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115 - Die Höhle des Chakra

115 - Die Höhle des Chakra

Titel: 115 - Die Höhle des Chakra
Autoren: Dämonenkiller
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Der Kailasanath-Tempel in Ellora war eines der größten architektonischen Kunstwerke Indiens. Aus lebenden Felsen herausgehauen, stellte das dreißig Meter hohe Heiligtum das kosmische Gebirge dar, den Sitz des obersten Gottes Shiva. Die Tempelgebäude zeigten kunstvolle Ornamente und Darstellungen der hinduistischen Götterwelt.
    Zahlreiche Besucher hatten sich an diesem sonnigen Morgen bei dem Felsentempel eingefunden. Aber ihr Hauptinteresse galt nicht dem Bauwerk, sondern einer Gruppe von Sadhus - frommen Wandermönchen - und ihrem Führer, dem Guru.
    Der Guru, ein alter Mann mit kahlgeschorenem Schädel und in einem gelben Gewand, saß auf einer steinernen Plattform, in Meditation versunken. Ehrfürchtig standen die Sadhus um ihn herum. Auch sie trugen gelbe Gewänder, aber nicht in der strahlenden Farbe des Meisters. Sie schwangen Klappern, Rasseln und Glöckchen, und einer spielte auf der Bogenharfe.
    Mönche gab es in Indien viele. Ihr Auftreten wäre nichts Besonderes gewesen. Aber der alte Guru war kein anderer als der berühmte Sarwapalli Pareshi, dem man übernatürliche Kräfte nachsagte. Er hatte verkünden lassen, daß er beim Kailasanath-Tempel seine Religion verkünden wollte - die neue Lehre. Es wurden Demonstrationen von Sarwapalli Pareshis Fähigkeiten erwartet. Dennoch waren nicht so viele Zuschauer erschienen, wie man hätte erwarten sollen. Sarwapalli Pareshi hatte keinen bestimmten Termin für seinen Auftritt genannt. Er war einfach an diesem Morgen gekommen.
    Viele von den Leuten, die sich auf dem Tempelvorplatz drängten, waren zufällige Besucher. Auch Touristen befanden sich darunter. Besonders fiel eine Gruppe von Japanern auf, die fortwährend alles knipste und filmte. Alle hatten gemerkt, daß sich etwas Besonderes anbahnte.
    Sarwapalli Pareshi ließ sich Zeit.
    Erst als die Sonne genau im Zenit stand, begann er zu sprechen. Er sprach Hindi, aber der Dialekt der Leute aus dem Vindjagebirge klang deutlich durch. Die Inder unter den Zuschauern hörten es. Die meisten Touristen ließen sich die Worte des Guru vom Führer ihrer Reisegruppe übersetzen.
    „Ich verkünde euch das baldige Kommen eines göttlichen Wesens!" rief Sarwapalli Pareshi. „Padmasambhawa Bodhisattwa, der aus dem Lotos Geborene, wird seine geweihten Füße auf diese Erde setzen und jenes Zeitalter einleiten, von dem schon die ältesten Veden sprechen. Glaubt an Padma, und die Zeit eurer Widergeburten und Prüfungen wird sich dem Ende zuneigen! Glaubt an Padma, und ihr werdet stark sein und unüberwindlich!"
    Ein paar Japaner fotografierten den Guru; er beachtete es nicht.
    „Meine Sadhus werden euch nun die Kraft zeigen, die ihnen der Glaube an Padma, den Erhabenen, gegeben hat", fuhr der Guru fort. „Wenn ihr glaubt und meine Lehren befolgt, werdet auch ihr dieser Kraft teilhaftig sein."
    Auf ein Zeichen des Guru hin entkleideten sich die Wanderprediger bis auf knappe Lendenschurze. Sie waren alle hagere, asketische Männer. Ihre Augen leuchteten. Sie öffnete eine Kiste und holten Messer, lange Nadeln, Seile und Eisenketten hervor.
    „Padma!" intonierte der Guru, und sie fielen ein. „Padma, Padma, Padma! Padmasambhawa Bodhisattwa, der Erhabene, der Erleuchtete, der Bringer des Lichts, der Juwel aus der Lotusblume!"
    Die Inder unter den Zuschauern unterhielten sich leise, aber ungeniert. Sie beeindruckte das nicht sehr. In Indien gab es eine Menge Religionen, Lehren und Sekten.
    Zwei Sadhus begannen nun, sich mit Dolchen und Nadeln zu durchbohren. Mit dem Ausdruck größter Ruhe stießen sie sich die spitzen und scharfen Werkzeuge in den Körper. Sie durchbohrten Brust und Leib, ohne daß ein Tropfen Blut floß.
    Die Zuschauer staunten und murmelten.
    Ein Sadhu wurde von zwei Glaubensbrüdern mit steif ausgestrecktem Körper in der Waagrechten gehalten. Sie traten zurück. Ein Aufschrei ging durch die Reihen der Zuschauer. Die weiter hinten Stehenden reckten sich, um besser sehen zu können, oder drängten sich vor.
    Der Wandermönch schwebte einen Meter über dem Boden. Die beiden andem Sadhus häuften nun schwere Steine auf seinen Körper. Dennoch fiel er nicht herab; im Gegenteil, er stieg über die Köpfe der Zuschauer zehn Meter in die Luft hinauf.
    Vor den Tempelfiguren des Kailasanath-Tempels schwebte der Sadhu, die Augen geschlossen, die Hände vor der Brust gefaltet. Die Japaner knipsten wie toll, und auch die anderen Touristen standen ihnen nicht nach.
    „Das ist die Kraft des Padma", sagte Guru
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