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Traumfaenger

Traumfaenger

Titel: Traumfaenger
Autoren: Petra Roeder
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verstummte augenblicklich. Anschließend huschte sein Blick über meinen Kopf hinweg in den Wald und er runzelte nachdenklich die Stirn.
    Er sah aus, als ob er nach etwas Ausschau hielt. Seine Augen zuckten wild umher und suchten jeden Winkel des Waldes ab. Dann sah er wieder zu mir und ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. Er gab meinen Körper frei, stand vorsichtig auf und reichte mir seine Hand. Ich zögerte kurz, ergriff sie schließlich und er half mir auf.
    Ungefähr eine Minute standen wir uns gegenüber und starrten uns nur schweigend an. Ich zupfte mir konzentriert das Grünzeug von meinem Oberteil. Anscheinend hatten alle Pflanzen mein Trägertop zu ihrem neuen Zuhause erklärt. Als er schließlich das Schweigen brach, sah ich auf.
    »Ich bin Matthew, aber du kannst mich Matt nennen«, sagte er und hielt mir die Hand entgegen. Ich ergriff sie und nickte. Verstohlen musterte ich seine Kleidung, die sehr ramponiert wirkte. Überall waren Risse oder Löcher und unter dem Wort "sauber", verstand ich auch etwas anderes.
    »Mein Name ist Kylie«, entgegnete ich. Darauf herrschte wieder betretenes Schweigen, bis Matt plötzlich grinste.
    »Wir sollten unsere Zeit nicht damit vergeuden, uns nur anzustarren. Du hast sicherlich viele Fragen«, stellte er fest.
    Und ob ich die hatte. Ich wollte gerade zu einer solchen ansetzen, als er die Hand hob und ich den Mund wieder schloss. Verwirrt beobachtete ich, wie Matt einen blauen Knopf von seinem Hemd abriss und mir reichte.
    »Vielen Dank«, stammelte ich. Verrückte sollte man ja bekannterweise nicht reizen. Ich starrte auf den Knopf in meiner Hand und war mir plötzlich ziemlich sicher, dass Matt nicht alle Tassen im Schrank hatte. Wahrscheinlich erwartete er jetzt auch ein Geschenk von mir.
    Hektisch suchte ich nach etwas, das ich ihm schenken konnte. An meinem Sommerschlafanzug befand sich kein einziger Knopf. Mein Blick fiel auf das Armband an meiner Hand. Es war nichts Besonderes und auch nicht teuer gewesen, also streifte ich es ab und gab es ihm. Dabei musste ich ziemlich dumm gegrinst haben, denn er starrte mich fragend an.
    »Was soll ich damit?«, wollte er wissen und hielt sich das Armband vor das Gesicht, um es genauer zu begutachten. Ich zuckte ahnungslos mit den Schultern.
    »Ich dachte, wenn du mir so ein tolles Geschenk machst, gebe ich dir auch etwas von mir«, erklärte ich und hielt in gespieltem Stolz seinen Hemdknopf in die Höhe, als hielte ich die Kronjuwelen in der Hand. Er wirkte kurz verdutzt, dann warf er den Kopf in den Nacken und begann schallend zu lachen. Auf einmal wurde er wieder ernst und sah mich eindringlich an.
    »Ich bin nicht verrückt, wie du vielleicht glaubst.  Dieser Knopf ist enorm wichtig«, informierte er mich ernst.
    »Natürlich«, entgegnete ich, als wäre ich der gleichen Meinung. »So ein Knopf ist … also … man darf einen solchen Knopf nicht unterschätzen«, faselte ich in Ermangelung passender Worte.
    Ich musste hier weg. Matt war zwar unheimlich süß und unter anderen Umständen hätte ich auf Teufel komm raus mit ihm geflirtet, aber er schien leider auch völlig den Verstand verloren zu haben, was seine Attraktivität in meinen Augen doch erheblich verringerte. Matt steckte das Armband schulterzuckend in seine Jeanstasche und wandte sich dann wieder mir zu.
    »Hör zu Kylie, ich weiß nicht, wie viel Zeit uns bleibt, also kommen wir gleich zur Sache«, sagte er. Ich riss die Augen auf und trat erschrocken einen Schritt zurück. Was sollte das denn jetzt werden?
    »Wage es nicht mich anzufassen«, fauchte ich mit zur Abwehr erhobenen Händen. Matt seufzte und schüttelte den Kopf.
    »Zum letzten Mal, ich bin weder verrückt, noch werde ich gleich über dich herfallen. Ich glaube du hast noch nicht begriffen, um was es sich hier handelt?« Er machte eine ausladende Handbewegung. Als ich nicht antwortete, fuhr er fort:
    »Dies hier ist der Traumwald. Bevor ich dir jetzt alles erzähle, was wichtig ist, muss ich dir erklären, was es damit auf sich hat.« Er deutete auf den Knopf in meiner Hand. »Das ist ein Anker, der es dir ermöglicht, das nächste Mal genau dort in diesen Wald zu treten, wo ich mich gerade aufhalte, ohne erst durch den gefährlichen Nebel zu gehen. Wichtig ist, dass du den Knopf immer bei dir trägst, wenn du schläfst.«
    Als er meinen ratlosen Gesichtsausdruck sah, schloss er kurz die Augen und holte tief Luft. »Du bist hier, weil du gerade träumst. Das ist sehr selten, denn
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