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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Autoren: Unbekannt
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zu Daisy in den kleinen Raum, den sie die »Kammer« nannte, ein gemütliches Zimmer mit vielen alten, braunen Antiquitäten und modernen Sofas.
    »Im Rest des Hauses kriege ich Agoraphobie. An so große Räume bin ich nicht gewöhnt.«
    »Das kommt davon, wenn man in einem Schweinestall wohnt«, sagte meine Mutter.
    Ich kann mich an die neue Daisy einfach nicht gewöhnen. Irgendwie finde ich es nicht richtig, dass eine Frau zu Hause ein Tweedkostüm trägt.
    Um halb elf rief Tony Wellbeck an; sie hatten Fairfax-Lycett unter seinem Quad gefunden. Er war am Leben, aber be wusstlos. Es tat mir weh, Daisys sichtliche Besorgnis zu sehen.
    Ehe sie in den Krankenwagen stieg, sagte sie noch: »Hoffentlich hat er keinen Gehirnschaden.«
    »Aber wie sollte man das feststellen können?«, fragte ich.
    Dienstag, 29. April
    Das Dorf versinkt knöcheltief im Müll. Mrs. Lewis-Masters hat ein großes Abfallsammeln organisiert.
    Fairfax-Lycett erlangte eine Stunde nach seiner Ankunft im Krankenhaus das Bewusstsein zurück. Als die Ärzte seine kognitiven Fähigkeiten testen wollten, indem sie ihn nach dem aktuellen Jahr, dem Namen des Premierministers und seinem Geburtsdatum fragten, antwortete er 1972, Mrs. Thatcher und 1066, weshalb sie ihn zur Beobachtung behalten haben. Daisy ist überhaupt nicht angetan von ihm. Auf die Frage, wie der Unfall passiert sei, erzählte er ihr, er sei vor dem Mob geflohen. Sie brachte Gracie bei mir vorbei, damit sie mehr Zeit im Krankenhaus verbringen kann.
    Ich sagte zu ihr: »Daisy, wenn er dazu erst ein paar Fragen zur Allgemeinbildung korrekt beantworten muss, kommt er vielleicht nie aus der Klinik, so beschränkt, wie er ist.«
    »Das stört mich nicht bei einem Mann«, sagte sie. »Die Beschränkten sind leichter zu kontrollieren.«
    Am Nachmittag wollte Gracie wieder im Bach planschen, also packten wir ein paar Sandwiches, eine Packung Jaffa Cakes und eine Thermoskanne Tee ein und machten ein Picknick. Ich erklärte ihr, dass der Baum, der über den Bach hing, Trauerweide heiße. Daraufhin wollte sie die Namen der anderen Bäume in der Nähe wissen, und ich war so glücklich, dass ich sie ihr sagen konnte.
    Später gesellte sich meine Mutter zu uns, ging aber nach ein paar Minuten wieder, weil sie die Mücken nicht aushielt. Innerhalb einer Viertelstunde war sie zurück, setzte sich auf den Baumstamm und zündete sich eine Zigarette an.
    Als ich Einspruch dagegen erhob, sagte sie: »Ich rauche nur dir zuliebe, Adrian. Ich will nicht, dass die Mücken dich in die Glatze stechen.« Dann zog sie eine Postkarte aus ihrer Jeansjacke und meinte: »Ich bin froh, dass ich die gefunden habe, ehe dein Vater sie gesehen hat.«
    Vorn war das stimmungsvolle Bild einer alten Brauerei in Burton-on-Trent zu sehen, auf die Rückseite hatte Rosie geschrieben:
    Liebe Mum,
    ich wollte dir nur schreiben, dass es Dad und mir gutgeht. Wir haben viel gemeinsam, nicht nur das Aussehen! Alles Liebe an dich, und bitte grüß George und Adrian schön von mir.
    Viele Grüße von
    Rosie (Lucas)
    Gracie spielte fröhlich mit Zweigen und Steinen und allen möglichen Sachen, die sie am Wasser fand.
    »Aus dem Bach könnte man was Hübsches machen, wenn man ihn ordentlich aufräumt und ein paar bunte Sträucher am Ufer pflanzt«, meinte meine Mutter.
    »Der bleibt genau so, wie er ist«, sagte ich.
    Mittwoch, 30. April
    Heute kam Mrs. Lewis-Masters zum Tee zu Besuch. Nach Delia Smiths Rezept bereitete ich sowohl Frucht- als auch Käsegebäck zu.
    Sie benutzt keine Gehhilfe mehr; als ich ihr dazu gratulierte, sagte sie: »Bernard ist mir eine Stütze.«
    Ich sagte, ich sei ebenfalls dankbar für Bernards Unterstützung.
    »Ich meine das nicht im übertragenen Sinne«, fauchte sie. »Bernard stützt mich buchstäblich, wenn wir irgendwohin gehen.«
    Im Anschluss sagte ich, ich bedauerte, dass Bernard den Schweinestall verließe.
    Worauf Mrs. Lewis-Masters sagte, sie rechne mit »einer schwierigen Umgewöhnungsphase«, wenn Bernard bei ihr einziehe.
    »Ich habe ein paar ekelhafte Angewohnheiten, mein Freund«, warf Bernard ein. »Zum Beispiel drehe ich jeden zweiten Tag meine Unterhose auf links.«
    »Um Körperpflege kümmere ich mich einen Dreck«, sagte Mrs. Lewis-Masters. »Ich habe bei Wüstenmenschen gelebt, die baden nur zweimal im Jahr, und zwar in Sand.«
    Nach dem Tee machten wir einen Spaziergang, um ihr mein Stück Land zu zeigen. Als wir am Bach etwas rasteten, sagte sie, sie würde mir ihren Gärtner und ihre
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