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Feentod

Feentod

Titel: Feentod
Autoren: Juliane Breinl
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1.
    M it geschlossenen Augen genoss Noraya die wärmenden Strahlen der Maisonne. Wieder einmal war sie mit ihren Gedanken beim Festival. Wann immer ihr das nahende Ereignis in den Sinn kam, schlug ihr Herz schneller. Auf einer so großen Bühne hatte sie bisher noch nie gestanden. Ob sie das überhaupt packen würde? Allein die Vorstellung, in sechs Tagen vor über hundert Zuhörern den ersten Ton ins Mikro zu singen, sorgte dafür, dass sich Übelkeit in ihr ausbreitete. Mit schweißnassen Händen umklammerte sie die Handtasche in ihrem Schoß. Um sich abzulenken, ließ sie den Blick aus dem Fenster wandern. Es war ein wunderschöner Tag.
    Die S-Bahn fuhr übers Land – vorbei an einem kleinen Wäldchen, dessen frisches Grün in der tief stehenden Sonne besonders intensiv leuchtete. Wenn es am Wochenende genauso warm und trocken wäre wie heute, dann würde nach dem Konzert alles perfekt sein. Noraya nahm sich vor, jede Stunde auf dem Festival voll auszukosten.
    Â»Wie soll eigentlich das Wetter am Wochenende werden?«, richtete sie das Wort an ihre Freundin Alina, die ihr gegenüber auf der Bank saß und gerade ein neu erworbenes Oberteil aus der Einkaufstüte zog.
    Â»Es wird super!«, antwortete Alina, während sie das Teil in die Tüte zurückstopfte und nach dem nächsten fischte. »Wir werden alle Nächte durchfeiern. Das wird geil!«
    Â»Ich weiß noch nicht, ob ich die ganze Zeit auf dem Festival bleiben kann«, wandte Noraya ein und strich sich eine rötliche Haarsträhne hinters Ohr.
    Â»Wieso? Dein oller Haremswächter ist doch weg.«
    Â»Wir werden sehen«, wiegelte Noraya ab. »Für mich gibt es jetzt nur die Zeit vor dem Konzert. An das, was danach ist, kann ich überhaupt nicht denken. Bin viel zu aufgeregt.«
    Â»Das schaukelst du schon. Hast dich doch noch nie versungen. Und außerdem, wenn du erst mal in deinem super Outfit steckst, klappt alles andere ganz von alleine.« Noraya musste lachen. »Dann solltest du dir auch mal so ein Alles-klappt-von-alleine-Outfit für die Schule zulegen.«
    Â»Oh ja. Besonders ein Physik-Outfit wäre nicht schlecht.«
    Â»Für solche Probleme war dein Matthias doch unschlagbar!«
    Alina verdrehte die Augen. »Mein Matthias? Zwischen dem und mir ist nie was gelaufen. Aber du bringst mich auf eine Idee. Vielleicht hat Hagen ja neben seinem umwerfenden Aussehen auch noch Nachhilfequalitäten.« Alina warf schwungvoll ihr Haar zurück. »Du wirst ihn auf dem Festival kennenlernen. Er hat mir versprochen, dass er eine SMS schickt, sobald er auf dem Gelände ist. Der ist so süß!«
    Noraya stöhnte innerlich auf. Ihre Freundin schwärmte seit Tagen nur noch von Hagen. Glaubte man Alina, sah dieser Typ nicht nur wahnsinnig gut aus, sondern war in allem, was er tat, unschlagbar und konnte sich mit seinen 18 Jahren einen eigenen Sportwagen leisten. Noraya machte das eher skeptisch. Erst vor ein paar Wochen hatte sich Alina von einem Typen getrennt, der auch ziemlich gut betucht gewesen war. Das hatte ziemlich böse geendet.
    Die S-Bahn war zum Stehen gekommen. Etliche Leute strömten herein und füllten den bislang halb leeren Waggon. Neben Alina ließ sich ein kleiner Junge mit Eis nieder, das prompt auf ihre Tüten tropfte.
    Â»Halt die Waffel gerade«, ermahnte ihn seine Mutter, die sich neben Noraya gesetzt hatte und ein weiteres Kind auf dem Schoß hielt. Die S-Bahn fuhr mit einem kleinen Ruckeln wieder an und Norayas Aufmerksamkeit richtete sich auf eine junge Frau mit Kopftuch, die den Gang entlanghastete. Ihr folgten zwei Typen, die ganz offensichtlich angetrunken waren und lauthals rumpöbelten.
    Â»Bleib mal stehen, ich hab dich was gefragt. Der Lappen auf deinem Kopf verstopft dir wohl die Ohren? Ohne den siehst du bestimmt richtig geil aus.«
    Die Leute im Abteil hielten in ihren Gesprächen inne und auch Alina starrte zu der jungen Frau. Noraya sah, wie der größere diese grob am Arm packte. Die angstgeweiteten Augen heftete sie Hilfe suchend auf Noraya, deren Herz in einem Affenzahn klopfte. Am liebsten wäre sie aufgesprungen, um irgendwie zu helfen. Aber sie war wie gelähmt und konnte nichts tun, als zu starren. Plötzlich spürte sie Alinas Hand auf ihrem Oberschenkel und riss ihren Blick los. Alina schüttelte stumm den Kopf.
    Â»Nein, nein«, formte sie überdeutlich, aber
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