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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr
Autoren: André Norton
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gewesen, auch wenn sie ihres Wissens nach noch nie zuvor von einer Träumerin genutzt worden war. Tamisan ging davon aus, daß die Geschichte ihrer Welt an mehreren Kreuzungspunkten eine neue Richtung eingeschlagen hatte. Sie hatte drei dieser Punkte ausgewählt und überlegt, was passiert wäre, hätte sie die entgegengesetzte Richtung genommen.
    Sie schloß die Augen gegen diese scheinbare Wirklichkeit um sich und konzentrierte sich auf diese drei Punkte.
    Der erste war »das Willkommen durch die Oberkönigin Ahta«. Tamisans Überlegung war folgende gewesen: Was wäre geschehen, wenn das erste Sternenschiff bei seiner Landung nicht als ein Himmelsgefährt und seine Besatzung als Götter angesehen, sondern statt dessen mit Giftpfeilen begrüßt worden wären, wie sie zu der Zeit hier üblich waren. Das war ihr erster Ausgangspunkt gewesen.
    »Die Notlandung der Wanderer « war der zweite.
    Die Wanderer war ein Siedlerschiff, das durch ein Computerversagen von ihrem ursprünglichen Kurs abgekommen war und, um ihre Passagiere zu retten, hier hatte landen müssen. Was wäre geschehen, wenn der Computer nicht versagt hätte und die Wanderer nicht hier gelandet wäre, um eine nichtgeplante Kolonie zu gründen?
    »Der Tod des süßzungigen Sylts, ehe er den Altar Ictios erreichte.« Das war ihre dritte Wahl.
    Dieser Prophet wäre nie zu einer solchen Macht gelangt, die es ihm ermöglicht hatte, einen Mob blutdürstiger Aufrührer von Tempel zu Tempel zu führen und so die Finsternis über drei Viertel dieser Welt zu bringen.
    Diese drei Punkte hatte sie ausgewählt, aber sie war sich nicht sicher gewesen, ob nicht vielleicht einer den anderen unmöglich machte. Sylt hatte die Aufrührer gegen die Kolonisten der Wanderer geführt. Wäre das Schiff jedoch überhaupt nicht willkommen geheißen worden … Nein, Tamisan war sich nicht sicher. Sie hatte lediglich versucht, ein Ereignis herauszugreifen, seinen Ausgang zu verändern, und aus dieser Veränderung eine neue Welt aufzubauen.
    Sie öffnete die Augen. Das hier war keinesfalls eine Welt ihrer Vorstellung. Außerdem bekam man in einem Traum keine blauen Flecken, saß nicht auf aufgeweichtem Boden und war nicht dem heftigen Wind und Regen ausgesetzt, der triefende Strähnen aus ihrem Haar machte und ihr die Kleidung an den Leib klebte. Sie tastete nach ihrem Kopf. Was ist mit der Traumkrone?
    Ihre Finger berührten Metall, aber keine Kabel führten von ihm fort. Jetzt erst erinnerte sie sich, daß sie mit Starrex und Kas gekoppelt gewesen war, als es passierte.
    Sie stand auf, um sich umzusehen, und erwartete, die beiden irgendwo in ihrer Nähe zu finden. Aber sie war allein auf der Hügelkuppe, und jetzt begann es auch noch heftiger zu gießen. In der Nähe der Mauer war ein überdachtes Fleckchen – ein von schiefen Säulen gehaltenes Dach. Sie rannte darauf zu.
    Wände gab es keine, so kauerte sie sich in der Mitte zusammen und hoffte, so der windgetragenen Nässe zu entgehen. Wirklich schlimm empfand sie jedoch nur das Gefühl, daß das hier kein Traum, sondern allzu echte Wirklichkeit war.
    Wenn – wenn man wahr träumen konnte! Tamisan kämpfte gegen die Panik an und ließ sich die Möglichkeiten durch den Kopf gehen. War sie irgendwie in einem Ty-Kry gelandet, was möglich gewesen wäre, wenn ihre drei ausgewählten Punkte wirklich zu dem Verlauf geführt hätten, wie sie ihn sich ausgemalt hatte? Wenn ja, konnte man zurückkehren, indem man sich einfach alles so vorstellte, wie es tatsächlich gewesen war?
    Sie schloß die Augen und konzentrierte sich. Sie schwang herum, wurde zurückgerissen, schwang wieder herum, und wurde erneut zurückgezogen.
    Ein scheußliches Schwindelgefühl erfaßte sie. Als ihr der Magen in den Hals zu steigen schien, gab sie es auf. Schaudernd öffnete sie die Augen und starrte in den Regen. Dieses Herumschwingen hatte sich in etwa wie Traumbrechen angefühlt, das bedeutete also, daß sie sich in einem Traum befand. Aber genauso offenbar war, daß man sie hier gefangenhielt. Wie? Und weshalb? Und von wem?
    Angenommen – angenommen, einer oder beide, die meinen Traum mit mir erleben wollten, sind ebenfalls in diese Welt gelangt, wenn auch nicht an derselben Stelle wie ich – dann muß ich sie finden! Wir müssen gemeinsam zurückkehren, oder der fehlende hält die anderen wie ein Klotz am Bein fest. Ja, ich muß sie finden, sofort!
    Zum erstenmal schaute sie auf ihre Kleidung hinunter, die naß an ihr klebte. Es war nicht das kurze
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