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Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks

Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks

Titel: Castello Di Felici - Schloss Des Gluecks
Autoren: Caitlin Crews
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1. KAPITEL
    Bethany Vassal brauchte nicht hinzusehen. Auch ohne das aufgeregte Getuschel und die spürbare Elektrizität im Saal wusste sie, wer gerade die Gemäldegalerie in Torontos Nobelviertel Yorkville betreten hatte. Ihr Körper wusste es und reagierte sofort: Ein Prickeln lief ihr über den Rücken, und sie spürte das automatische Anspannen der Muskeln zwischen den Schenkeln. Die leuchtenden Farben und abstrakten Formen des modernen Gemäldes vor ihr an der Wand verschwammen, und sie schloss die Augen, um den schmerzhaften Erinnerungen Einhalt zu gebieten.
    Er war hier, im gleichen Raum wie sie. Seit Monaten wartete sie auf diesen Moment, hatte sich seelisch darauf vorbereitet und eingeredet, dass sie gewappnet wäre. Jetzt stellte sie fest, dass ihre Bemühungen umsonst gewesen waren, und im Grunde überraschte es sie nicht einmal. Was sie überraschte, war, dass er tatsächlich erschienen war.
    Leopoldo di Marco, il Principe di Felici .
    Ihr Gemahl.
    Nicht mehr lange, dachte sie und straffte dabei die Schultern. Bald ist er mein Ex.
    Langsam wandte sie sich dem Eingang zu. Sie hatte am entgegensetzten Ende des Saals Stellung bezogen, um bei seiner Ankunft Zeit zu gewinnen. Er sollte sie nicht überrumpeln, so wie schon einmal. Die Trennung von ihm hatte sie fast umgebracht, aber seitdem waren drei Jahre vergangen. Heute lagen die Dinge anders. Sie war anders.
    Bei ihrer ersten Begegnung war sie dreiundzwanzig und Vollwaise gewesen. Ihr Vater, den sie jahrelang gepflegt hatte, war nach schwerer Krankheit verschieden, und von einem Tag auf den anderen stand sie allein in der Welt. Sein Tod traf sie tief, sie vermisste ihn schrecklich. Aber nach dem ersten schlimmsten Schmerz wurde ihr bewusst, dass sie nun nicht mehr an ein Krankenzimmer gebunden war und tun konnte, was sie wollte. Genau da lag das Problem. Die begrenzte Welt ihres Vaters, gekoppelt mit den Jahren der Krankenpflege, hatten sie auf die plötzliche Freiheit nicht vorbereitet. Bethany wusste selbst nicht, was sie eigentlich wollte. Und dann trat Leo in ihr Leben, wie ein Sonnenstrahl nach langer Finsternis.
    Er war ihr Märchenprinz, sie seine Prinzessin. Nichts konnte ihr an seiner Seite geschehen, davon war sie fest überzeugt. Bis er sie eines Besseren belehrte.
    Bethany lächelte bitter, als sie daran dachte, wie schnell ihr Traum vom großen Glück geplatzt war. Abgesehen von Äußerlichkeiten und leiblichem Komfort hatte Leo sie nach der Ankunft in seiner Heimat Italien in jeder Hinsicht vernachlässigt und aus seinem Leben verbannt. Sie war sich selbst überlassen und innerhalb kurzer Zeit so isoliert und allein gewesen wie nie zuvor, Welten entfernt von allem, was ihr vertraut war.
    Und zu allem Überfluss brachte er auch noch das Thema Nachkommenschaft zur Sprache! Bei dem Gedanken, in ihrer Situation Mutter zu werden, wuchs Bethanys Verzweiflung ins Grenzenlose.
    Sie ballte die Hände zu Fäusten, als könne sie mit dieser nutzlosen Geste das unglückliche Andenken auslöschen. Dann holte sie tief Luft und zwang sich, ruhig zu bleiben. Was sie sich für diesen Abend vorgenommen hatte, erforderte all ihre Konzentration. Der Vergangenheit nachzutrauern oder wütend zu werden war nicht nur deprimierend, sondern unproduktiv.
    Resolut hob sie den Kopf, und dann erblickte sie ihn. Der Saal schien zu schrumpfen und die Zeit stillzustehen.
    Von zwei Bodyguards flankiert, betrat ihr Ehemann den Saal. Mit dem dichten schwarzen Haar, den ebenso schwarzen Augen und der hochgewachsenen Gestalt verkörperte er das Schönheitsideal des italienischen Mannes bis ins kleinste Detail. Der Designeranzug, den er wie üblich mit nachlässiger Eleganz trug, brachte die breiten Schultern und schmalen Hüften aufs Beste zur Geltung. Leo sah einfach umwerfend aus.
    Bethany wusste, dass sie sich von seinem Äußeren nicht ablenken lassen durfte. Das war viel zu riskant. Trotzdem hörte sie nicht auf, ihn anzustarren. Sie hatte vergessen, wie überwältigend er aussah. Aus irgendeinem Grund hatte sie ihn kleiner in Erinnerung, weniger charismatisch, nicht so vital. Sie hatte seine maskuline Ausstrahlung vergessen und die Aura von Macht, die ihn umgab – diese angeborene Überlegenheit, mit der er jeden Mann in seiner Nähe in den Schatten stellte.
    Der Gedanke machte sie traurig. Sie schluckte und versuchte, das Gefühl von Melancholie abzuschütteln. Bei dem, was sie vorhatte, würde es ihr kaum helfen.
    Mit dem geschmeidigen Schritt einer Raubkatze
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