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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr
Autoren: André Norton
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gesehen, wer im Sarg lag?«
    »Einer der Toten …«
    »Nicht ganz tot – glaube ich. Nicht, ehe ich ihm dein Schwert in die Brust stieß. Kilwar, es war Kas gewesen!«
    »Kas!« Er starrte sie an. »Du hast ihn als Kas gesehen? Ihn erkannt?«
    »Ich sah ihn und erkannte ihn. Er war nicht verändert wie du und ich, sondern so, wie ich ihn aus dem Himmelsturm kannte. Und – verstehst du, Kilwar? Ich – ich tötete ihn!«
    »Kas?« wiederholte er verblüfft. »Aber dieses Schiff muß schon eine sehr lange Zeit durch das Meer getrieben sein.«
    Übelkeit stieg in ihr auf, als ihr die volle Bedeutung dessen bewußt wurde, was sie gesehen hatte. Kas, der Kas, der in diese Traumwelt geworfen wurde, hatte sich in dem lebend toten Körper seines Gegenstücks dieser Welt wiedergefunden. In dem Körper eines Kas, der von dem Wesen in der Kugel beherrscht wurde. War dem echten Kas bewußt gewesen, was mit ihm geschehen war? Nein, sie durfte, wagte nicht einmal, es zu denken.
    Kilwar legte die Arme um sie und zog sie an sich, als wolle er sie vor ihren eigenen Gedanken beschützen. Gedanken, die sie mehr erschreckten als alles andere.
    »Wenn es der Kas dieser Welt war, dann hattest du nichts damit zu tun.«
    »Aber Lord, es war meine Kraft und mein Wille, die uns hierherbrachten!«
    »Und uns so vor dem sicheren Tod bewahrten«, erinnerte er sie. »Ich kenne den Grund für dieses Totenschiff nicht. Aber da die leuchtende Kugel sich offenbar bemüht hatte, Kas’ Gegenstück am Leben zu erhalten, könnte es leicht sein, daß er es war, der sich diese Falle ursprünglich ausgedacht hat. Zweifellos waren dieser Kas und die Kugel eng miteinander verbunden, denn als du ihn tötetest, reagierte die Kugel darauf. Was immer auch in ihr steckte, es war darauf aus zu morden. Du brauchst dir keinesfalls die Schuld zu geben, Tam-sin.«
    »Aber ich brachte ihn hierher – zu – zu diesem …«, flüsterte sie, ohne den Satz zu vollenden.
    »Du hast uns in Sicherheit geschafft, so wie du es vermochtest. Der Kas dieser Welt mußte sich dem Bösen verschworen haben, sonst hätte er nicht mit diesem – diesem Ding verbunden sein können, das sich von der Lebenskraft der Menschen ernährte.«
    »Wir können nicht sicher sein.« Sie wollte getröstet werden, wollte glauben, daß Kilwar recht hatte, aber wie sollte sie je die Wahrheit wissen?
    »Ich war dort, vergiß das nicht.« Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn. »Ich war das Opfer, das dieses – Wesen suchte. Selbst wenn es den Tod hundert und mehr Männer bedeutet hätte und sie alle blutsverwandt mit mir gewesen wären, so hätte ich den Befehl gegeben, es zu töten, denn es durfte nicht länger sein Unwesen treiben. Es hatte erbarmungslos wieder und immer wieder zugeschlagen, mit einer Gier, die einen krank macht, wenn man nur daran denkt. Kas, tot oder lebend, war mit dieser Falle verbunden. Glaubst du wirklich, daß irgendeiner sagen würde, sein Tod wäre in diesem Fall nicht gerechtfertigt?«
    »Du verstehst nicht!« Tam-sin versuchte sich aus seiner Umarmung zu befreien. »Kas ist tot – ich kann diesen Traum nicht abbrechen! Wir können nie mehr zurück!«
    Sein Gesicht schien jeden Ausdruck zu verlieren und sein Blick sich nach innen zu wenden. Er wußte es jetzt. Er würde und konnte ihr nicht vergeben, was sie getan hatte. Sie steckten in einem Traum fest. Es gab keine Rückkehr nach Ty-Kry, wo er über ein Himmelsturmreich herrschte.
    »Es ist wirklich so? Du bist dir dessen sicher?« Seine Frage klang ruhig und seine Stimme war so ausdruckslos wie sein Gesicht.
    »Es ist wirklich so«, erwiderte sie verzweifelt. Sie hatte Kas gehaßt, weil er Starrex in einem Traum hatte töten wollen, den sie gesponnen hatte. Aber sie hätte ihn retten müssen, damit sie zurückkehren konnten.
    »Dann mag es so sein!«
    Kilwar lächelte. Sein Gesicht leuchtete auf, wie sie es bei Starrex nie gesehen hatte.
    »Entsinnst du dich denn nicht, meine Tam-sin? In jenem Ty-Kry war ich nur ein halber Mann, an einen Körper gekettet, der mir nicht länger gehorchte. Als Hawarel war ich ein halber Mann auf andere Weise, denn seine Gedanken waren von einer Einfachheit, die ich auf die Dauer nicht hätte ertragen können. Doch hier«, stolz hob er seinen Kopf, »bin ich, was ich mir ersehnte. Glaubst du, ich halte die Vergangenheit für besser als die Gegenwart? Durchaus nicht! Ich bin Lord von LochNar, und ich habe meine geliebte Lady. Wenn Kas tot ist, so laß uns das als Wirklichkeit
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