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Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre

Titel: Townsend, S: Tagebücher des Adrian Mole: Die schweren Jahre
Autoren: Unbekannt
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Samstag, 2. Juni 2007
    Schwarze Wolken über Mangold Parva. Es regnet seit Anbeginn der Zeit. Wann wird es aufhören?
    meine grössten sorgen:
    1.Glenns Kampfeinsatz gegen die Taliban in der Provinz Helmand.
    2.Der Buchladen hat heute nur 17,37 £ eingenommen.
    3.Musste letzte Nacht drei Mal aufstehen, um Wasser zu lassen.
    4.Der Mittlere Osten.
    5.Haben meine Eltern eine aktuelle Sterbegeldversicherung? Ich kann mir nicht leisten, sie zu beerdigen.
    6.Meine Tochter Gracie zeigt beunruhigende stalinistische Tendenzen. Ist so ein Verhalten normal bei Kindern unter fünf Jahren?
    7.Es ist zwei Monate und neunzehn Tage her, seit meine Frau Daisy und ich das letzte Mal miteinander geschlafen haben.
    Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihr Interesse an mir nachgelassen hat. Sie hat schon seit Ewigkeiten nicht mehr die Kuppe meines weichgekochten Eis abgemacht. Sie hat sich immer noch keine Gummistiefel gekauft, obwohl sie seit drei Jahren in Mangold Parva wohnt. Sie ist die einzige Mutter mit zwölf Zentimeter hohen Absätzen vor dem Kindergarten. Das zeigt, dass sie sich überhaupt nicht zu mir bekennt, und ebenso wenig zum englischen Landleben. Im ersten Monat unserer Ehe pflückten wir zusammen Brombeeren, und sie versuchte sich am Einkochen von Marmelade. Heute, vier Jahre später, sind die Narben von der kochenden Marmelade fast vollständig verheilt, und sie kauft Himbeermarmelade von Bonne Maman für 3,50 £! Das ist absurd, wo man doch die Co-op-Eigenmarke für 87 Pence bekommt.
    Gestern fand ich sie weinend über ihre alte Aktentasche gebeugt. Als ich sie fragte, was denn los sei, schluchzte sie: »Ich vermisse Dean Street.«
    »Wer ist Dean Street?«, wollte ich wissen.
    Da knallte sie die Aktentasche auf den Tisch und trat wütend gegen einen Sack Komposterde.
    »Dean Street , die Straße, du Idiot «, sagte sie mit diesem ruhigen, sarkastischen Tonfall, den ich fürchten gelernt habe.
    Aber wenigstens hat sie mit mir gesprochen, obwohl sie Augenkontakt immer noch meidet. Als ich letzte Woche meinen Nasenhaartrimmer in der Handtasche meiner Frau suchte, fiel mir ein DIN-A5-Heft mit harmlos aussehenden Monstern auf dem Umschlag in die Hände. Zu meinem Erschrecken las ich auf der ersten Seite eine Notiz an mich.
    Adrian, wenn du mein Tagebuch gefunden hast und das hier siehst, lies nicht weiter. Ich kann mich niemandem als diesem Tagebuch anvertrauen. Bitte respektier meine Wünsche und gestatte mir etwas Privatsphäre.
    Mach das Heft zu und leg es zurück.
    Sofort!
    Ich las weiter.
    Liebes Tagebuch,
    ich habe mir vorgenommen, jeden Tag etwas in Dich zu schreiben, und ich werde nichts verschweigen. Ich kann keiner Menschenseele erzählen, wie ich mich fühle. Adrian bekäme einen Nervenzusammenbruch, meine Eltern und Schwestern würden sagen, ich hätte ihn nie heiraten sollen, und meine Freunde würden verkünden, »das haben wir dir doch gleich gesagt«. Aber die Wahrheit ist, liebes Tagebuch, dass ich schrecklich unglücklich bin. Ich hasse es, im Land der Bauerntrampel zu wohnen, wo die Bevölkerung noch nie von der Galerie White Cube oder Latte macchiato gehört hat und glaubt, Russel Brand wäre eine Wasserkochermarke. Liebe ich meinen Mann? Habe ich meinen Mann je geliebt? Kann ich mit meinem Mann zusammenleben, bis einer von uns oder wir beide tot sind?
    In dem Moment hörte ich die Tür schlagen, und Daisy kam aus dem Garten ins Haus. Schnell steckte ich das Heft in ihre Handtasche zurück und rief aus unerfindlichem Grund: »Daisy, wann feiert die Queen offiziell Geburtstag?«
    Sie kam ins Wohnzimmer und fragte: »Warum willst du das wissen? Du hast ihr doch wohl keins deiner Gedichte geschrieben, oder?«
    Als sie den Kopf vorbeugte, um sich eine Zigarette anzuzünden, musste ich feststellen, dass sie inzwischen ein Tripel kinn hat. Außerdem ist mir neulich aufgefallen, dass sie sich an unserer sprechenden Badezimmerwaage zu schaffen gemacht hat; das Gerät spricht seitdem nicht mehr.
    Zum Einkaufen begleite ich sie nicht mehr, seit sie in der Umkleidekabine von Primark einen Tobsuchtsanfall hatte, als sie in einem Oberteil in Größe 42 stecken blieb und von der Filialleiterin herausgeschnitten werden musste.
    Den gesamten Heimweg über sagte sie immer wieder: »Ich begreife das nicht, ich hab doch nur Größe 40.« Selbst mein Freund Nigel, der blind ist, aber Umrisse erkennen kann, meinte vor kurzem: »Du liebe Güte, Daisy hat aber ganz schön zugelegt. Als sie mich letztens besucht hat, dachte
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