Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger
Autoren: Petra Roeder
Vom Netzwerk:
diese Welt gekommen war, doch warum er nicht mehr zurückkonnte, wusste ich noch immer nicht. Dass er Arzt war, verwunderte mich, denn ich hätte ihn eher einer handwerklichen Berufsgruppe zugeordnet. Wie alt war Matt eigentlich?
    »Du bist also auch freiwillig hier?«, fragte ich fast flüsternd um die geheimnisvolle Stimmung, die während seiner Erzählungen entstanden war, nicht zu zerstören.
    »Nicht ganz. Als unsere Testphasen immer länger wurden und ich von der Existenz der Seelenfresser erfahren hatte, bestand mein Bruder darauf, mich noch expliziter zu überwachen. Er schloss mich an diverse Geräte und Monitore an, um meinen Herzschlag und meine Hirnströme zu messen, während ich schlief. Bei der kleinsten Auffälligkeit sei es ein ansteigender Puls oder zunehmende Hirnaktivitäten, hatte er vor, mich unverzüglich zurückzuholen. Er war sehr besorgt, denn ich hatte erst einige Tage zuvor am eigenen Leib erfahren, dass Verletzungen, die man sich hier zuzieht, auch in der realen Welt geschehen.«
    »Du meinst, wenn ich mir hier ein Bein breche und irgendwann in meinem Bett aufwache...?« Matt nickte.
    »Genau, stößt dir hier etwas zu, wirst du die Folgen auch im realen Leben spüren. Und wenn du hier...«, er hielt inne und rieb sich die Stirn.
    »Wenn ich hier was?«
    »Wenn du hier stirbst, oder die Seelenfresser dir deine Seele aussaugen, wirst du auch in der realen Welt nicht wieder aufwachen.«
    Ich sog scharf die Luft ein bei seinen Worten. Plötzlich sah ich diesen verfluchten Wald mit ganz anderen Augen. Eine innere Stimme schrie mir zu, dass ich aufwachen sollte, doch ich hörte nicht auf sie. Stattdessen sah ich zu Matt und nickte ihm auffordernd zu, denn ich wollte noch mehr über diesen Wald und über ihn erfahren.
    »Verspürst du noch immer nicht den unbändigen Drang, von hier zu verschwinden? War das, was ich dir bis jetzt erzählt habe noch nicht gruselig genug?«, wollte er mit einem schiefen Lächeln wissen.
    »Bei weitem noch nicht gruselig genug«, gab ich zur Antwort und erwiderte sein Lächeln.
    »Na schön, wie du willst. Wo war ich stehengeblieben?«
    »Dein Bruder hat darauf bestanden dich intensiver zu überwachen«, half ich ihm auf die Sprünge.
    »Ja, richtig. Aber sehr viel gibt es leider nicht mehr zu erzählen. Das letzte Mal, als er mich in Tiefschlaf versetzte, sollte ich 24 Stunden bleiben. Vorausgesetzt natürlich, meine Körperfunktionen wären normal geblieben und es hätte sich keine besorgniserregende Auffälligkeit gezeigt. Wäre das der Fall gewesen, hätte mein Bruder mich natürlich vor Ablauf der Zeit wieder zurückgeholt.« Ich zog die Augenbrauen zusammen.
    »Und was ist dann geschehen?«
    »Nichts, das ist ja das Problem«, seufzte Matt.
    »Wie meinst du das?« Ich verstand gerade nur Bahnhof.
    »Mein Bruder hat mich in einen tiefen Schlaf versetzt und ich bin in den Traumwald getreten und ... und seither bin ich hier«, verriet er.
    »Ja, aber wie ist das möglich? Warum hat dein Bruder dich nicht nach den vereinbarten 24 Stunden wieder zurückgeholt?«, fragte ich aufgeregt und rutschte unruhig auf meinem Hintern herum. Matt zuckte die Schultern und ein trauriger Ausdruck legte sich auf sein Gesicht.
    »Ich habe nicht die geringste Ahnung, was passiert sein könnte. Das Ganze sieht Greg, so heißt mein Bruder, nicht ähnlich. Ich kann es mir nur so erklären, dass ihm etwas zugestoßen ist und er keine Möglichkeit hatte, mich da rauszuholen«, mutmaßte er.
    »Aber selbst wenn dem so ist, wie du vermutest, gibt es doch immer noch deinen Onkel, der dich zurückholen könnte. Oder willst du mir erzählen, du liegst irgendwo an einem geheimen Ort, wo dich niemand findet?«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Matt. »Ich liege auf der Forschungsabteilung des Krankenhauses. Dort hat mein Onkel für unser Vorhaben ein Zimmer eingerichtet. Einige der Mitarbeiter wussten, dass wir an etwas arbeiten, deshalb bin ich ja so verwirrt. Wenn Greg etwas passiert wäre, hätte zumindest George etwas auffallen müssen und er hätte sich darum gekümmert.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein wirres Haar und zerzauste es dadurch noch mehr.
    »Was mir aber richtig Sorgen macht ...«, begann er, »ist die Tatsache, dass ich anscheinend künstlich ernährt werde.«
    »Woher willst du das wissen?«, erkundigte ich mich. Matt hob beide Augenbrauen ungläubig an, als könne er nicht glauben, dass ich eine solche Frage wirklich gestellt hatte. Anschließend deutete er auf seinen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher