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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Autoren: Unbekannt
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jeder erdenklichen Form von Nonkonformisten gab meinem Vater reichlich Gelegenheit, seinen Vorurteilen gegen »Alternativlinge« zu frönen.
    Meine Mutter hatte ich seit Jahren nicht mehr so glücklich gesehen. »Endlich passiert mal was in Mangold Parva!«
    Ein Streifenwagen fuhr vorbei, gefolgt von einem Krankenwagen mit kreischender Sirene.
    »Hurra!«, sagte mein Vater mit leuchtenden Augen. »Es gibt Ärger!«
    Meine Mutter rief Wendy Wellbeck an, um herauszufinden, was los war. Offenbar hatte jemand vom Dachsschutzbund einem Aktivisten der Aktion gegen Kinderarmut Vorhaltungen gemacht, dass er kein Recht habe, dabei zu sein. Woraufhin einer der sozialistischen Arbeiter Öl ins Feuer gegossen hatte, indem er behauptete, die Dachse wären alle mit TB verseucht und dürften nicht frei in der Landschaft herumlaufen. Ein Polizist schritt ein und verpasste beiden eine Anzeige wegen Unruhestiftung. Der Krankenwagen war für einen Mann vom Verein zur Erhaltung der Tiger, der in einen Graben voller Brennnesseln gefallen war.
    Inzwischen tat es mir schon leid, dass ich den Fackelzug vorgeschlagen hatte. Als ich am Treffpunkt ankam, war ich verblüfft über die Vielzahl der dort Wartenden. Bernard hielt zwei brennende Fackeln in Händen, reichte mir eine, und wir zogen los. Die sozialistischen Arbeiter skandierten: »Nieder mit dem Kapitalismus!« Andere Gruppen suchten nach einem Reim auf »Safaripark«, fanden aber keinen. Viele der älteren Demonstranten sangen das Titellied aus dem Film Born Free .
    Unterwegs gabelten wir noch meine Eltern auf, als wir an unserer Auffahrt vorbeikamen. Je näher wir Fairfax Hall kamen, desto mehr bereute ich die ganze Sache und dachte, dass es doch eigentlich ganz nett wäre, einen Safaripark in der Nähe zu haben. Außerdem erklärte Bernard mir, dass der Tiermist einen hervorragenden Dünger für die Rosen abgeben würde, die ich zu züchten vorhatte – und würde das Dorf nicht von den Jobs profitieren, die der Park schaffen würde? Ich war erleichtert, einen Streifenwagen in der Nähe des Gatters zu sehen. Ein Verkehrspolizist stieg aus und wandte sich an die Menge.
    »Meine Damen und Herren«, rief er. »Wie Sie alle wissen, ist dies immer noch ein freies Land, und als Bürger dieses Landes steht es Ihnen frei, friedlich zu protestieren, vorausgesetzt, Sie informieren die Polizei vorab über Ihre Absichten. Allerdings muss ich Ihnen mitteilen, dass keine derartige Ankündigung stattgefunden hat, weswegen ich Sie hiermit auffordere, umzukehren, friedlich zu Ihren Autos zu gehen und die Gegend zu verlassen.«
    Ich wollte mich schon umdrehen, da drängelte sich Tony Wellbeck nach vorn und hielt eine leidenschaftliche, wenn auch unlogische Rede darüber, dass zwar Geld für Safariparks vorhanden sei, sein Postamt hingegen, das der Region seit siebzig Jahren gute Dienste geleistet habe, zur Schließung gezwungen werde.
    Ich sagte zu Bernard, ich wolle zurückgehen.
    »Sei kein Spielverderber, mein Freund. Ich freue mich so drauf, diesem Frauendieb von Fairfax-Lycett den Schreck seines privilegierten Lebens einzujagen. Er und seinesgleichen leben doch in ständiger Angst vor dem Mob.« Damit ging er zu dem Polizisten, salutierte und sagte: »Oberst Bernard Hopkins a. D., Sir. Sie haben mein Wort als Offizier und als Gentleman, dass ich diese Menschen in friedlichem Protest anführen werde.«
    Der Polizist sagte, er habe in fünf Minuten Dienstschluss, und stieg wieder in seinen Wagen. Der Mob zog durch das Gatter und schritt über die Auffahrt auf Fairfax Hall zu.
    Da klingelte mein Telefon, und Daisy sagte: »Adrian, ich weiß nicht, was ich tun soll. Da kommt eine Menschenmenge auf unser Haus zu. Sie haben brennende Fackeln dabei und sehen wütend aus.«
    »Daisy«, sagte ich, »ich bin auch dabei.«
    »Dann sag ihnen, sie sollen weggehen. Ich bin hier allein mit Gracie. Hugo ist irgendwo mit seinem Quad unterwegs, offen gestanden mache ich mir Sorgen um ihn . Er geht nicht ans Handy.«
    Tagebuch, das Ganze endete in Verwirrung, einer Farce und Tragödie. Nach einigen Reden von glühenden Tierschützern, die gegen die Haltung von wilden Tieren in Gefangenschaft wüteten, zerstreute sich die Menge, und die meisten Leute liefen zurück Richtung Dorf. Als um halb zehn immer noch kein Lebenszeichen von Fairfax-Lycett gekommen war, machten sich Bernard, Tony Wellbeck und einige andere aus dem Dorf auf die Suche nach ihm. Meine Eltern, Wendy Wellbeck und ich gingen ins Haus und setzten uns
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