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Bitter Süsse Tode

Titel: Bitter Süsse Tode
Autoren: Laurell K. Hamilton
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harte, schmutzige Arbeit, wenn ich mich auch nicht mehr übergeben muss. Inzwischen habe ich Routine.
    Edward holte einen kleinen Kasten aus seinem Rucksack. Er enthielt Spritzen. Er nahm eine Ampulle mit einer grauen Flüssigkeit heraus. »Silbernitrat«, sagte er.
    Silber. Das Verderben der Untoten. Die Geißel des Übernatürlichen. Und alles hübsch modern.
    »Funktioniert es?«, fragte ich.
    »Es funktioniert prima.« Er zog eine Spritze auf und fragte: »Wie alt ist er?«
    »Ein bisschen über hundert«, sagte ich.
    »Zwei sollten reichen.« Er stieß die Kanüle in die große Vene an Valentines Hals. Ehe er die Spritze zum zweiten Mal aufgezogen hatte, erbebte der Körper. Edward drückte die zweite Dosis in den Hals. Valentine krümmte sich gegen die Sargwände. Sein Mund öffnete und schloss sich. Er rang nach Luft, als müsse er ersticken.
    Edward zog eine weitere Spritze auf und hielt sie mir hin. Ich starrte darauf.
    »Sie beißt nicht«, sagte er.
    Ich nahm sie zögerlich zwischen Daumen und Zeigefinger.
    »Was ist los mit dir?«, fragte er.
    »Ich bin kein glühender Anhänger von Spritzen.«
    Er grinste. »Du hast Angst vor Spritzen?«
    Ich warf ihm einen bösen Blick zu. »Das nun auch wieder nicht.«
    Valentine schüttelte sich und bockte, Hände schlugen gegen das Holz. Es war ein hilfloses Geräusch. Die Augen öffnete er nicht. Er würde seinen eigenen Tod verschlafen.
    Er machte einen letzten schaudernden Satz, dann wurde er schlaff wie eine Stoffpuppe.
    »Er sieht nicht sehr tot aus«, fand ich.
    »Das tun sie alle nicht.«
    »Durchbohre ihr Herz und schlag ihnen den Kopf ab, und du weißt, dass sie tot sind.«
    »Das ist eben kein Durchbohren«, sagte er.
    Mir gefiel das nicht. Valentine sah ziemlich heil und nahezu menschlich aus. Ich wollte verwesendes Fleisch sehen, und Knochen, die zu Staub zerfallen. Ich wollte genau wissen, dass er tot war.
    »Keiner ist mehr aus dem Sarg gestiegen nach einer Spritze voll Silbernitrat, Anita.«
    Ich nickte, war aber nicht überzeugt.
    »Du nimmst die andere Seite. Los.«
    Ich ging, schaute aber immer wieder zu Valentine zurück. Jahrelang hatte er mich in meinen Albträumen heimgesucht und mich fast getötet. Er sah mir einfach nicht tot genug aus.
    Ich öffnete den ersten Sarg auf meiner Seite, einhändig, in der anderen Hand hielt ich vorsichtig die Spritze. Eine Injektion Silbernitrat würde mir auch nicht gut tun. Der Sarg war leer. Die weiße Kunstseideneinfassung hatte sich dem Körper angepasst wie eine alte Matratze, aber der Körper fehlte.
    Ich zuckte zusammen und blickte mich um, da war nichts zu sehen. Ich schaute langsam zur Decke und hoffte, dass da nichts über mir schwebte. Tat es nicht. Danke, Gott.
    Mir fiel ein, endlich weiterzuatmen. Wahrscheinlich war das Theresas Sarg. Ja, natürlich. Ich ließ ihn offen und ging zum nächsten. Das war ein neueres Modell, vermutlich kein echtes Holz, aber hübsch und glänzend. Der Schwarze lag darin. Ich wusste nicht, wie er hieß. Und würde es auch nicht mehr erfahren. Ich wusste, warum ich hierher gekommen war. Nicht nur um mich zu schützen, sondern um die Vampire zu erledigen, solange sie hilflos dalagen. Soweit ich wusste, hatte dieser Vampir niemandem etwas getan. Dann musste ich doch lachen; er war Nikolaos' Schützling. Glaubte ich wirklich, er hätte nie menschliches Blut gekostet? Nein. Ich drückte ihm die Kanüle in den Hals und schluckte mühsam. Ich hasste Spritzen. Aus keinem besonderen Grund.
    Ich hielt die Augen geschlossen, solange ich den Kolben drückte. Einen Pfahl in ein Herz zu rammen war nicht oh ne, aber eine Kanüle in den Hals zu stecken jagte mit Schauer über den Rücken.
    »Anita!«, schrie Edward.
    Ich fuhr herum und sah Aubrey aufrecht im Sarg sitzen. Er hielt Edward an der Kehle gepackt und hob ihn langsam in die Luft.
    Die Schrotflinte lag noch neben Valentines Sarg. Verdammt! Ich zog die 9mm und feuerte auf Aubreys Stirn. Die Kugel schleuderte seinen Kopf zurück, aber er lächelte nur und hielt den baumelnden Edward am ausgestreckten Arm.
    Ich rannte nach dem Gewehr.
    Edward musste beide Hände gebrauchen, um nicht durch seine eigenes Gewicht stranguliert zu werden. Er ließ mit einer Hand los und tastete nach der Uzi.
    Aubrey packte das Handgelenk.
    Ich hob das Gewehr auf, machte zwei Schritte auf sie zu und schoss aus drei Schritten Entfernung. Aubreys Kopf explodierte; Blut und Hirnmasse spritzten an die Mauer. Seine Hände ließen Edward auf den Boden
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