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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger
Autoren: Petra Roeder
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hinauf in den Nachthimmel erhoben. Ich sah hinauf und mein Blick verharrte einen Moment auf dem Vollmond. Er warf sein fahles Licht auf die Erde und ließ alles irgendwie unwirklich erscheinen, so als blicke man auf eine Märchenlandschaft bei Nacht. Wieso kam mir das alles so bekannt vor?
    In weiter Ferne erklang ein Heulen und ich zuckte erschrocken zusammen. War das etwa ein Wolf? Plötzlich vernahm ich ein deutliches Knacken zu meiner Linken und wirbelte herum. Mein Herz begann zu rasen und ich spürte das Rauschen des Blutes in meinen Schläfen. Mit zusammengekniffenen Augen starrte ich in die Dunkelheit.
    »Hallo? Ist da jemand?« Ein eiskalter Schauer lief mir über den Rücken. Ich wollte hier weg, aber ich wusste ja noch nicht einmal, wo ich überhaupt war. Aber eines wusste ich mit hundertprozentiger Sicherheit: Ich war nicht zum ersten Mal hier.
    Ich sah unentschlossen in die Richtung, aus der ich gekommen war. Dort lag noch immer der Nebel wie eine undurchdringliche Wand und einzelne Schwaden bewegten sich kaum merklich auf und ab. Vielleicht war es klüger, wieder umzukehren?
    »Kylie, bitte hol mich hier raus. Ich habe Angst«, rief eine dünne Stimme, die sehr vertraut klang. Ich erstarrte und sah mich hektisch zu allen Seiten um.
    »Emma?«, meine Augen suchten jeden Quadratmeter des Waldes ab, doch nirgendwo konnte ich meine kleine Schwester erkennen.
    »Kylie, ich will nach Hause. Bitte hilf mir«, rief sie jetzt noch verzweifelter als zuvor.
    »Wo bist du Emma?«, schrie ich und drehte mich langsam um die eigene Achse. Panik wallte in mir auf, als ich sie noch immer nicht sah.
    »Ich bin hier«, hörte ich sie. Es kam mir vor, als würde sie sich von mir entfernen, denn sie klang jetzt um einiges leiser.
    »Emma, wo bist du? Hör nicht auf zu reden, damit ich dich finden kann«, befahl ich und setzte mich in Bewegung. Ich rannte in die Richtung, aus der ich glaubte, die Stimme gehört zu haben. Dabei hielt ich den Kopf leicht schräg und lauschte angestrengt.
    »Hier bin ich.« Jetzt hörte ich Emma ganz deutlich. Sie konnte nicht mehr allzu weit entfernt sein. Ich rannte noch schneller. Plötzlich packte mich jemand am Arm und zog mich ins Dickicht.
    Dabei peitschten mir kleine Äste ins Gesicht und kratzen schmerzhaft über meine Haut. Ich war so überrascht, dass ich im ersten Moment nicht reagieren konnte. Gerade, als ich dabei war mich umzudrehen, um einen Blick auf die Person zu werfen, die mich so rüde durchs Unterholz schob, wurde ich auf den Waldboden gestoßen. Noch bevor ich protestieren konnte, spürte ich den heißen Atem an meinem Ohr und erstarrte.
    »Bleib ganz ruhig liegen und gib keinen Laut von dir, sonst sind wir beide tot.« Es war eine rauchige, aber dennoch sanfte Männerstimme, die zu mir sprach und der warnende Unterton, verursachte mir eine Gänsehaut am ganzen Körper. Die Aussicht auf einen frühzeitigen Tod ließ mich innehalten. Mit knapp zwanzig Jahren hatte ich noch nicht vor, das Zeitliche zu segnen.
    Also hielt ich vollkommen still und regte mich nicht. Mein Entführer oder Retter, dies würde sich noch herausstellen, lag zur Hälfte auf mir und presste mich mit seinem Gewicht zu Boden. Ich hob den Kopf leicht an, um zu erkennen, wovor wir uns versteckten, doch ich spürte sofort seine Hand, die mich wieder sanft nach unten drückte.
    Mein Hirn arbeitete auf Hochtouren und ich suchte verzweifelt nach Antworten. Was genau wusste ich? Nicht viel. Ich hatte keine Ahnung, wo ich mich hier befand, oder wer dieser mysteriöse Fremde war, der auf mir lag. Und mir war völlig schleierhaft, vor wem wir uns hier versteckten.
    Mit einem Mal fiel mir Emma ein, die nach mir gerufen und mich um Hilfe gebeten hatte. Statt sie zu suchen, lag ich hier im Dreck und wusste noch nicht einmal warum. Ich machte Anstalten mich vorsichtig zu drehen, um einen Blick auf den Mann werfen zu können. Zu meinem Erstaunen verlagerte er sein Gewicht und es gelang mir, mich etwas zur Seite zu rollen.
    Ich sah in zwei auffallend grüne Augen und schnappte erstaunt nach Luft. Augen von so einem intensiven Grün hatte ich noch nie zuvor gesehen. Dann betrachtete ich das Gesicht des jungen Mannes etwas genauer. Es war markant, mit hohen Wangenknochen und wunderschönen Lippen. Er hatte dunkles, schulterlanges lockiges Haar und sah wirklich außerordentlich gut aus. Ich schätzte ihn auf Mitte zwanzig.
    Als ich den Mund öffnete, um etwas zu sagen, legte er den Zeigefinger auf seine Lippen und ich
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