Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wiederkehr

Die Wiederkehr

Titel: Die Wiederkehr
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
Wolfgang Hohlbein
Die Wiederkehr
Die Chronik der Unsterblichen
Teil 5
    © Egmont vgs Verlagsgesellschaft, Köln 2003 Alle Rechte vorbehalten.
Umschlaggestaltung: www.alexziegler.de Titelfoto: © Simon Marsden
Lektorat: Frank Rehfeld
Produktion: Simone Nauerth
Satz: Greiner & Reichel, Köln
Druck: Clausen & Bosse, Leck
ISBN 3-8025-2934-0
Das Buch
    Europa im 16 Jahrhundert
Inmitten der von einem gewaltigen türkischen Heer belagerten
Stadt Wien suchen Andrej und Abu Dun nach dem Medicus Franz
Breiteneck, von dem sie sich Erkenntnisse über den Ursprung ihrer
Unsterblichkeit erhoffen. Aber auf der Flucht vor einem Vampyr, der
das Geheimnis unter allen Umständen wahren will, ist Breiteneck
untergetaucht. Ein tödliches Katz- und Maus-Spiel entbrennt, in dem
auch Graf Niklas von Salm, der greise Oberbefehlshaber über die
Wien verteidigenden Truppen, eigene Pläne mit den beiden Unsterblichen verfolgt. Andrej weiß, dass ihnen nicht viel Zeit bleibt, da die
Stadt angesichts der türkischen Übermacht dem Untergang geweiht
scheint. Er entschließt sich, in die uralten Katakomben hinabzusteigen.
Der letzte Schwerthieb war ihm gefährlich nahe gekommen. Nahe
genug, dass er den Luftzug der Klinge hatte spüren können, die an
seiner Wange entlanggestrichen war. Er machte einen tänzelnden
halben Schritt zurück, täuschte eine Ausfallbewegung nach links vor,
bewegte sich dann blitzschnell in die entgegengesetzte Richtung,
während er zugleich sein Schwert in einer schraubenden Bewegung
nach oben brachte. Für jeden unerfahrenen Schwertkämpfer wäre
    diese doppelte Täuschung tödlich gewesen. Doch der Janitscharenhauptmann, dem Andrej gegenüberstand, war ein ausgezeichneter
Schwertkämpfer, und genau dieser Umstand wurde ihm zum Verhängnis: Er unterschätzte seinen Gegner. Deutlich kräftiger als Andrej und mindestens einen Kopf größer, benutzte er seine Waffe sehr
gewandt und durchschaute die Täuschung.
    Genau das hatte Andrej gehofft. Als sich die Waffe nach einer
komplizierten Bewegung um seine eigene Klinge herumwand und
auf die Seite seines Halses zielte - ein Hieb, der zweifellos wuchtig
genug war, um ihn auf der Stelle enthaupten zu können - machte er
einen halben Schritt nach vorn und riss den linken Arm in die Höhe.
Die Augen des Türken weiteten sich ungläubig. Die Klinge prallte
gegen Andrejs hochgerissenen Arm, zerschnitt den Stoff seines
Hemdes und prallte Funken sprühend gegen den stählernen Armschutz, den er darunter trug. Dennoch hätte der Hieb den Kampf entschieden, denn die bloße Wucht des Schlages zerschmetterte Andrejs
Handgelenk trotz des stählernen Schutzes.
    Aber der Krieger hatte noch nie einem Feind gegenübergestanden,
der nicht nur in der Lage war, körperlichen Schmerz nicht wahrzunehmen, sondern sich auch durch Verletzungen nicht schwächen
ließ. Andrej schlug die Waffe mit der bloßen Hand beiseite, schenkte
seinem Gegenüber noch für einen kurzen Moment das Leben - gerade lange genug, so dass dieser begriff wie schrecklich falsch er den
schlanken, dunkelhaarigen Giaur eingeschätzt hatte, mit dem er
leichtes Spiel zu haben geglaubt hatte - und stieß ihm dann das
Schwert in die Brust.
Schwer atmend trat er einen Schritt zurück, um sich hastig umzusehen. Der Sieg, den er errungen hatte, war gering, wie er sich niedergeschlagen eingestehen musste.
    Der Kampf hatte mit dem ersten Licht des Tages begonnen und bis
in den frühen Nachmittag hinein nichts von seiner Schärfe eingebüßt.
Die Ebene vor der Stadt war schwarz von den Kriegern des türkischen Heeres, das den Wellen einer tödlichen Brandung gleich immer wieder gegen die Stadtmauer anstürmte. Angriff auf Angriff
wallte gegen die Mauern und brach sich an der Entschlossenheit der
Verteidiger. Andrej verstand längst nicht mehr, woher die muselmanischen Krieger den Mut für diesen selbstmörderischen Kampf nahmen.
    Dennoch: Auf einen gefallenen oder verwundeten Verteidiger kamen zehn Angreifer. Aber auch die Verluste auf Seiten des feindlichen Heeres waren fürchterlich. Trotzdem war die Lage aussichtslos.
Wien würde fallen. Die Zahl der Angreifer überstieg die der Verteidiger um ein Vielfaches. Allenfalls ein Wunder konnte die Stadt
noch retten, und Andrej hatte aufgehört, an Wunder zu glauben.
    Er stieß einem weiteren Gegner sein Schwert in die Brust und enthauptete mit der gleichen Bewegung einen zweiten Türken, der gerade über die Mauer zu klettern versuchte. Dann zog er sich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher