich Mathais an. Als fünfte Kolonne sozusagen. Du kannst natürlich auch hingehen und Mathais den Schädel einschlagen. Oder ihm gut zureden und erklären, daß sein ganzer Plan lächerlich sei. Noch mehr! Du könntest den Sensipsych zerstören und einen eigenen Sender aufbauen, mit dem du das Publikum bekehrst. Wenn du den Träumern gut zuredest, werden sie sich schämen und von ihren schlechten Gewohnheiten ablassen.
    Wie oft haben das schon andere vor dir gedacht – und sogar versucht. Und ihr Eifer war nicht geringer als deiner. Doch das, wogegen sie kämpfen, ist nicht auszurotten: Die Trägheit der Masse, die eingefleischten Gewohnheiten und die einfache Tatsache, daß die Dinge so kompliziert sind. Und wie willst du alles mit der Tatsache vereinbaren, daß du im stillen die Methoden des Mathais halb und halb billigst? Nein, Bob, es ist zu spät! Die Räder rollen. Und auch tausend Männer von deiner Sorte
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