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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode
Autoren: Laurell K. Hamilton
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1. Kapitel
    Willie McCoy war schon vor seinem Tod ein Blödmann gewesen. Dass er nun tot war, änderte daran nichts. Er saß mir gegenüber in einem grell karierten Sakko. Seine Polyesterhose war hellgrün. Das kurze schwarze Haar hatte er sich aus dem dünnen dreieckigen Gesicht nach hinten geklatscht. Er hatte mich schon immer ein wenig an eine Gestalt aus einem Gangsterfilm erinnert. Die Sorte, die Informationen verkauft, Aufträge ausführt und entbehrlich ist.
    Jetzt, wo Willie ein Vampir war, war die Sache mit der Entbehrlichkeit natürlich nicht mehr von Bedeutung. Aber er verkaufte noch immer Informationen und machte Botengänge. Nein, der Tod hatte ihn nicht besonders verändert. Aber für alle Fälle vermied ich es, ihm direkt in die Augen zu sehen. Das war die vernünftigste Vorgehensweise, wenn man es mit Vampiren zu tun hatte. Früher war er ein Schleimkübel, jetzt war er ein untoter Schleimkübel. Das war eine neue Kategorie für mich.
    Wir saßen in der klimatisierten Stille meines Büros. Die himmelblauen Wände, die Bert, mein Boss, für beruhigend hielt, machten den Raum kalt.
    »Was dagegen, wenn ich rauche?«, fragte er.
    »Ja«, sagte ich, »allerdings.«
    »Verdammt, Sie wollen es mir nicht leicht machen, wie?«
    Einen Moment lang sah ich ihn direkt an. Seine Augen waren nach wie vor braun. Er fing meinen Blick auf, und ich schaute sofort auf den Schreibtisch.
    Willie lachte, ein keuchendes Gewieher. Das Lachen war das Gleiche geblieben. »Sieh mal an, das gefällt mir. Sie haben Angst vor mir.«
    »Nein, keine Angst, bin nur vorsichtig.«
    »Sie brauchen es nicht zuzugeben. Ich kann Ihre Angst riechen, fast als würde sie mir ins Gesicht, ins Gehirn wehen. Sie haben Angst vor mir, weil ich ein Vampir bin.«
    Ich zuckte die Achseln was hätte ich sagen sollen? Wie belügt man jemanden, der Angst riechen kann? »Warum sind Sie hier, Willie?«
    »Mensch, ich würde so gerne eine rauchen.« In einem Mundwinkel begann es zu zucken.
    »Ich wusste nicht, dass Vampire nervöse Zuckungen haben können.«
    Seine Hand fuhr in die Höhe, fast hätte er danach getastet. Er lächelte, seine Beißer blitzten. »Manche Dinge ändern sich eben nicht.«
    Ich wollte ihn fragen, was sich denn änderte. Wie fühlt man sich, wenn man tot ist? Ich kannte andere Vampire, aber Willie war der erste, den ich schon vor seinem Tod gekannt hatte. Es war ein seltsames Gefühl. »Was wollen Sie?«
    »He, ich bin hier, um Ihnen Geld zu geben. Um Ihr Klient zu werden.«
    Ich sah zu ihm hin, mied aber seinen Blick. Das Deckenlicht fing sich in seinem Krawattenknopf. Echtes Gold. Früher hatte Willie nie so etwas gehabt. Für einen toten Mann ging es ihm recht gut. »Ich lebe davon, dass ich Tote aufwecke, ohne Scherz. Wofür könnte ein Vampir einen Zombie gebrauchen?«
    Er schüttelte den Kopf, zwei schnelle Rucke nach jeder Seite. »Nein, kein Voodoo-Zeug. Ich will Sie engagieren, damit Sie gegen ein paar Mörder ermitteln.«
    »Ich bin kein Privatdetektiv.«
    »Aber Sie haben einen auf Ihrer Gehaltsliste.«
    Ich nickte. »Sie könnten Mrs. Sims direkt engagieren. Sie brauchen deswegen nicht erst zu mir zu kommen.«
    Wieder dieses ruckhafte Kopfschütteln. »Aber sie kennt sich mit Vampiren nicht so aus wie Sie.«
    Ich seufzte. »Können wir die Sache hier abbrechen, Willie? Ich muss in« - ich schaute zur Wanduhr -»fünfzehn Minuten gehen. Ich möchte meine Klienten nicht allein auf einem Friedhof warten lassen. Das macht sie häufig nervös.«
    Er lachte. Ich fand das wiehernde Lachen tröstlich, trotz der Reißzähne. Eigentlich sollten Vampire ein klangvolles Lachen haben. »Darauf wette ich. Darauf möchte ich wirklich wetten.« Sein Gesicht wurde plötzlich ernst, als hätte eine Hand das Lachen weggewischt.
    Ich spürte Angst wie einen Schlag in die Magengrube. Vampire können wie auf Knopfdruck ihr Verhalten ändern. Wenn er das konnte, was noch?
    »Sie haben von den Vampiren gehört, die drüben im Distrikt umgelegt werden?«
    Es klang wie eine Frage, also gab ich ihm Antwort. »Das ist mir bekannt.« In dem neuen Vampirclub-Viertel waren vier Vampire niedergemetzelt worden. Das Herz hatte man ihnen herausgerissen, den Kopf abgeschlagen.
    »Sie arbeiten noch mit den Bullen zusammen?«
    »Ich arbeite nach wie vor auf Honorarbasis bei der neuen Spezialeinheit.«
    Er lachte wieder. »Ja, das Spukkommando. Schlecht ausgestattet und unterbesetzt, klar.«
    »Sie beschreiben ungefähr die gesamte Polizeiarbeit dieser
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