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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger
Autoren: Petra Roeder
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    Jeder Mensch träumt, wenn er schläft. Viele können sich später nicht mehr an ihre Träume erinnern, doch andere wissen noch ganz genau, in welche Welt sie ihr Traum entführt hat. Jedoch keiner von ihnen ahnt, dass sie sich in Wirklichkeit in große Gefahr begeben.
     
    Bevor ich am eigenen Leib erfahren hatte, wie gefährlich Träume sein konnten, hatte ich es genossen meinen Geist jede Nacht treiben zu lassen und zu sehen, wohin er mich schickte. Doch mittlerweile hatte ich nur noch Angst. Angst davor einzuschlafen. Mein Name ist Kylie. Ich lebe in New York und dies ist meine Geschichte.
     
    Die Zeilen verschwammen vor meinen Augen. Laut gähnend legte ich das Buch zur Seite und atmete einige Male tief durch. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits weit nach Mitternacht war. Ich stand auf, streckte meine müden Glieder und öffnete das Fenster.
    Frische Luft strömte in den Raum und kühlte mein erhitztes Gesicht. Es tat so gut, dass ich die Augen schloss und einfach nur die zarte Berührung des Windes genoss. Himmel, ich war so verdammt müde.
    Sehnsüchtig sah ich hinüber zu meinem Bett und seufzte. Nichts hätte ich lieber getan, als mich jetzt hinzulegen und einzuschlafen, doch das durfte auf keinen Fall geschehen.
    Ich wollte nicht schlafen, denn sobald ich dies täte, würde wieder dieser eine Traum auf mich warten. Ich hatte es immer geliebt einzuschlafen, meinem Unterbewusstsein die Führung zu überlassen und dabei meine Phantasie auszuleben, aber seit einem Monat war alles anders.
    Genaugenommen hatte es an dem Tag begonnen, an dem meine kleine Schwester Emma von einem Auto angefahren worden war. Seither lag sie im Koma und kein Arzt konnte uns sagen, wann und ob sie überhaupt jemals wieder daraus erwachen würde.
    Sie war erst zehn Jahre, halb so alt wie ich und das Nesthäkchen in unserer Familie. Andere Geschwister hatte ich nicht und deshalb verband uns etwas ganz Besonderes.
    Meine Augen flogen über die Buchseite, doch ich war viel zu erschöpft, um zu verstehen, was dort geschrieben stand. Immer wieder fiel ich nach kurzer Zeit in einen Sekundenschlaf und schrak einen Augenblick später wieder hoch.
    Ich hatte seit 48 Stunden nicht mehr geschlafen und hielt mich mit literweise Kaffee auf den Beinen. Mittlerweile zitterten meine Hände derart, dass ich sie kaum noch unter Kontrolle hatte, und wenn ich mich zu schnell bewegte, überkam mich sofort ein Schwindelgefühl.
    Wieder sah ich sehnsüchtig zu meinem Bett. Ich rieb mir die Augen und hätte vor lauter Verzweiflung am liebsten losgeheult. So konnte das doch nicht weitergehen. Irgendwann würde ich mit Sicherheit umkippen, wenn ich meinen Körper weiterhin so malträtierte.
    Außerdem wollte ich morgen wieder ins Krankenhaus, und wenn ich meinem Körper noch länger den lebenswichtigen Schlaf vorenthielt, könnte ich auch gleich dort bleiben.
    Ich schloss das Fenster, ging zu meinem Bett und setzte mich. Nachdenklich starrte ich auf den Wecker. Vielleicht konnte ich dem Traum entkommen, indem ich es erst gar nicht zuließ, dass ich in eine Tiefschlafphase fiel.
    Wenn ich mir den Wecker so stellte, dass der Alarm in einer Stunde losginge, dann hätte ich mich etwas ausgeruht, aber mit Sicherheit noch nicht geträumt. Das könnte ich dann so oft wiederholen, bis ich einige Stunden geschlafen hätte.
    So sollte es mir doch gelingen, etwas zu schlafen, ohne zu träumen und meinem Körper ein wenig Ruhe zu gönnen. Ich nickte, stolz über diese geniale Idee.
    Nachdem ich die Zeit eingegeben und dreimal überprüft hatte, ob der Alarm auch wirklich eingeschaltet war, ließ ich mich in mein Bett fallen und zog mir die Decke bis ans Kinn. Es war ein unbeschreiblich gutes Gefühl endlich die Augen schließen zu können und sich einfach fallen zu lassen.
     

 
     
    Um mich herum war Nebel. Kalter, nasser Nebel, der einen feuchten Film auf meiner Haut zurückließ, während ich mich langsam durch ihn hindurch bewegte. Ich sah an mir hinab und stellte zu meinem Erstaunen fest, dass ich mit meinem rotem Top und der kurzen, schwarzen Hose bekleidet war, die ich immer nur zum Schlafen trug. Und wo waren eigentlich meine Schuhe?
    Vorsichtig ging ich weiter und mit jedem Schritt, den ich tat, lichtete sich der Nebel. Das saftige Moos schmatzte unter meinen nackten Füßen, aber es war ein angenehmes Gefühl.
    Jetzt, wo der Dunst sich verzogen hatte, erkannte ich auch den Wald um mich herum und die riesigen alten Bäume, die sich weit
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