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0947 - Das Voodoo-Weib

0947 - Das Voodoo-Weib

Titel: 0947 - Das Voodoo-Weib
Autoren: Jason Dark
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Rechtzeitig genug drehte er sich zur Seite, öffnete den Mund und ließ den gallenbitteren Strahl zu Boden fließen.
    Succ hustete. Sein Körper zuckte. Er schaute noch immer über den Rand der Liege zu Boden, und er spie auch die letzten Reste aus. Diesmal nur noch Schleim, nicht mehr das bittere Zeug wie zuvor.
    Dann der letzte Rest. Nur mehr Tropfen. An langen Fäden hängend. Saugend holte Succ Luft, hielt sich mit der linken Hand am Bett fest und schaffte es so, wieder die normale Rückenlage einzunehmen und aus nassen Augen zur Decke zu starren, die er kaum sah, weil alles in seiner Umgebung verschwommen wirkte.
    Selbst das Fenster, durch das der eisige Wind fuhr. Zum Glück hatte es aufgehört zu schneien. Wenn der Wind die feinen Schneekörper vor sich hertrieb, dann drückte er sie mit Brachialgewalt durch die Ritzen des undichten Fensters und verteilte es in Succs miesen Bude wie Puderzucker auf dem Boden.
    Nein, es ging ihm nicht gut. Es würde ihm nie mehr so gut gehen wie früher, als er noch bei der Army war und die ihre schützenden Arme über ihn gehalten hatte.
    Das war vorbei, das gehörte der Vergangenheit an. Jetzt vegetierte Succ in diesem kalten Verschlag vor sich hin, denn als Leben wollte er sein Dasein nicht bezeichnen.
    So schlimm wie in dieser Nacht war es jedoch noch nie gewesen. Succ wußte, daß ihn die Geister eingeholt hatten. Sie waren ihm auf den Fersen, sie wollten ihn als Opfer.
    Ich muß hier weg! dachte er wieder. Ich muß raus aus diesem verdammten Rattenschlag!
    Samson Succ preßte beide Hände gegen den Bauch. Unter der Bauchdecke wühlte der Schmerz, als hätte er Nadeln verspeist.
    Nadeln…
    Er lachte über sich selbst und über diesen Vergleich. Wahrscheinlich hatte man eine Nadel in die kleine Puppe gebohrt, damit der Voodoo-Zauber auch wirkte. Wie hätte er je denken können, ihm zu entwischen? Er würde ihn überall erreichen, egal, wo er sich aufhielt.
    Da hatte es eigentlich keinen Sinn, wenn er seine Bude verließ und floh.
    Daß er trotzdem darüber nachdachte, dafür gab es einen bestimmten Grund. Möglicherweise nahm die Kraft mit der Entfernung ab, und Verstecke gab es ja überall. Es brauchte nicht unbedingt dieses Rattenloch zu sein, für das er noch Miete zahlte.
    Succ hatte seinen Entschluß gefaßt. Er wälzte sich auf die Bettkante zu, stützte sich mit dem Ellbogen ab und kam hoch. Zusammengekrümmt, die Hände noch immer gegen den Bauch gepreßt, blieb er hocken, die Füße weit auseinander, damit er nicht in der Lache stand.
    Es ging ihm schon etwas besser. Die Schmerzen ließen nach. Vielleicht war das Erbrochene dafür verantwortlich.
    Samson Succ stand auf. Gekrümmt blieb er vor seinem Bett stehen. Nur langsam richtete er sich auf. Dabei hatte er den Eindruck, als wären die Muskeln in seiner Magengegend dabei, sich wie Sehnen zu spannen.
    In dieser dreckigen Bude lohnte es sich nicht mal, die Schuhe im Bett auszuziehen, deshalb hatte Succ sie auch angelassen. Er trug die hohen Schnürschuhe, die bis an seine Knöchel heranreichten. Die Hose aus grünem Drillichstoff mit den zwei außen aufgenähten Taschen hatte er ebenfalls nicht abgelegt. Das schwarze Hemd war nur nachlässig zugeknöpft worden und ließ den oberen Rand seines grauen T-Shirts sehen. Succ tappte zum Fenster. Es befand sich im über der verrosteten Spüle, auf der sein Geschirr stand.
    Ein heller Streifen huschte über das Blech der Spüle hinweg, aber es hatte sich kein Mondschein auf dem Metall verirrt, hier war einer dieser kleinen Silberfische vorbeigehuscht, von denen es in diesem beschissenen Haus mehr als genug gab.
    Noch einmal wischte sich Succ über den Mund. Draußen war es finster. Trotzdem sah er sein Gesicht mit der dunklen Haut wie einen Schatten in der Scheibe. Die Augen sahen dabei ein wenig heller aus.
    Jetzt spürte er auch den kalten Hauch. Der Wind stand ungünstig, er blies gegen das Fenster und durch die verdammten Ritzen. Viel sehen konnte er nicht, aber er entdeckte einen fahlen Himmel. Nicht ganz dunkel, weil der Mond noch zu voll stand und gegen die Scheibe glotzte wie ein Fußball, der an der rechten Seite die Luft verloren hatte.
    Succ starrte in den dreckigen Hinterhof. Gegenüber nahm ihm eine alte Hausfassade den Blick. Nur wenn er genauer hinschaute, erkannte er noch die Reste der Feuerleiter. Teile davon waren herausgerissen worden. Man hatte sie als Wurfgeschosse benutzt. In dieser von Farbigen beherrschten Gegend gab es oft genug Krawalle. Weiße
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