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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger
Autoren: Petra Roeder
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oder so etwas, wie eine Decke.
    »Ich schlafe gar nicht.« Ich sah ihn entsetzt an.
    »Was soll das heißen?« Matt zuckte mit den Schultern und warf ein weiteres Holzscheit in die Flammen.
    » Hier im Traumwald schläft niemand. Ich könnte schlafen, aber mein Körper vermisst es nicht, wenn er keine Ruhe bekommt. Außerdem ist es viel zu gefährlich, denn dann wäre ich den Seelenfressern hilflos ausgeliefert. «
    »Du meinst, du hast seit fast fünf Monaten kein Auge mehr zugetan?«, fragte ich ungläubig.
    »Dafür bekomme ich im realen Leben mehr als genug Ruhe«, gab er zurück und zwinkerte mir schelmisch zu. Sofort war meine Neugierde geweckt und ich erinnerte mich, dass er mir gar nicht erzählt hatte, warum er hier war.
    »Was ist passiert?« Meine Stimme klang dünn und sehr leise. Matt stocherte gedankenverloren in der Glut des Feuers herum.
    »Eine lange Geschichte«, murmelte er.
    »Dann leg mal los, denn ich habe keine Ahnung, wann ich wieder aufwache«, forderte ich ihn auf. Er sah hoch und seine grünen Augen musterten mich. Sofort beschleunigte sich mein Pulsschlag und ein wohlig warmes Gefühl breitete sich in mir aus. Matt seufzte, dann warf er den Stock beiseite und nickte.
    »Zuerst solltest du wissen, dass ich mich schon im wirklichen Leben mit diesen Träumen und deren Geschichte beschäftigt habe.« Ich sah ihn verständnislos an.
    »Beruflich, oder wie soll ich das verstehen?«, hakte ich nach.
    »Ja und nein. Ich komme aus einer Familie von Ärzten. Mein Großvater sowie mein Vater waren Mediziner und auch mein älterer Bruder ist ein angesehener Arzt. Da blieb es nicht aus, dass auch ich diesen Studienweg eingeschlagen habe. Aber ich habe es auch getan, weil es mir wirklich Spaß machte. Irgendwann bin ich auf die Aufzeichnungen meines Großvaters gestoßen, in denen er von seinen Forschungen berichtete. Für ihn waren Träume etwas Faszinierendes und so trug er alles zusammen, was er darüber finden konnte. Er reiste zu fremden und abgelegenen Kulturen und setzte sich mit uralten Legenden auseinander. Als er wieder zurück war, begann er auf eigene Faust zu forschen. Er bat Freunde und Patienten sich für Tests zur Verfügung zu stellen und schrieb detailliert auf, welche neuen Erkenntnisse er dadurch gewann. Für seine Tests nutzte er chinesische Pilze und andere Betäubungsmittel und was er während dieser Zeit herausfand, war verblüffend.«
    Matt hielt inne und sah nachdenklich zu Boden. Eine halbe Ewigkeit verging und ich dachte, er würde gar nichts mehr sagen, doch dann fuhr er schließlich mit seinen Ausführungen fort.
    »Als ich mein Studium beendet hatte, begann ich in einer Privatklinik als Assistenzarzt. Ich muss dazu sagen, dass auch mein Bruder dort eine Station leitete. Mein Onkel George, der Bruder meines Vaters, war der ärztliche Leiter der Klinik. Es war natürlich von großem Vorteil, dass er mein Vorgesetzter war, denn so konnte ich mich auch während meiner Arbeit weiterhin mit der Traumforschung befassen. Ich habe einige sehr interessante Dinge herausgefunden und die Aufzeichnungen meines Großvaters ergänzt.«
    »Was denn für interessante Dinge?«, wollte ich wissen.
    »Nachdem ich fast ein Jahr lang daran gearbeitet hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass Träume nicht das sind, was allgemein angenommen wird«, erklärte er.
    »Ach, was du nicht sagst«, stieß ich schnaubend hervor und zog eine Grimasse. Zu dieser Erkenntnis war ich mittlerweile auch gekommen, ohne dass ich Medizin studiert und mich mit diversen Traumunterlagen befasst hatte. Matt blickte mir eindringlich in die Augen und seine Mundwinkel zuckten.
    »Ich weiß, was du denkst, aber lass mich weitererzählen. Während meiner Forschungen habe ich unzählige Tests an mir selbst durchgeführt. Glücklicherweise hatte ich dabei die Hilfe meines Bruders. Nachdem ich ihm meine Unterlagen gegeben hatte, war er genauso versessen darauf, mehr darüber in Erfahrung zu bringen, wie ich. Auch unser Onkel unterstützte uns, wo er nur konnte und räumte uns in unseren Schichtplänen viel Zeit für die Forschungen ein. Also haben wir mich mittels diverser Betäubungsmittel in einen Tiefschlaf versetzt. Am Anfang nur für eine Stunde, aber mit der Zeit wurden die Tiefschlafphasen immer länger. Es gelang mir tatsächlich hier einzutreten und ich habe begonnen, mich immer weiter in den Wald vorzuwagen.«
    Mit leicht geöffnetem Mund saß ich da und lauschte Matts Worten. Es war faszinierend zu erfahren, wie er in
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