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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode
Autoren: Laurell K. Hamilton
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noch am Boden. Seine Halswunde begann sich zu schließen. Er würde weiterleben, falls man das so nennen konnte.
    Ich hob mein Messer auf und taumelte zu ihm hinüber. Die Ratten beobachteten mich. Niemand mischte sich ein. Ich kniete mich neben ihn und riss ihm den Hemdärmel auf. Ich legte das Gris-Gris frei. Er konnte noch nicht sprechen, aber seine Augen weiteten sich.
    »Erinnern Sie sich, als ich das Band mit meinem Blut bestreichen wollte? Sie haben mich davon abgehalten.
    Sie schienen Angst zu haben, und ich verstand nicht, warum.«
    Ich sah zu, wie er heilte. »Jedes Gris-Gris verlangt etwas, dieses hier will Vampirblut, und etwas anderes verbietet es, sonst hört der Zauber auf. Tja.« Ich hielt meinen Arm hoch, aus dem das Blut ganz hübsch tropfte. »Menschenblut, Zachary, ist das schlecht?«
    Er brachte einen Laut zu Stande, etwa wie »nicht«.
    Das Blut lief bis zum Ellbogen hinab und hing als dicker zitternder Tropfen über seinem Arm. Er schüttelte so gut es ging den Kopf, nein, nicht. Der Tropfen fiel und spritzte auf seinen Arm, aber nicht auf das Gris-Gris.
    Er entspannte sich sichtlich.
    »Ich habe heute keine Geduld, Zachary.« Ich rieb mein Blut auf das gewebte Band.
    Zacharys Augen flatterten, verdrehten sich. Aus seiner Kehle drang ein ersticktes Geräusch. Seine Hände kratzten über den Boden. Sein Brustkorb zuckte, als bekäme er keine Luft. Ein Seufzer durchlief seinen Körper, ein langes zischendes Ausatmen, dann war er still.
    Ich kontrollierte den Puls; nichts. Ich schnitt das Gris-Gris mit dem Messer ab, knüllte es zusammen und schob es mir in die Tasche. Ein übles Teil.
    Lillian kam und verband mir den Arm. »Das ist nur ein Provisorium. Sie müssen genäht werden.«
    Ich nickte und stand auf.
    Edward rief: »Wohin gehst du?«
    »Ich hole unsere Waffen.« Und suche Jean-Claude. Aber das sagte ich nicht laut. Ich glaubte nicht, dass Edward das verstehen würde.
    Zwei Rattenmänner begleiteten mich. Das war in Ordnung. Solange sie nicht eingriffen, durften sie mitkommen. Philip kauerte noch immer in der Ecke. Ich ließ ihn dort.
    Ich fand die Schusswaffen, schlang mir die Maschinenpistole um die Schulter und nahm die Schrotflinte in die Hand. Die Ladung hätte einen Bär weggepustet. Ich hatte einen tausend Jahre alten Vampir getötet. Nein, ich nicht. Bestimmt nicht.
    Die Rattenmänner und ich fanden die Strafzelle. Es standen sechs Särge darin. Auf jedem lag ein geweihtes Kreuz, und silberne Ketten hielten den Deckel zu. Im dritten Sarg lag Willie und schlief so fest, dass es aussah, als würde er nie mehr wach werden. Ich ließ ihn so liegen, damit er bei Dunkelheit aufwachte. Und seinen Geschäften nachgehen konnte. Willie war kein schlechter Kerl. Und für einen Vampir war er prima.
    Die anderen Särge waren leer, nur einer war noch ungeöffnet. Ich löste die Ketten und legte das Kreuz auf den Boden. Jean-Claude starrte mich an. Seine Augen leuchteten mitternachtsblau, sein Lächeln war sanft. Der erste Traum blitzte in mir auf, und der Sarg füllte sich mit Blut, während er nach mir griff. Ich trat zurück, und er erhob sich von seinem Lager.
    Die Rattenmänner wichen fauchend zurück.
    »Ist schon in Ordnung«, sagte ich. »Er steht gewissermaßen auf unserer Seite.«
    Er benahm sich, als hätte er ein wohltuendes Nickerchen gemacht. Er streckte lächelnd die Hand aus. »Ich wusste, dass Sie es schaffen würden, ma petite.«
    »Sie arroganter Mistkerl.« Ich stieß ihm den Gewehrkolben in den Magen. Er klappte nach vorn. Mein Kinnhaken ließ ihn rückwärts schwanken. »Raus aus meinen Gedanken!«
    Er rieb sich das Gesicht und fand Blut an der Hand. »Die Zeichen sind dauerhaft, Anita. Ich kann sie nicht zurücknehmen.«
    Ich hielt das Gewehr gepackt, bis mir die Hände wehtaten. Aus meiner Armwunde begann Blut zu sickern. Ich dachte darüber nach. Einen Augenblick lang erwog ich ernsthaft, ihm sein perfektes Gesicht wegzuschießen.
    Aber ich tat es nicht. Wahrscheinlich würde ich es später bereuen.
    »Können Sie wenigstens aus meinen Träumen wegbleiben?«, fragte ich.
    »Das kann ich tun. Es tut mir Leid, ma petite.«
    »Hören Sie auf, mich so zu nennen.«
    Er zuckte die Achseln. In seinem schwarzen Haar leuchteten rote Lichtreflexe von den Fackeln. Atemberaubend. »Hören Sie auf, an meinem Verstand herumzumanipulieren, Jean-Claude.«
    »Was meinen Sie denn?«, fragte er scheinheilig.
    »Ich weiß, dass diese außerirdische Schönheit ein Trick ist. Also lassen Sie
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